Leipzig
Mittel für Arbeiterjugend gestrichen
Die Monopolbetriebe in Sachsen und ihre Lautsprecher in der Landesarbeitsagentur sowie der Industriekammer wollten das alte Jahr nicht verstreichen lassen, ohne noch einmal über den Fachkräftemangel zu jammern.
„Ausbau bei Infineon, Porsche und BMW: Kampf um Arbeitskräfte verschärft sich“, so die entsprechende Schlagzeile in der Leipziger Volkszeitung zum Jahreswechsel. Ganz so, als ob diese Unternehmen gar nichts mit dem Fachkräftemangel zu tun hätten. Man sollte meinen, dass nichts wichtiger wäre, als jetzt junge Menschen zu Fachkräften auszubilden. Weit gefehlt!
EU und Bundesregierung stecken ihre finanziellen Mittel lieber in die militärische Aufrüstung und in Waffenlieferungen für den Ukrainekrieg. „Wir haben seit dem ersten Tag des Krieges darauf hingewiesen, dass die Kosten für diesen Krieg und die Weltkriegsvorbereitung insbesondere auf die Arbeiterklasse abgeladen werden“, so Jörg Weidemann, Sprecher der MLPD-Landesleitung in Sachsen.
Kurz vor Weihnachten traf es nun besonders die Arbeiterjugend. Überraschend und Knall auf Fall wurden die Fördermittel der Sächsischen Aufbaubank für zwei Produktionsschulen gestrichen. Sowohl die Produktionsschule des Berufsbildungswerks Leipzig als auch die AWO-Produktionsschule in Wehlen (Sachsen) stehen vor dem Aus. In Leipzig betrifft dies 24 Schülerinnen und Schüler sowie sechs Ausbilder.
Produktionsschulen sind Lern- und Arbeitsorte für benachteiligte oder beeinträchtigte Jugendliche im Alter von 15 bis 25 Jahren. Sie haben die Schule oder Lehre abgebrochen, psychische oder andere gesundheitliche Handicaps. In den Produktionsschulen bekommen sie eine besondere Förderung, vor allem in der praktischen Produktion. Viele von ihnen konnten in den letzten Jahren im Anschluss erfolgreich eine Lehre abschließen. Also Einrichtungen wie sie jetzt dringend gebraucht werden.
Die Verantwortung für die Streichung der Mittel wird zwischen der Sächsischen Aufbaubank, dem Europäischen Sozialfonds und der sächsischen Landesregierung hin und her geschoben. Keiner traut es sich auszusprechen: Die sinnvollen Produktionsschulen sind eines der vielen Opfer der Kriegs- und Krisenkosten. „Und niemand kommt bisher auf die Idee, diejenigen Konzerne zur Kasse zu bitten, die so laut über den Fachkräftemangel jammern“, so Jörg Weidemann von der MLPD gegenüber der Roten Fahne Redaktion.