Ein Sieg des Internationalismus und der Völkerfreundschaft
Vor 100 Jahren: Gründung der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR)
Durch die Oktoberrevolution von 1917 stürzte die Arbeiterklasse im Bündnis mit der Bauernschaft die Herrschaft des russischen Imperialismus. Sie errichtete eine Rätemacht (Sowjets) und beendete für das Land den Ersten Weltkrieg.
Die Revolution erfasste das gesamte ehemalige Zarenreich und seine Kolonien – dort entstanden wie in Russland Sowjetrepubliken. Ihre Zusammenführung zu einer Union war und ist das leuchtende Beispiel für die erfolgreiche Lösung der nationalen Frage. Speziell verbunden war dies mit dem Kampf Stalins gegen großrussischen Chauvinismus – eine Tatsache, die heute im Zuge des Ukrainekriegs aggressiv verleumdet wird.
Sofort nach der Revolution begannen konterrevolutionäre Kräfte einen Bürgerkrieg, in den auch Militär aus insgesamt 14 kapitalistischen Ländern eingriff. Das Bündnis der Arbeiter und Bauer erhielt gezwungenermaßen eine militär-politische Form, zu der auch eine Ablieferungspflicht für landwirtschaftliche Produkte gehörte. Dieser „Kriegskommunismus“ sicherte die Ernährung der städtischen Bevölkerung und der für die Revolution kämpfenden Roten Armee.
Mit der Beendigung des Bürgerkriegs wandten die Bauern sich jedoch gegen diese Verpflichtung und forderten freiere Verfügung über ihre Erzeugnisse. Es kam zu einer politische Krise, im Februar 1921 in Kronstadt sogar zu einem Aufstand gegen die Sowjetmacht. Die Bolschewiki beschlossen daher auf ihrem X. Parteitag die Ersetzung der Ablieferungspflicht durch eine Naturalsteuer, so dass die Bauern mit der Hälfte ihrer Produktion nun frei wirtschaften konnten. Diese von Lenin konzipierte Neue Ökonomische Politik (NÖP) ließ zudem Privateigentum an kleineren Betrieben und im Handel sowie ausländische Konzessionäre zu. Die NÖP sicherte den Fortbestand des Bündnisses mit den Bauern, die privatkapitalistische Initiative beschleunigte den wirtschaftlichen Wiederaufbau. Sie schuf allerdings auch eine Grundlage für die Entwicklung neuer kapitalistischer Elemente, wovor Lenin ausdrücklich warnte.
Der Parteitag beriet auch die Einbeziehung aller Völker der Sowjetrepubliken in den sozialistischen Aufbau. „Entwicklung der Industrie in den Randgebieten des Landes, Schaffung der sowjetischen Staatlichkeit und Kultur in den Sprachen der Völker, Heranbildung nationaler Kader aus der einheimischen Bevölkerung, Hilfe der Arbeiterklasse Zentralrußlands für die Bauernschaft der nationalen Republiken“ [1] – das sollte in Russland, Weißrussland, der Ukraine, in Georgien, Armenien und Aserbaidshan gemeinsam erreicht werden. Die Zusammenarbeit der Republiken musste dazu auf eine neue Stufe gehoben werden: Nach gründlicher Vorbereitung trat am 30. Dezember 1922 der I. Unionskongreß der Sowjets mit 2 225 Delegierten zusammen. Sie waren entsprechend der Bevölkerungszahl gewählt worden: 1727 aus der Russischen Föderation, 364 aus der Ukraine, 33 aus Weißrussland und 91 aus den drei kaukasischen Republiken.
Als Kommissar (Minister) für Nationalitätenfragen hatte Stalin wesentliche Verantwortung für die Gründung der UdSSR. Er strebte den Anschluss der Republiken als autonome Einheiten an die bestehende Russische Föderation an. Lenin kritisierte dieses Konzept jedoch, weil es die Bedeutung der Selbständigkeit der früheren Kolonien gegenüber dem ehemaligen imperialistischen Kernland unterschätzte. Statt eines Beitritts müsse es um die Vereinigung gleichberechtiger Republiken mit dem ausdrücklichen Recht auf Lostrennung gehen. Stalin eignete sich diese Kritik tiefgehend an. An Lenins Stelle – dieser konnte krankheitshalber nicht mehr selbst aktiv sein – führte und leitete er die Gründung der Sowjetunion.
Im April 1923 verdeutlichte er den Sinn der Leninschen Kritik, indem er die Entwicklung der Union als Aufgabe im Klassenkampf aufzeigte: „Die hauptsächliche Kraft, die den Zusammenschluß der Republiken zu einem einheitlichen Bund hemmt, ist eine Kraft, die ... unter den Verhältnissen der NÖP in unserem Lande heranwächst: der großrussische Chauvinismus... Ich war Zeuge, wie auf dem Februarplenum, wo die Frage einer zweiten Kammer 2 zum erstenmal angeschnitten wurde, innerhalb des ZK Äußerungen fielen, die mit dem Kommunismus nicht in Einklang zu bringen sind, Äußerungen, die mit Internationalismus nichts gemein haben... Die Hauptgefahr ... besteht darin, daß bei uns jeden Tag, ja jede Stunde im Zusammenhang mit der NÖP der Großmachtchauvinismus wächst, der alles Nichtrussische auszulöschen, alle Fäden der Verwaltung um das russische Element herum zusammenzufassen und das Nichtrussische niederzudrücken strebt. Die Hauptgefahr besteht darin, daß wir bei einer derartigen Politik Gefahr laufen, das Vertrauen zu verlieren, daß die ehemals unterdrückten Völker zu den russischen Proletariern in den Oktobertagen gefaßt haben.“ 3 Ganz wesentlich führte Stalin daher den Kampf zur Entwicklung der UdSSR gegen den großrussischen Chauvinismus!