Verharmlosung nicht angebracht

Verharmlosung nicht angebracht

Trump und andere Faschisten - eben "verrückt"?

Ob dauer-alkoholisierte, faschistische Schläger im Dorf, Reichsbürger-Putschisten oder Donald Trump: offen auftretende Faschisten werden oft als Spinner abgetan. Diese Banalisierung blanker Menschenverachtung ist höchst gefährlich.

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Trump und andere Faschisten - eben "verrückt"?
Trumps Zukunft ist ungewiss - aber im Gefängnis ist er noch nicht. (Bild: Carlos Herrero von pexels.com)

Schon die Prämisse ist falsch. Schließt Wahnsinn Gefährlichkeit aus? Trump war US-Präsident und will es wieder werden – müssten wir uns keine Sorgen machen, wenn ein Wahnsinniger die Befehlsgewalt über Atomwaffen und die größte Armee der Welt hat? Tut man menschenverachtende Demagogie und Politik als Spinnerei ab, traut man ihr nicht mehr zu, planvoll und methodisch zu sein. Das wollen solche Leute, denen nichts wichtiger ist, als ihre wahren Absichten zu verschleiern.

Verwirrung als Taktik

Trump ist kein Spinner, sondern absichtlich widersprüchlich. Seine Methode ist die permanente Infragestellung von allem, inklusive eigener Aussagen. Dadurch wirkt Trump auf seine Gegner wirr oder sogar verwirrt, was dazu verleitet, ihn nicht ernst zu nehmen und zu unterschätzen. Für seine Anhänger allerdings liefert er jede Aussage, die sie sich eventuell wünschen könnten. Trump setzt auf „Confirmation Bias“. Das ist die Tendenz, das, was den eigenen Standpunkt bestärkt, hervorzuheben, und das, was ihm widerspricht, zu verdrängen. Wenn man nur nach seinen Aussagen geht, ließe sich sowohl „beweisen“, dass Trump COVID frühzeitig als hoch gefährlich eingestuft hat, als auch dass er COVID von Anfang an als eine Verschwörung „der Eliten“ betrachtete. Trump ist vor allen Dingen ein Agent der Verwirrung.

In Wirklichkeit berechnend und gefährlich

Der Untersuchungsausschusses zum Sturm auf das US-Kapitol 2021 beweist derweil, dass Trump nicht spontan in einem Anflug geistiger Umnachtung, sondern stets planvoll und methodisch handelte. Die „Siegesrede“, in der er sich gleichzeitig zum Sieger ausrief und seinen Gegnern Wahlbetrug vorwarf, war schon Wochen vor der Wahl mit seinen Beratern abgesprochen. Trump wusste, dass seine Anhänger bewaffnet waren, als er sie zum Kapitol schickte. Als der Angriff begann, wollte er zum Kapitol, um die Führung zu übernehmen. Dazu kam es nur nicht, weil der Secret Service den Befehl verweigerte, da er nicht für Trumps Sicherheit garantieren konnte.

 

Ob das Konsequenzen hat, ist noch offen. Zwar hat der Untersuchungsausschuss empfohlen, Anklage zu erheben, aber entscheiden muss das US-Justizministerium. Und das zögert.