Flüchtlinge auf Lesbos sollen faktisch inhaftiert werden

Flüchtlinge auf Lesbos sollen faktisch inhaftiert werden

Mehr hat Europa nicht für uns übrig!

Die Flüchtlinge aus dem Lager Kara Tepe auf Lesbos (Griechenland) berichten:

Von Iordanis Georgiou

Wir waren auf einer Veranstaltung eines Arztes, der bei Ärzte ohne Grenzen arbeitet. Sie hat uns sehr traurig gemacht, denn sie hat uns gezeigt, was uns 2023 erwartet. „Zentrum des Zusammenlebens“ nennen die EU und die griechische Regierung unsere neuen Gefängnisse. Seit einem Jahr werden die Flüchtlinge auf Samos in einem geschlossenen Zentrum, weit weg von den Städten, eingesperrt. Alle Flüchtlinge, ob Kinder oder Erwachsene, leiden unter psychischen Problemen. Ein solches Gefängnis wird derzeit auf Lesbos gebaut – und alle Flüchtlinge von Kara Tepe werden dort eingeschlossen werden.

 

Das geschlossene Zentrum mit kontrolliertem Zugang auf Lesbos ist sogar noch isolierter, da es 33 Kilometer von der Stadt Mytilene entfernt liegt. Dort werden die Flüchtlinge faktisch inhaftiert. Der Zugang zu Dienstleistungen für das Asylverfahren oder zu Ärzten und kulturellem Leben wird letztlich unmöglich gemacht.

 

Was soll man dazu noch sagen? Es gibt für uns nur den einen Begriff: „Verachtung und Missachtung jeglicher Menschenrechte.“ Die Menschen, die in Griechenland ankommen, sind gestresst: Einige sind vor Konflikten oder Verfolgungen in ihren Heimatländern geflohen. Viele haben auf ihrer Reise schreckliche Gewalt erlebt. Wir wissen selber, was wir auf dem Weg nach Griechenland alles erlebt haben: Menschenhandel, sexuelle Übergriffe, Zwangsarbeit. Dann kommen wir in ein für uns freies Land, und die Aufnahme erfolgt mit doppeltem Stacheldraht, Röntgenstrahlen und biometrischer Identifizierung. Das ist die menschenverachtende Asylpolitik der EU. Mehr hat Europa nicht für uns übrig. Lasst uns gemeinsam unsere Kräfte bündeln!

 

Siehe auch Rote-Fahne-News-Korrespondenz: Hier soll ein "würdevoller Aufenthalt" möglich sein?