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Hype um Kernfusion als „heiligen Gral“ der Energieversorgung

Bei der Kernfusion werden Atomkerne, wie jene des Wasserstoffs, bei extremen Temperaturen miteinander verschmolzen.

Von dr
Hype um Kernfusion als „heiligen Gral“ der Energieversorgung
Auf der Sonne finden Kernfusionen statt (foto: ESA/A. Baker, CC BY-SA 3.0 IGO)

Erstmals wurde jetzt angeblich beim Verschmelzen von Atomkernen mit Lasern mehr Energie gewonnen, als verbraucht. Tatsächlich wurde nur der Verschmelzungsprozess bewertet. Das ist aber schöngerechnet. Für die Rechnung wurde ein entscheidender Faktor - der für eine Stromerzeugung grundlegend ist - nicht berücksichtigt: Der gesamte Energieverbrauch der Anlage mit 192 Lasern braucht hundertmal mehr Energie als die Fusionsreaktion freisetzt.

 

Diese wissenschaftliche Leistung US-amerikanischer Wissenschaftler ging sofort um die Welt - als Erfolgsmeldung des US Imperialismus.

 

Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) sprach von einem „historischen Tag für die Energieversorgung der Zukunft“ und erklärte prompt im Heute Journal: „Das erste Fusionskraftwerk in Deutschland könne womöglich schon in zehn Jahren ans Netz gehen“.

 

Vor diesen voreiligen Aussagen wurde selbst von den beteiligten Wissenschaftlern gewarnt. Die Vorstellung, auf der Erde das nachzuahmen, was die Sonne seit fünf Milliarden macht, beflügelt bereits seit den 1950er-Jahren Forscher und Energiekonzerne. Herausgekommen ist noch nichts, außer dass gigantische Summen an staatlichen Fördergeldern verbraten wurden. Selbst wenn das langfristig gelänge: eine Rettung vor der Klimakatastrophe wäre das nicht, da sofort und drastisch alle Treibhausgasemissionen gesenkt werden müssen.

 

Klingeln da etwas schon die Geldbeutel der Konzerne in freudiger Erwartung von Subventionen? Die EU Kommission zählt die 5,6 Milliarden Euro, die zwischen den Jahren 2021 und 2027 für das internationale Forschungs-Fusionsprojekt Iter ausgegeben werden, allen Ernstes zum Geld für den Klimaschutz. „Wir werden jetzt ganz anders betrachtet. Das Interesse der Investoren steigt“,¹ berichtet Michl Binderbauer, Chef von TAE Technologies. Das Unternehmen forscht dazu privat in Los Angeles und hat namhafte Geldgeber wie Google oder Chevron.

 

Die Arbeiterklasse begrüßt technischen und wissenschaftlichen Fortschritt und entsprechende Forschungsarbeit. Sie gehören zur vollständigen materiellen Vorbereitung des Sozialismus, auch wenn Kernforschung in den Händen von Google und Chevron oder imperialistischer Regierungen die Umweltprobleme heute nicht lösen, sondern sie verschärfen.