Leserbrief
Wissenschaftlich-differenzierte Aufarbeitung geht anders
Der folgende Leserbrief ging ursprünglich an die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ). Diese wollte ihn „aus Platzgründen“ nicht abdrucken. Die Rote Fahne Redaktion dokumentiert:
Die FAZ vom 26. November berichtete über den Antrag von SPD, Grünen, FDP und CDU / CSU, die Hungerkrise 1932 / 33 in der Ukraine als Genozid anzuerkennen. Diese sei „von Stalin erzeugt“. Von hochwertigem Journalismus ist zu erwarten, dass nur verbreitet wird, was bewiesen werden kann. Wo ist das historische Dokument, das den Befehl Stalins zu einem bewusst „herbeigeführten“ Hungertod beweist? Man muss kein Kommunist sein, um die historische Tatsache anzuerkennen, dass die großbäuerlichen Kulaken im Widerstand gegen die Kollektivierung ihr Getreide lieber verbrannt haben, als es den hungernden Menschen zu geben, und dass zeitgleich eine Typhusepidemie in der Region grassierte.
In der gleichen Ausgabe schreibt Hubertus Knabe in einem Artikel (S. 19) zum Thema. Den einzigen vertiefenden Artikel zu einem so komplizierten und brisanten Thema einem Antikommunisten wie Knabe zu überlassen, unter dessen Leitung die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen laut Historiker Jens Gieseke eine „wachsende Nähe zur AfD und ihrem Rechtspopulismus“ erlangte, ist höchst fragwürdig. Auch in der Berichterstattung über historische Ereignisse in der sozialistischen Sowjetunion erwarte ich von der FAZ, sachlich und differenziert zu berichten.