VW
„Tarifrunde vorbei – Leben und Kampf gehen weiter“
Die Zeitung „Vorwärtsgang“, Zeitung von Kolleginnen und Kollegen für Kolleginnen und Kollegen in den deutschen VW-, Audi-, Porsche- und MAN-Werken, schreibt in ihrer aktuellen Ausgabe:
Mit einer bisher einzigartigen Geschwindigkeit haben sich VW und die Tarifkommission auf den Abschluss geeinigt, der wesentlich der Fläche entspricht. Mit der ersten Einmalzahlung von 2000 Euro im Februar und einem prozentualen Volumen von 4,9 Prozent, auf die Laufzeit gesehen, ist er etwas besser, als die Fläche. Die Diskussion zur Bewertung ist in vollem Gange.
Sicher - die 2000 Euro im Februar zusammen mit den 2000 Euro für den Porsche-Börsengang bringen erst mal eine Entlastung. 5,2 Prozent im Juni werden wir auch merken. Aber, auf lange Sicht gesehen bedeutet der Abschluss den ersten deutlichen Reallohnverlust seit Jahrzehnten - trotz der wirtschaftlichen Super-Lage von VW. Das wird Schmerzen – an der Heizkostenzahlung, an den Einkäufen, am Sprit. Das Preisniveau wird nicht mehr wesentlich zurückgehen.
„Wäre da nicht mehr drin gewesen?“ – die Meinungen gehen auseinander. Tatsache ist, dass viele sagten: „Diesmal aber richtig streiken!“ Es gab eine hohe Aktion-s und Kampfbereitschaft. Die Busse nach Wolfsburg am 9. November waren gut gefüllt! Darauf musste VW Rücksicht nehmen und hat von der zweiten zur dritten Runde einen Riesen-Sprung im Angebot gemacht. Wir lagen 1:0 vorne, das Spiel war noch lange nicht vorbei. Nicht wenige fragen sich: Warum gehen wir da auf das erstbeste Angebot ein?
Manchen war allerdings die Ruhe lieber. VW ja sowieso - „Planungssicherheit und Stabilität“ betont Arne Meiswinkel zum Abschluss. Aber auch die IG-Metall-Tarifkommission hat sich ausdrücklich gegen weitere Aktionen und sogar gegen Beratungen des Ergebnisses mit der Basis entschieden. Es war für sie allerdings auch eine Herausforderung, wirklich ergebnisoffen zu diskutieren, wenn schon vor der Sitzung der Tarifkommission das Ergebnis und die morgendliche Abstimmung über alle Medienkanäle verkündet wurde.
Mancher Kollege und gar Gewerkschaftsführer argumentiert auch: „Der Staat muss auch ausgleichen, bei so einer Lage“. Gegen Geld vom Staat haben wir nichts, allerdings besteht das eh zu einem guten Teil aus Steuern, die wir vorher gezahlt haben.
Es gab bisher die Legende, dass mit den Tarifrunden ein „gerechter Lohn“ hergestellt wird. Das ist eine Kernbotschaft des Reformismus, der behauptet, man könne sich im Kapitalismus schön einrichten. Funktioniert offensichtlich doch nicht so gut. Dass das Märchen vom gerechten Lohn so offen scheitert – das ist auch ein Scheitern des Reformismus. Wenn wir uns nicht im Kapitalismus schön einrichten können, dann sollten wir uns vielleicht nach was Neuem umsehen?
Nur der Kapitalismus schreibt vor, dass wir unsere Arbeitskraft als Ware verkaufen müssen. Karl Marx erkannte, dass der Kapitalist sich dadurch unbezahlte Arbeit, Mehrarbeit aneignet. Das Ergebnis sind die Milliardenvermögen in Katar, bei Porsche / Piech usw. Deshalb kann es auch keinen gerechten Lohn geben. Marx forderte: „Nieder mit dem Lohnsystem!“.
Wenn man es mal so betrachtet, ist die Aussage von Arne Meiswinkel zum Tarifabschluss, man müsse „die Kosten weiter im Griff behalten“m eine Lachnummer. Wir sind kein Kostenfaktor, wir schaffen die Werte. Wer das versteht, der geht auch mit mehr Selbstbewusstsein in die nächste Tarifrunde, in den Kampf um Lohnnachschlag, gegen die Gefahr eines Dritten Weltkriegs usw. Es sind noch viele Rechnungen offen – packen wirs an!.