Klartext
Jetzt auch noch die Fußballkrise ...
Fußball – für viele die schönste Nebensache der Welt mit spannenden Spielen, Top-Leistungen, Emotionen, Freud und Leid. Eine Fußball-WM war jahrzehntelang auch eine sichere Bank für ein klassenübergreifendes Wir-Gefühl, eine von den Herrschenden gewollte Ablenkung von den Krisen dieser imperialistischen Welt.
Doch jetzt? Die Nationalmannschaft zum zweiten Mal hintereinander bei einer WM schon in der Vorrunde gescheitert. Sprach- und mutlos gegen die Zensur einer an Harmlosigkeit kaum zu überbietenden Armbinde, die die „eine Liebe“ predigt. Kaum Deutschland-Fahnen an Autos und Fensterscheiben, kein Public-Viewing. Fan-Communitys wie die von Schalke 04 oder Borussia Dortmund riefen zum Boykott auf und organisierten eigene Fan-Turniere. Fußball-Kneipen zeigten Fußball-Filme.
Zu Recht wurden Katar und die FIFA kritisiert – aber was ist mit dem staatstragenden DFB? Nach dem Debakel des DFB rückt jetzt das „System Bierhoff“ beziehungsweise die „Bierhoffisierung des Fußballs“ in den Fokus der Kritik. Mit seinem „Fan Club Nationalmannschaft“ wollte man die Fankultur unter die durchkommerzialisierten Fittiche des DFB bringen.
Zu Recht wurden Katar und die FIFA kritisiert – aber was ist mit dem staatstragenden DFB? Tassilo Timm, Landesvorsitzender Thüringen der MLPD
Bierhoff fordert jetzt, es dürfe „kein Fingerpointing“ geben. Er hatte noch nie ein Problem damit, mit dem Finger auf andere zu zeigen. Aber wehe, jemand weist auf seine Rolle als verantwortlicher DFB-Direktor. In die Kritik an Bierhoff und Co. mischen sich zunehmend kapitalismuskritische Töne, bis in bürgerliche Medien. In „ran“ polemisiert Andreas Reiners gegen die „die überstrapazierte Marketing-Masche, Profitgier, Arroganz, Abgehobenheit und fehlendes Feingefühl“.
Das „System“-Problem geht weit über das „System Bierhoff“ hinaus. Keine Reform dieser Welt kann etwas daran ändern, dass der Fußball immer vollständiger zur Ware geworden ist – so wie es alle Bereiche des Lebens im heutigen staatsmonopolistischen Kapitalismus werden. So gesehen ist auch die Fußballkrise symptomatisch und ein Grund mehr, für eine sozialistische Alternative einzutreten.