Wirtschaftsentwicklung

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Beherrschung der Chip-Produktion - Waffe im internationalen Wirtschaftskrieg

Die Automobilkonzerne Toyota, Honda und Nissan meldeten im Oktober Produktionsprobleme wegen Chip-Mangels (1). Das wirft ein Schlaglicht auf die Probleme mit Lieferengpässen und Logistikproblemen in der international organisierten kapitalistischen Produktion, die noch lange nicht überwunden sind.

Von ba/hr
Beherrschung der Chip-Produktion - Waffe im  internationalen Wirtschaftskrieg
Foto: pexels.com

In heftiger zwischenimperialistischer Konkurrenz werden zur Zeit gigantische Summen in den Aufbau neuer Produktionsanlagen für Chips gesteckt: Infineon hat im September eine neue Chip-Fertigung in Villach für 1,6 Milliarden Euro eröffnet. Bosch hat im Juli 2021 in Dresden ein neues Chip-Werk in Betrieb genommen.2 Intel plant für 17 Milliarden Euro für ein neues Werk in Magdeburg3 und zwei neue Werke für 20 Milliarden Dollar in den USA. Micron will ein Werk in den USA für 100 Milliarden Dollar bauen.4


Die US-Regierung subventioniert das mit 57 Milliarden Dollar, die EU mit dem „European chips act“ mit 43 Milliarden Euro.5 Die EU ist von 44 Prozent der Weltchipproduktion auf 9 Prozent zurückgefallen und will mit dem jetzigen Programm wieder 20 Prozent erreichen.6 Der Chef des niederländischen Elektronikkonzerns NXP, Kurt Sievers, hält für dieses Ziel aber Investitionen von 500 Milliarden Euro für notwendig.7 US-Präsident Joe Biden tönt bei einem Besuch in einem Chip-Werk: „Die Lieferkette wird hier beginnen und hier enden.“8 Während die Investitionen vor allem in die Herstellung hochprofitabler Spitzenchips gehen, um als Hersteller eine Führungsposition zu erreichen, mangelt es in der Automobilindustrie an einfachen Chips älterer Bauart, die nur geringen Profit abwerfen. Deren Hersteller reduzieren zum Teil die Produktion.


Die kürzlich bekräftigte Absichtserklärung des chinesischen Präsidenten Xi Jinpings zur Eroberung Taiwans zielt auch auf die dortige Chip-Produktion. Sie ist mit 26 Prozent Anteil am Weltumsatz Weltmarktführer und produziert in Auftragsfertigung für 53 andere, vor allem amerikanische Monopole. Die US-amerikanische Handelsministerin Gina Raimondo beklagt diese Abhängigkeit: „Wir stellen derzeit keinen einzigen der fortschrittlichsten Halbleiterchips der Welt her, wir kaufen 65 Prozent dieser Chips aus Taiwan.“9 Und Taiwan liefert auch Chips für amerikanische Kampfjets.


Mit scharfen Sanktionen gegen chinesische Firmen hat das US-Außenministerium den Konflikt erheblich verschärft. Sie schränken sowohl die Lieferung von Chips aus den USA und Taiwan nach China ein wie den Export chinesischer Chip-Produzenten. Das zielt auf die Ruinierung der chinesischen Chip-Produktion und letztlich der chinesischen Exportwirtschaft insgesamt.


Apple will keine Chips aus China mehr verwenden.10 Der wichtigste Lieferant von Apple ist aber das taiwanesische Monopol Foxconn, das selbst wieder erhebliche Anteile an chinesischen Chip-Herstellern hat. Das soll Foxconn auf Druck der taiwanesischen Regierung aufgeben.11 Auch der niederländische Weltmarktführer von Chip-Fertigungsanlagen ASML ist von den Sanktionen betroffen.12


Der aggressive Kurs in der Kriegsvorbereitung von Seiten des chinesischen Imperialismus wie des US-Imperialismus, beschönigend „Entkopplung“ genannt, ist Ausdruck der offenen Krise der Neuorganisation der internationalen Produktion und verschärft sie gleichzeitig massiv.


Die Bundesregierung versucht, zwischen dieser aggressiven Kriegspolitik gegenüber China und der bisherigen wirtschaftlichen Durchdringung bei der Beteiligung von Cosco beim Hamburger Hafen zu lavieren, indem sie den Anteil auf 24,9 Prozent reduzierte.13 Der BRD-Imperialismus hat in diesem Kampf allerdings auch erheblich mehr zu verlieren als die USA.


Das Problem mit der Chip-Produktion ist Teil des internationalen Wirtschaftskriegs und verschärft die Krise der gesamten international organisierten kapitalistischen Produktion. Der Widerspruch von internationalisierter Produktion und nationalstaatlicher Machtbasis der internationalen Monopole spitzt sich damit weiter zu und wird zur explosiven Sprengladung im imperialistischen Weltsystem.