Tarifrunde Unikliniken Baden-Württemberg

Tarifrunde Unikliniken Baden-Württemberg

Viertägige Warnstreiks an Unikliniken Baden-Württembergs

Unmittelbar vor der dritten und vorerst letzten Verhandlungsrunde am 1. Dezember ruft ver.di an den vier Unikliniken erneut zu Warnstreiks auf.

Korrespondenz aus Tübingen

Gestreikt wird vier Tage lang in Freiburg, Tübingen, Ulm und Heidelberg seit Montag, dem 28. November 2022, bis einschließlich Donnerstag. Damit will ver.di den Druck erheblich erhöhen. Die Gewerkschaft erwartet, dass die Klinikbetreiber am 1. Dezember einen ernsthaften Vorschlag machen.

 

Irene Gölz, ver.di Verhandlungsführerin: „In den letzten drei Wochen waren wir intensiv im Austausch mit den Beschäftigten in Heidelberg, Freiburg, Tübingen und Ulm. Die Rückmeldung aus allen vier Standorten ist nahezu unisono: Wir sind bereit für die Sicherung unserer Einkommen zu kämpfen - wenn es sein muss, auch noch länger. Wir haben bewusst entschieden, jetzt mit einem viertägigen Warnstreik den Arbeitgebern unmissverständlich klarzumachen, dass wir in der dritten Runde einen für die Beschäftigten guten Abschluss erreichen wollen.“

 

Sylvia Bühler, Mitglied im ver.di Bundesvorstand und Bundesfachbereichsleiterin Gesundheit, Soziales: "Nach den außerordentlichen Belastungen in der Pandemie stehen die Beschäftigten hier an den Unikliniken nun auch vor einer erheblichen finanziellen Belastung. Wir brauchen eine dauerhafte und tabellenwirksame Entgelterhöhung."

 

In einem langen, sehr kämpferischen Demozug mit Trommelgruppe, Musik und dauerndem Parolen-Rufen – „heute ist kein Arbeitstag, heute ist Streiktag“ - kamen an die 300 Kolleginnen vom Klinikum auf dem Tübinger Schnarrenberg durch die ganze Innenstadt zur Kundgebung am Neckarufer gegenüber dem Hölderlinturm. Der Frauenverband Courage begrüßte die Demonstrantinnen mit Schildern: „Viel Erfolg! Zusammenhalt macht stark, der Frauenverband unterstützt Euch!“ und „Bescheidenheit ist eine Zier, jedoch darauf verzichten wir!“. Nebendran wehte die MLPD/ICOR Fahne.

 

Kämpferisch wurde in den Reden auf den weiteren Kampf und besonders auf die Notwendigkeit, eine tabellenwirksame Lohnerhöhung zu erkämpfen, orientiert. Einmalzahlungen wurden scharf attackiert als Trostpflästerchen. Bei der rasanten Inflation muss an der Laufzeit von zwölf Monaten festgehalten werden. Die Arbeitgeberseite besteht hauptsächlich aus Klinikvorständen, nennt sich seit 2015 AGU mit Sitz in Tübingen. Sie sind knallharte Kapitalistenvertreter, zeigen sich nicht in der Öffentlichkeit und rufen den Klassenkampf auf den Plan. Insofern ist der Kampf auch hier bedeutsam mit der ganzen Kraft von 2000 zur Zeit am Streik in Baden-Württemberg Beteiligten.

 

Betroffen von diesem Kampf sind 28 400 Kolleginnen an den vier Unikliniken mit ca 6 500 Betten. Die MLPD unterstützt die Richtung, dass in diesem Kampf eine immer engere Zusammenarbeit von Arbeitern in den Großbetrieben wie bei Bosch und im Gesundheitswesen notwendig ist. Ein Schild „Profitmaximierung - Gesundheitswesen? Sieht so eine befreite Gesellschaft aus? MLPD“ tragen wir am dritten Streiktag. Wir verteilten viele Flyer „Aktiver Widerstand gegen einen Dritten Weltkrieg“, verkauften die Broschüre "Der Ukrainekrieg und die offene Krise des imperialistischen Weltsystems" und boten das Buch "Die Krise der bürgerlichen Ideologie und des Opportunismus" an.

 

Dabei schwenkten wir die rote MLPD/ICOR Fahne. Das war deshalb besonders wichtig, weil zwar die verschiedensten Krisen genannt wurden, aber nicht, dass alles auf Kriegswirtschaft ausgerichtet ist. Unter diesen neuen politischen Bedingungen zu kämpfen ist nochmal eine Herausforderung, sich bei ver.di und am besten auch in der MLPD zu organisieren.