Erdwärme
Prima Alternativenergie oder gefährliche Profitquelle?
Bislang ging ich, wenig fachbewandert, davon aus, dass Geothermie (Erdwärme) eine der erstrebenswerten Formen alternativer Energiegewinnung sei.
In Deutschland sind 42 Geothermieanlagen im Aufbau oder bereits im Betrieb. In Nordrhein-Westfalen (NRW) betrifft das Bochum, Arnsberg und Marl. Schon träumen die Wuppertaler Stadtwerke (WSW) davon, dass in NRW mit Erdwärme aus 5000 Meter Tiefe 70 Prozent des kommunalen Wärmebedarfs gedeckt werden könnte. Zur möglichen Technologie erklärte der zuständige Leiter der Energieerzeugung der WSW: „Bei der sogenannten hydrothermalen Geothermie wird über Bohrungen heißes Tiefenwasser an die Oberfläche gepumpt. Dem Wasser wird die Wärme entzogen, dann wird es abgekühlt und wieder in den Untergrund zurück gepumpt“ (Westdeutsche Zeitung, 22.11.2022). Der Vorstandsvorsitzende der WSW gerät regelrecht ins Schwärmen, er „...will einen Standortvorteil nutzen: Unter dem Bergischen Land – am Nordrand des Rheinischen Schiefergebirges gelegen - lägen interessante Gesteine für die Geothermie, insbesondere die über 380 Millionen Jahre alten Kalksteine aus dem Erdzeitalter des Devons“ (ebenda).
Nun wurde bekannt, dass bereits bis zum Frühjahr 2023 eine geologische Machbarkeitsanalyse fertiggestellt sein soll - mit ersten Ergebnissen und Untertage-Modellen. Diese wird unterstützt von der Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastruktur und Geothermie (IEG). Der IEG fällt dabei die Rolle zu, „Unternehmen und Kommunen bei der Transformation der Energieinfrastruktur mit markt- und anwendungsnaher Forschung zu unterstützen“.(ebenda) Und natürlich erklären sich auch die Wuppertaler CDU und SPD für das Projekt: als wichtiger Beitrag zur Energiewende, wenn es die Umwelt und das Grundwasser nicht gefährdet. Und der energiepolitische Sprecher der Grünen beruhigt, das käme sicher erst in zehn Jahren oder später. Ein Schelm, der bei so was an bürgerliche Wissenschaft und Politik als Dienstleister der Monopole, zur Absicherung der Profite und zur Beruhigung der Bevölkerung denkt. Wenn sie sich da mal nicht die Finger verbrennen!
Immerhin kommt aus der Grünen-Landespartei berechtigte Kritik von Christa Stiller-Ludwig. Sie ist dort in der Landesarbeitsgruppe Energie und hat sich als Wasserwirtschaftlerin und Leiterin der Unteren Wasserbehörde jahrelang um den Schutz des Grundwassers gekümmert. Sie findet es „unglaublich“, dass nun Tiefenerdwärme forciert werde. “Tiefe Bohrungen berührten das Grundwasser (…) Die Folgen solcher Bohrungen würden nicht genug geprüft: Sie könnten etwa unterirdische Wasserdruckverhältnisse verändern und so das Grundwasser absenken, Gestein könne aufquellen und es könnten Fremdstoffe ins Grundwasser gelangen. Mit den gleichen Argumenten habe man sich einst gegen das Fracking entschieden (…) die Wasserwirtschaft, die das Wasser schütze, werde zu wenig gehört. Sie macht den Vorwurf der juristischen Trickserei. Denn laut Bergrecht dürfe unterirdisch kein Wasser abgebaut werden, aber durch die Formulierung, es werde Wärme abgebaut, werde diese Regel umgangen. Sie habe `äußerste Bedenken`“ (ebenda).
Was bei der WSW, die metaphysischen Ritter von der traurigen Gestalt, bei ihrer Art von „Energiewende“ – mit den Tiefenbohrungen - noch weniger interessiert, ist die tickende Zeitbombe der Untertagedeponierung von Riesenmengen an hochgefährlichen Giftstoffen wie PCB, vor allem in den Steinkohlezechen. (s. auch Rote Fahne vom 25.11.2022). Noch ist die Erdwärme und die Giftbrühe unter Tage. Es geht nun darum, dass die Bergbaukumpel und die Bevölkerung in NRW auf der Hut sind und ihre Kampferfahrungen wieder aus der Tiefe holen - auch zur Rettung der Umwelt vor der Profitwirtschaft. Dann bekommt das Sprichwort eine ganz neue Bedeutung: „Es wird nichts so heiß gegessen wie gekocht“