DAX-Konzerne

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Höchstgewinne in der Krise

Nach Mitteilung der Ernst & Young Wirtschaftsprüfungsgesellschaft (EY) wird der Gewinn der 40 DAX-Konzerne für 2022 insgesamt etwa 130 Milliarden Euro betragen. Im dritten Quartal stieg er um 28 Prozent auf EUR 44,7 Milliarden an und war damit so hoch wie nie zuvor. Auch das Umsatzwachstum von 23 Prozent erreichte demnach ein neues Rekordniveau.

Von ba
Höchstgewinne in der Krise
DAX-Kurstafel in der Frankfurter Wertpapierbörse (foto: Dontworry (CC BY-SA 3.0))

13 der 40 Dax-Unternehmen verbuchten keine Gewinnsteigerung, sondern einen Rückgang. Und es gibt eine sehr unterschiedliche Entwicklung zwischen internationalen Übermonopolen und sonstigen Monopolen, der mittleren und Kleinindustrie usw. „Insbesondere viele kleinere und weniger auf dem Weltmarkt aktive Unternehmen, die eine begrenzte Preismacht besitzen, können die Erwartungen der Analysten nur noch schwer oder gar nicht mehr erfüllen“, erklärten Vertreter der Commerzbank, die auf die steigende Anzahl an Gewinnwarnungen aufmerksam macht.

 

Nur die internationalen Übermonopole sahnten kräftig ab. Laut Mathieu Meyer, in leitender Funktion für die „Region Europe West“ bei EY, ist der „hohe Internationalisierungsgrad“ ein wichtiger Bestandteil des Erfolgs der deutschen Top-Konzerne: “Bis auf Weiteres ... bleiben die Märkte in Übersee die Wachstumsmotoren für Deutschlands Top-Konzerne.“ Ein wesentlicher Grund der Profitsteigerungen sind die spekulationsgetriebene Inflation und Währungseffekte, die durch die unterschiedliche Stärke der Währungen Dollar und Euro zustandekommen.

 

Der Anteil Nordamerikas am Gesamtumsatz der Dax-Konzerne stieg im Vergleich zum Vorjahr von 29,8 auf 32,2 Prozent.  Aufgrund des starken Dollar konnten sie mit jedem eingenommenen Dollar 15 Cent mehr als vor einem Jahr an Gewinn abschöpfen und sind damit die Währungsprofiteure. Bei vielen Monopolen, insbesondere bei den Automonopolen, versteckt sich hinter der wertmäßigen Umsatzsteigerung oftmals sogar ein mengenmäßiger Rückgang der Produktion. So sank die PKW-Produktion der deutschen Autobauer von Januar bis Juli 2022 erneut auf ein Niveau von mehr als 40 Prozent unter dem Vergleichszeitraum 2018 vor Beginn der Weltwirtschafts- und Finanzkrise. Dennoch werden BMW, Mercedes und Volkswagen ein Viertel sämtlicher DAX-Dividenden an ihre Aktionäre ausschütten.

 

Diese internationalen Übermonopole konnten, anders als die meisten anderen Unternehmen, aufgrund ihrer Marktmacht sowohl steigende Material-, Logistik- und Energiepreise weiterreichen, als auch noch mächtig draufsatteln, d.h. riesige Raubpreise durchsetzen, und dabei sogar mengenmäßige Rückgänge der Produktion überdecken. Ein wesentlicher Faktor ist die Spekulation.  „Der Spekulationsprofit ist also ein reiner ‚Raubprofit‘ der über die verschiedenen Formen der Börsenspekulation zwischen den Kapitalanteilseignern lediglich umverteilt wird.“ (S. Engel, „Bürgerliche politische Ökonomie vor dem Scherbenhaufen“, S. 26/27).

Die Leidtragenden dieser Krisengewinner sind insbesondere die Arbeiterklasse, die kleinen Handwerker und Landwirte, aber auch die nicht-monopolisierten Unternehmen. Denn tatsächlich ist weder die Wirtschaft in Deutschland noch weltweit auf dem Weg aus der Krise heraus.

Die Entwicklung der Industrieproduktion in der Welt stagniert insgesamt auf einen Niveau unterhalb von vor der Krise Mitte 2018. In vielen ihrer Länder sinkt sie aber seit einigen Monaten tendentiell wieder. Die Hälfte der großen alten imperialistischen Länder (Deutschland, Frankreich, Japan, Italien) liegen deutlich unter, die andere Hälfte (USA, Großbritannien, Kanada, Spanien) leicht über dem Vorkrisenstand.

Bürgerliche politische Ökonomie vor dem Scherbenhaufen

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Während die Gewinne bei den internationalen Übermonopolen also stark gestiegen sind, mussten die Metaller einen weiteren Lohnraubabschluss hinnehmen. Ein Argument mehr für einen selbständigen Kampf um Lohnnachschlag um mindestens 20 Prozent. Die Arbeiterbewegung muss sich auch auf einen harten Kampf um ihre Arbeitsplätze einstellen. Die Erscheinung, dass sich einige Übermonopole auch in einer Wirtschaftskrise eine goldene Nase verdienen, während immer mehr Arbeiter und Arbeiterinnen und andere Teile der Bevölkerung in Not geraten, zeigt die Verfaultheit des Kapitalismus-Imperialismus insgesamt und die Notwendigkeit, ihn revolutionär zu überwinden.