Spanien und England
LNG-Tankerstau - neue Blüte der Spekulation
Seit einem Monat stauen sich die LNG-Tanker vor der Küste Spaniens und Englands, einige kreuzen im Mittelmeer. Jetzt löst sich der Stau der mit Flüssiggas beladenen 30 Tanker vor dem spanischen Festland langsam auf.
Rohstoffmonopole spekulieren auf höhere Profite
Durch den ungewöhnlich warmen Oktober ist die Gas-Nachfrage in Europa gesunken, weil weniger Gas als erwartet aus den bereits zu 95 Prozent gefüllten Speichern abgeflossen ist. Betrug der Großhandelspreis für eine Megawattstunde Gas auf dem Höhepunkt der Preis-Aufwärtsspirale Ende August noch 346 Euro an der niederländischen TT-Börse, so fiel er bis Mitte November auf 119 Euro (Stand 22.11.2022). Die Analystenfirma ICIS enthüllte im „Business Insider“, dass die Schiffe auch deshalb erst jetzt entladen werden, um bei tieferen Temperaturen ab Ende November höhere Preise, sprich mehr Profite, durchzusetzen.
Lehrstück des Staatsmonopolistischen Kapitalismus
„Der europäische Gasmarkt funktioniert also“, behauptet die Commerzbank. „Das Gas wird zu den Gebieten mit der größten Knappheit umgelenkt“. Als ginge es den internationalen Übermonopolen darum, „Knappheit“ zu beseitigen und Bedürfnisse der Masse der Bevölkerung zu befriedigen. Chinas „Knappheit“ und wachsender Bedarf aufgrund seiner wirtschaftlichen Expansion wurde nicht bedient, sondern LNG-Gas wegen der möglichen hohen Profite vor allem nach Europa verkauft. Gemäß kapitalistischer Logik hat sich deshalb das Weiterfahren der LNG-Tanker nach Asien nicht gelohnt.
US-Imperialismus profitiert am meisten
Den Ukrainekrieg nutzt der US-Imperialismus für sein Ziel, Energiesupermacht Nummer 1 zu werden. Die USA liefern inzwischen 60 Prozent ihrer Flüssiggas-Ausfuhren nach Europa, vor einem Jahr waren es nur 20 Prozent. Konzerne wie Exxon Mobile steigerten so den Nettogewinn im dritten Quartal 2022 von 6,7 Milliarden Dollar im Vorjahr auf 19,6 Milliarden Dollar. Chevron machte statt 3,1 Milliarden 11,6 Milliarden Profit im zweite Quartal. Das Streben dieser Konzerne nach Maximalprofit verteuert nicht nur das Leben der breiten Massen. Mit der ständigen Aufblähung der kapitalistischen Produktion und Vergeudung dieser wertvollen Rohstoffe verschärft sich auch die ökologische Weltkrise.
Australisches Mega-Erdgas-Projekt
Ein aktuelles Beispiel für Umweltzerstörung ist das Mega-Erdgas-Projekt des australischen Konzerns Woodside vor der Küste Westaustraliens. Direkt neben zwölf Meeresschutzgebieten sollen zwei Erdgasfelder in 900 Metern Tiefe ausgebeutet werden. Hauptkunden von Woodside sind RWE und das verstaatlichte Unternehmen Uniper. Während sich Annalena Baerbock und Olaf Scholz auf dem COP27 als große Umweltschützer gaben, werden parallel dazu in Australien, Senegal oder mit dem Bau von LNG-Terminals neue Gas-Projekte gestartet. Mehr Heuchelei geht kaum!