Rote Armee hatte strategische Initiative übernommen
19. November 1942: Beginn der Schlacht von Stalingrad
Kein Name, kein Ereignis des Zweiten Weltkriegs wird bis heute öfter genannt als dieses: Die Schlacht von Stalingrad, das „Symbol des Krieges“!
Nach dem Überfall des deutschen Imperialismus auf Polen am 1. September 1939 wurde ein europäisches Land nach dem anderen von der deutschen Wehrmacht angegriffen und mit „Blitzkriegen“ niedergeworfen. 1940 befand sich Hitler auf dem Höhepunkt seiner Macht, posierte triumphal im besetzten Paris und schickte sich an, sein grundlegendes Ziel in Angriff zu nehmen: Die Vernichtung des damals einzigen sozialistischen Landes der Welt, die Zerstörung der Arbeitermacht der Sowjetunion. Größenwahnsinnig überfiel er im Juni 1941 im Bündnis mit Italien, Rumänien, Finnland, der Slowakei und Ungarn das Bollwerk der internationalen Arbeiterklasse. Das faschistische Spanien entsandte mit der „Blauen Division“ einen „Freiwilligenverband“ für diesen antikommunistischen Kreuzzug.
In der beim TV-Sender Arte aktuell laufenden TV-Serie „Das rote Imperium“, die anlässlich des hundertsten Jahrestags der Gründung der Sowjetunion erstellt wurde, sieht der weitere Verlauf der Geschichte so aus: Die Nazitruppen waren nicht aufzuhalten, überrollten die Sowjetunion und wurden speziell in der Ukraine und im Baltikum von der Bevölkerung begeistert begrüßt. In Wirklichkeit stellte sich der Hitlerarmee jedoch vom ersten Kriegstag an ein von ihr nicht erwarteter, von den sowjetischen Völkern getragener erbitterter Widerstand entgegen! Unter Ausnutzung des Überraschungsmoments durch den Bruch des geltenden Nichtangriffsvertrags konnten die Nazitruppen zunächst tatsächlich weit ins Land vorstoßen, einen großen Teil der sowjetischen Flugflotte am Boden zerstören und der Roten Armee schwere Verluste zufügen. Doch ihr Ziel scheiterte kläglich: Vor den Toren der sowjetischen Hauptstadt Moskau blieben sie stecken und mussten deren geplante völlige Zerstörung aufgeben. In ihrer maßlosen Selbstüberschätzung nicht für den Winter ausgerüstet, erlitten sie in der Schlacht vor Moskau im Dezember 1941 die erste schwere Niederlage des Weltkriegs. In der Folge trat Generalfeldmarschall von Brauchitsch zurück und Hitler übernahm an seiner Stelle selbst den Oberbefehl über das Heer.
Durch die Gegenoffensive der Roten Armee hatte sich das Kräfteverhältnis dahingehend verändert, dass die Rote Armee die strategische Initiative übernahm und bis zum Frühjahr 1942 halten konnte. Die Sommeroffensive der faschistischen Kräfte setzte sich dagegen als neues Ziel, die kaukasischen Erdölgebiete zu erobern und die Wolga bei Stalingrad zu erreichen, um sie als Verkehrsader auszuschalten. Die Eroberung der Krim war ein deutscher Erfolg auf diesem Weg. Nach weiteren erfolgreichen Kämpfen setzte das OKW (Oberkommando der Wehrmacht) mit einer erneuten abenteuerlichen Weisung am 23. Juli 1942 alles auf eine Karte und befahl die Eroberung Stalingrads. Die monatelangen Kämpfe an der Stalingrad-Front führten bis zum Eindringen in die Stadt, doch am 19. November 1942 setzte die sowjetische Gegenoffensive mit voller Wucht ein: Die 6. Armee Hitlers, Teile seiner 4. Panzerarmee und der rumänischen 4. Armee wurden durch einen Vorstoß der Roten Armee in Stalingrad eingeschlossen.
In einer großmäuligen Rede am 30. September 1942 hatte „Hitler sein Prestige in die Waagschale (gelegt). Damit wurde der Kampf um Stalingrad zusätzlich auch zu einer politischen Frage. Hitler markierte den starken Mann, um die Verbündeten stärker an Deutschland zu binden; das mußte sich bei einer verlorenen Schlacht ins Gegenteil auswirken.“1 Und genauso kam es, wie Willi Dickhut im September 1943 in einer Anleitungsschrift für den antifaschistischen Widerstandskampf der KPD hervorhob: „Stalingrad ist zum Symbol des Krieges geworden, allerdings anders als die großspurigen Faschisten es sich geträumt hatten. Stalingrad wurde zum Grab der besten deutschen Angriffsarmee und zerbrach ihre Offensivkraft. Stalingrad leitete den Zusammmenbruch des faschistischen Deutschlands ein.“ 2