Über 150 Tote bei Halloween-Feier in Seoul / Südkorea

Über 150 Tote bei Halloween-Feier in Seoul / Südkorea

Wie konnte das geschehen?

Die diesjährige Halloween-Feier in Itaewon, dem Ausgehviertel von Südkoreas Hauptstadt Seoul, endete in einer nationalen Tragödie: Über 150, meist junge Menschen, kamen bei einer „Massenpanik“ ums Leben, mehr als 100 weitere wurden zum Teil sehr schwer verletzt.

Von wb

Es war die erste große Feier, seit die strengen Covid-Auflagen in Südkorea auf einen Schlag weitgehend entfielen. Ohne Maskenpflicht und Sperrstunde hatte sich unter vielen Koreanern ein immenser Drang zum ausgelassenen Feiern angestaut, berichteten die Medien. „Über 100 000 Menschen zogen am Wochenende ins Viertel. Am frühen Abend waren die engen Gassen entlang der Kneipen und Clubs bereits derart dicht bevölkert, dass kaum ein Fortkommen möglich war. Als die Menschen plötzlich in eine kleine Seitengasse strömten, kam es dort offenbar zu einer Massenpanik“.¹

 

Doch der Begriff der „Massenpanik“ wird von Wissenschaftlern kritisiert: "'Wenn psychologische Angstzustände entstehen, dann als Folge der physikalischen Kräfte, die lebensbedrohlich sein können', erklärt Dirk Helbing, Experte auf dem Gebiet Panikforschung an der ETH Zürich. Eine Panik unter den Menschen ist also nicht der Auslöser solcher Katastrophen. Es sind hauptsächlich die Dichte der Menschen.“² Deshalb muss die Hauptkritik den staatlichen und kommunalen Behörden gelten und nicht der Tatsache, dass auch schwerbetrunkene „Partygäste einfach weitertanzten“¹, wie verschiedene bürgerliche Medien titelten.

 

So waren „nur 200 Polizisten für das Viertel abkommandiert worden. Viele von ihnen waren nach Augenzeugenberichten vor allem um den Autoverkehr bemüht, anstatt die Menschenmassen zu koordinieren. Die mangelnde Anzahl an Ordnungshütern ist vor allem deshalb bemerkenswert, weil die Stadtregierung in Seoul bei regelmäßigen politischen Protesten auf dem zentralen Gwanghwamun-Platz oftmals mehr Polizisten entsendet, als Demonstranten erwartet werden.“¹ Die Tragödie muss deshalb restlos untersucht und aufgearbeitet werden, um die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen und für Konsequenzen zur Sicherheit zukünftiger Massenevents.