Warnstreik bei MAN
Oberhausen: Große Beteiligung und selbständige Initiative - und weitere Berichte
Mit Musik und Rednerbühne, IG-Metall-Fahnen, Wasserflaschen und Hefebrezeln als „gebackene 8“ wurden die ca. 400 Arbeiter und Angestellten der IG-Metall-Kundgebung am 3. November vor Tor 6 bei MAN kulturvoll empfangen. Kämpferische Kollegen hatten sich mit IG-Metall-Fahnen im Betrieb versammelt und in zwei Gruppen aufgeteilt. Sie demonstrierten über eine halbe Stunde durch alle Abteilungen, um möglichst viele Kolleginnen und Kollegen abzuholen. Die Frühschicht der Arbeiter und die Lehrwerkstatt kamen so komplett raus, dazu einige Ingenieure und kaufmännische Angestellte. Nicht wenige waren zum ersten Mal dabei.
Für die Provokation von Gesamtmetall gab es Pfiffe. Das wären 2 Prozent vom Brutto ohne Tabellenwirksamkeit, rechnete der Leiter des Vertrauensleutekörpers vor, dazu eine Friedenspflicht bis 2025. Er forderte die volle Durchsetzung der gewerkschaftlichen Forderung von 8 Prozent, verzichtete jedoch darauf, die Notwendigkeit eines Nachschlags auch nur zu erwähnen.
Insgesamt waren viele Kollegen von der Situation überrascht, weil die Vertrauensleute erst am Morgen dieses Tages mit einem Flugblatt über die Ausgangslage und den geplanten Warnstreik informiert hatten. Einzelne Kollegen kritisierten das als spät, auch dass an diesem Tag nur MAN streikte, und das auch nur zwei Stunden. Nicht einmal GHH-Radsatz oder die Ludwigshütte waren dabei. Die Kundgebung fand auch nicht mehr mit Siemens Mülheim gemeinsam stattfand.
Umso größer war das Interesse am Flugblatt der MLPD "Tarif aktuell 1", das fast jeder Kollege beim Einmarsch der Demonstration auf den Kundgebungsplatz nahm. Der IG-Metall-Bevollmächtigte von Mülheim-Essen-Oberhausen rief mehrfach warnend ins Mikrofon, dass das Flugblatt nicht von der IG Metall sei, was aber weitgehend wirkungslos blieb. Er sagte, dass es auf jeden Fall zu einer weiteren Streikaktion kommen müsse und dass es in der IG-Metall-Führung in Frankfurt am Main auch Stimmen gäbe, die von einem längeren Streik ausgingen. In der kommenden Woche vom 8. bis 11. November sollen die Verhandlungen in mehreren Bundesländern erst mal kampflos abgewartet werden.
Es gab sehr viele tiefgehende Gespräche, was Reformismus eigentlich ist und bezweckt, was positive Gewerkschaftsarbeit ist, dass Abwarten nicht ausreicht, stattdessen jetzt die volle Kampfkraft nötig ist. Auch darüber, dass über den gewerkschaftlichen Rahmen hinaus gedacht werden muss, dass „Nieder mit dem Lohnsystem!“, wie Marx es forderte, die richtige Losung ist und dass die Lösung des kapitalistischen Chaos im Sozialismus liegt, gab es Diskussionen. Einzelne kauften die Blaue Beilage gegen den Ukrainekrieg oder wollen Kontakt.
Zum Schluss sprach der Betriebsratsvorsitzende. Er hielt eine kämpferische kurze Rede, betonte dass wir stolz auf diese Kundgebung sein müssen, dass so viele Kolleginnen und Kollegen mitgemacht haben, besonders die komplette Lehrwerkstatt. Dass wir heute auf den Kämpfen von früher aufbauen und für die Zukunft der Jugend kämpfen und dass es ihm keine Probleme bereitet, sich vorzustellen, dass wir auch mal eine ganze Woche hier draußen stehen.
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