Tarifrunde Metall- und Elektroindustrie
Kurs auf Urabstimmung und Streik – Für höhere Löhne und „Nieder mit dem Lohnsystem“
Bis zum Donnerstag haben sich Angaben der IG Metall bereits 110.000 Metallerinnen und Metaller an bundesweiten Warnstreiks beteiligt.¹ Überall stößt die provokative Haltung des Kapitalistenverbands Gesamtmetall auf Ärger und Wut. Ein Kollege beim Warnstreik vor Airbus in Hamburg: „Eine Laufzeit von 30 Monaten ohne tabellenwirksame Erhöhung ist eine freche Provokation. Glauben die denn, wir würden so lange die Füße still halten? Seit 2018 haben wir keine echte Lohnerhöhung mehr gehabt.“
Einig sind sich die Warnstreikenden darin, dass 8 Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten das Mindeste ist. Eigentlich halten die meisten das für zu wenig. Beim Warnstreik bei Daimler in Düsseldorf und Airbus Hamburg meinten Kollegen, dass eigentlich 20 Prozent notwendig wären. Beim Warnstreik in Dortmund kam die Parole gut an: „Profite, Preise steigen jeden Tag – volle 8 Prozent und Lohnnachschlag!“
Bei den meisten Warnstreiks waren die Auszubildenden und auch die Leiharbeiter mit dabei, auch wenn es immer wieder Versuche der Geschäftsführungen und Vorgesetzten gibt, die Leiharbeiter vom Streik fernzuhalten!
Bei Airbus in Hamburg sprachen Vertrauensleute von Lufthansa-Technik ihre volle Solidarität aus. Immerhin sind die Kollegen bei ver.di organisiert – hier wird der Gedanke einer echten Einheitsgewerkschaft lebendig.
Gut kam bei den Warnstreikenden der Vorschlag des Vertrauenskörpervorsitzenden von Daimler Wörth der Vorschlag an, angesichts der Arbeiterkämpfe in anderen europäischen Ländern einen gemeinsamen europäischen Kampf- und Streiktag durchzuführen.
Die MLPD hatte vor allem vor vielen Großbetrieben das Flugblatt Tarif aktuell 1 verteilt, das von vielen begrüßt und meist sehr gut aufgenommen wurde. Bei den meisten Warnstreiks zeigte die MLPD – weitgehend als einzige Partei - Flagge. „Wir wurden prima von den Kolleginnen aufgenommen. Sie kennen uns seit vielen Jahren von vor dem Tor,“ berichten verschiedene Korrespondenten.
Aus Düsseldorf wird vom Warnstreik mitten in der Nacht berichtet: „Bereits am Montag hatten wir das MLPD-Flugblatt Tarif aktuell zum Schichtwechsel breit verteilt. Wir hatten uns jetzt vorgenommen, die Zeit zu nutzen, um gründlichere Gespräche mit den Kolleginnen und Kollegen zu führen. Denn die weltweite Entwicklung fordert uns Arbeiter heraus. Wir sprachen bewusst an: ‚Es geht um mehr als 8 Prozent – gegen die akute Weltkriegsgefahr müssen wir die internationale Arbeitereinheit stärken‘. Das war der Einstieg in viele Grundsatzdiskussionen. Ins Zentrum der Auseinandersetzung rückten wir den Verkauf der Broschüre ‚Der Ukrainekrieg und die offene Krise des imperialistischen Weltsystems‘ und des Buches ‚Die Krise der bürgerlichen Ideologie und des Opportunismus‘, in Verbindung damit, Vereinbarungen für eine organisierte Zusammenarbeit zu treffen. Wir waren zu zweit und verkauften sechs Broschüren und drei dieser Bücher und konnten so bestehende Kontakte vertiefen bzw. neue Interessenten gewinnen.
Für die Höherentwicklung des Klassenbewusstseins sind im Kampf um die Denkweise der Arbeiterinnen und Arbeiter weltanschauliche Fragen zu lösen. Zum Beispiel sagte ein Kollege: „Ja, der Krieg ist ungerecht, klar, aber Putin hat auch Recht, was soll er machen, bei dem was die Amis abziehen, die nehmen sich immer mehr“. Natürlich ist der US-Imperialismus der Hauptkriegstreiber auf der Welt. Es kann aber vom proletarischen Klassenstandpunkt aus keinen Millimeter Zustimmung zu irgendeiner imperialistischer Aggression geben. Das Gespräch hat den Kollegen soweit überzeugen können, dass er sich die Broschüre gekauft hat. Wir vereinbarten aber auch, dass wir uns treffen wollen, um den Text gemeinsam zu diskutieren. Es ist eine wesentliche Frage, dass die Arbeiter mit jeglichem sozialchauvinistischen Einfluss fertig werden.“
So ist es zum Beispiel purer Opportunismus, wenn der Verhandlungsführer der IG Metall in Baden-Württemberg warnt: „Jede Woche Warnstreik (treibe) die Erwartungen nach oben – 'wenn ich da nicht liefern kann, hole ich mir den Ärger automatisch ins Haus', sagt er mit Blick auf die oft drängelnden Belegschaften im Automobilbereich“.² Dann machen wir doch nicht jede Woche Warnstreik, sondern gehen in einen ordentlichen Vollstreik über, in dem die Kolleginnen und Kollegen immer besser zu kämpfen lernen. Dann wird aus unerfüllten Erwartungen zuerst proletarischer Stolz und dann geballte Kampfkraft! Lieber drängeln als quengeln!
Es ist auch Wirkung des Opportunismus, wenn z. B. Kollegen aus Kritik an der Politik des Co-Managements sich passiv verhalten, weil „die sich angeblich doch wieder über Nacht einigen“. Natürlich ist das Co-Managment der rechten Gewerkschaftsführung zu kritisieren, aber das ist doch erst recht ein Grund dafür, jetzt die mit machtvollen Streiks Druck aufzubauen. Dann haben die Co-Manager auch nicht mehr so leicht die Möglichkeit, sich mit den Kapitalisten zu einigen. Die gewerkschaftliche Kampfkraft muss jetzt voll eingesetzt werden. Außerdem sind selbständige Streiks außerhalb des gewerkschaftlichen Rahmens nötig. Dem Opportunismus freie Bahn zu lassen, läuft darauf hinaus, den Kapitalismus als unüberwindbar anzusehen. „Die Krise der bürgerlichen Ideologie und des Opportunismus“ behandelt in einem Kapitel wie das erwachende Klassenbewusstsein den modernen Reformismus mit seiner Politik des Co-Managements in die Krise stürzte. Schon Karl Marx wies bei aller Notwendigkeit, den Lohnkampf zu führen, darauf hin: „Statt des konservativen Mottos: ‚Ein gerechter Tagelohn für ein gerechtes Tagwerk!', sollte sie (die Gewerkschaft) auf ihr Banner die revolutionäre Losung schreiben: ‚Nieder mit dem Lohnsystem!'" Dass die Arbeiter dafür Kampferfahrungen sammeln und sich immer besser organisieren, auch dafür sind solche Streiks wichtig.
Ein Korrespondent aus Salzgitter schreibt: „Eine entwickelte Kapitalismus-kritische Haltung kam zum Ausdruck, wo wir die Frage aufwarfen, wozu wir den Kapitalismus überhaupt noch brauchen, der nur noch Krisen hervorbringt. Daraus ergab sich mit einigen Kollegen die Diskussion über eine sozialistische Alternative, wo aus den Erfahrungen mit dem Verrat am Sozialismus gelernt wurde. Große Nachdenklichkeit und eine junge Kollegin kaufte das Parteiprogramm.“
Auch die Broschüre "Der Ukrainekrieg und die offene Krise des imperialistischen Weltsystems" wurde mit Kollegen und Kollegen diskutiert. In der Diskussion dazu stellten die Genossinnen und Genossen der MLPD die Verantwortung der Kolleginnen und Kollegen heraus, sich an die Spitze des Kampfs gegen die Gefahr eines Dritten Weltkriegs zu stellen.
Statt Hoffnung in der nächsten Verhandlungen am 8./9. November zu setzen, gilt es jetzt einen Gang zuzulegen: 24-Stunden-Warnstreik, Urabstimmung Streik!
- Voller Einsatz der gewerkschaftlichen Kampfkraft für 8 Prozent Lohnerhöhung!
- Selbständige Kämpfe für einen Lohnaufschlag von 20 Prozent!
- Aktiver Widerstand gegen einen Dritten Weltkrieg!
- Rettung der Umwelt vor der Profitwirtschaft!
- Für die Perspektive des echten Sozialismus als Ausweg aus kapitalistischem Krisenchaos!