Tarifrunde IG Metall – Monopole im Visier

Tarifrunde IG Metall – Monopole im Visier

Einfach mal drauflos lügen …... und Pullover anziehen

Schon im August dieses Jahres äußerte Gesamtmetallchef Stefan Wolf zur 8-Prozent-Lohnforderung der IG Metall in einem Interview gegenüber der „Welt“: „Die Forderung fällt völlig aus der Zeit und zeugt von einer gewissen Weltfremdheit. Das Lohnniveau ist in der Metall- und Elektro-Industrie schon extrem hoch, wir haben hier in Baden-Württemberg ein Durchschnittseinkommen über alle Tarifgruppen hinweg von 72.000 Euro.“

Von jz

Ein Durchschnittseinkommen von 72 000 Euro? 6000 Euro im Monat? Die meisten Schwaben werden sich verwundert am Kopf kratzen. So eine Summe haben sie auf ihrem Gehaltszettel beim besten Willen noch nicht zu Gesicht bekommen. Das statistische Landesamt Baden Württemberg kommt jedenfalls gerade mal auf 4350 Euro als durchschnittliches Monatsgehalt eines Vollzeitbeschäftigten der Metall- und Elektroindustrie in Baden Württemberg. Na ja, was solls. Sind ja nur 1650 Euro Unterschied. In der Welt des Herrn Stefan Wolf haben solche Beträge die gleiche Bedeutung wie für uns 80 Cent Trinkgeld beim Imbiss um die Ecke. Weltfremd eben. Dabei sind immer mehr Leiharbeiter dazu gezwungen, mit weit weniger als dem Differenzbetrag von 1650 Euro über die Runden zu kommen. Oder hat das Finanzgenie von Gesamtmetall gar als Grundlage für seine wundersamen Berechnungen den Durchschnitt von dem Gehalt seiner illegal beschäftigten Haushaltshilfe (die Staatsanwaltschaft Tübingen ermittelt gerade in dieser Sache) und sein eigenes Tagesgehalt genommen? Dann könnte es vielleicht hinkommen.

 

8 Prozent mehr Lohn, damit die Belegschaften die explodierenden Energiekosten wenigstens annähernd zahlen können? Alles Quatsch! In der Welt des Stefan Wolf gibt es dafür viel zeitgemäßere Lösungen: Er wird den Winter über mit einer geradezu heroisch patriotischen Opferbereitschaft als persönlichen Beitrag gegen explodierende Energiekosten in seinem Büro zwei Pullover anziehen. Lohnkampf? Klassenkampf? War gestern. Egal, ob als Akkordarbeiter in der Werkhalle oder als Chef von Gesamtmetall: Alle gemeinsam bewältigen mit zwei Pullovern die Krise. Eine geradezu vorweihnachtliche Klassenharmonie. So sehen Träume aus ... in der Welt von Gesamtmetall! Immer peinlicher werden ihre Bemühungen, die wachsenden Klassengegensätze wegzureden. Das niedrige Niveau ihrer Argumente spiegelt augenscheinlich die fortschreitende Krise ihrer bürgerlichen Ideologie wider. Aber soll Herr Stefan Wolf seine zwei Kashmirpullover ruhig schon mal auf seinem Schreibtisch zurechtlegen – in dieser Tarifrunde muss er sich noch warm anziehen.