Tarifrunde bei Siemens in Erfurt
"Eine Stunde Warnstreik ist zu wenig"
Die Aussage von einigen der 150 streikenden Kollegen trifft die Notwendigkeit, für diesen Tarifkampf die volle Gewerkschaftliche Kampfkraft in Bewegung zu setzen auf den Punkt. So wurden kämpferische Ansagen der IG-Metall-Funktionäre, wie: "Das ist kein Angebot, ... und wenn die Konzernherren in ihren Geschäftsetagen kein Einsehen haben, werden wir andere Seiten aufziehen ...", oder: "Die 8 Prozent haben wir aufgestellt als die Lage noch anders war ..., jetzt müsste die Forderung 16 Prozent sein", am Mikrofon mit ordentlich Applaus der Arbeiter als genau richtig honoriert.
Da steckt ein ausgeprägtes Wutpotential in den Kollegen, und 150 Leute sind mehr als eine Schicht in diesem Werk. Viele, auch längere, Gespräche konnten wir mit den Streikenden führen. Schon in der kurzen Stunde war zu spüren was für Kräfte in den Kollegen stecken, was erreichbar wäre, wenn sie sich - ihrer Kraft bewusst - in den Kampf begeben würden.
Manche sind noch nicht so in Schwung. "Abwarten" oder "War ja jetzt erst mal der Anfang", war noch öfters zu hören. Vereinzelt wurde aber auch im Gespräch: "Jetzt Vollstreik!" gefordert. "Seit vier Jahren gab es hier keinen Warnstreik", war die Kritik eines Arbeiters, bei gleichzeitiger Freude darüber, das endlich wieder gestreikt wird.
Von vielen Kollegen wurden wir, gut erkennbar als MLPD, mit Sympatiebekundungen wie Daumen hoch und fröhlichem Zunicken begrüßt. Das Flugblatt „Tarif Aktuell 1“ wurde von den Kollegen gerne, von den IG-Metall-Funktionären der Streikorga nicht genommen. So kam es leider auch zu einer antikommunistischen Entsolidarisierung, als die Polizei nach uns fragte, mit der Ansage: "Die gehören nicht zu uns." Dabei gehört die revolutionäre Arbeiterpartei zur Gewerkschaft und den Kämpfen der Kollegen wie der Deckel zum Topf. Dann hatten die zwei anwesenden Polizisten echt nichts besseres zu tun, als uns nach einer Ausschankgenehmigung zu fragen. Echt, wenn die Polizei mal streikt oder im Großeinsatz ist, freuen sie sich doch auch, wenn die GdP (Polizeigewerkschaft) Getränke und Kuchen an die Einsatzmannschaften verteilt. Und sie nehmen nicht die Personalien ihrer Kollegen auf, wie sie es unbedingt von einer Mitstreiterin an unserem Solistand, mit Kaffee, Kuchen und Literatur haben wollten.
Resümiert haben wir: Unsere Soliaktion zum Warnstreik war genau richtig. Die Streiks brauchen mehr Zug und eine klare Richtung - auch in Richtung Sozialismus als weitergehendes Ziel. Das können wir, die MLPD, durch unser Know-how und die stichhaltigen Analysen liefern. Verbinden wir den ökonomischen Streik mit dem politischen. Denn der Bankrott des Kapitalismus ist ja der Grund für den Bankrott in der Haushaltskasse des Arbeiters!