Tarifrunde in der Stahl- und Elektroindustrie

Tarifrunde in der Stahl- und Elektroindustrie

Düsseldorf: Es geht um mehr als 8 Prozent Lohnerhöhung

Am 4. November, ab 3 Uhr, war die Nachtschicht bei Mercedes-Benz Düsseldorf zum Warnstreik aufgerufen worden – und sie streikte. Vom Tor 3 gab es einen Fackelzug vor zum Tor 1. Dieser wurde dort mit einer kurzen Kundgebung um 5 Uhr beendet.

Von einem Korrespondenten
Düsseldorf: Es geht um mehr als 8 Prozent Lohnerhöhung
Bild von einer Aktion der Belegschaft des Düsseldorfer Werks im Jahr 2014 (rf-foto)

Es gab eine rege Beteiligung und unter den Kollegen herrschte eine kämpferische Stimmung, die zum Ausdruck brachte, dass sie zu mehr bereit sind, wie 24-Stunden-Streik, Urabstimmung und die vollen 8 Prozent in zwölf Monaten Tariflaufzeit durchzusetzen. Bereits am Montag hatten wir das MLPD-Flugblatt „Tarif aktuell 1“ zum Schichtwechsel breit verteilt. Wir hatten uns jetzt vorgenommen, die Zeit zu nutzen, um gründlichere Gespräche mit den Kolleginnen und Kollegen zu führen. Denn die weltweite Entwicklung fordert uns Arbeiter heraus. Wir sprachen bewusst an: „Es geht um mehr als 8 Prozent – gegen die akute Weltkriegsgefahr müssen wir die internationale Arbeitereinheit stärken“. Das war der Einstieg in viele Grundsatzdiskussionen.

Ins Zentrum der Auseinandersetzung rückten wir den Verkauf der Broschüre „Der Ukrainekrieg und die offene Krise des imperialistischen Weltsystems“ und des Buches „Die Krise der bürgerlichen Ideologie und des Opportunismus“, in Verbindung damit, Vereinbarungen für eine organisierte Zusammenarbeit zu treffen. Wir waren zu zweit und verkauften sechs Broschüren und drei Bücher und konnten so bestehende Kontakte vertiefen bzw. neue Interessenten gewinnen.

 

 

Für die Höherentwicklung des Klassenbewusstseins sind im Kampf um die Denkweise der Arbeiterinnen und Arbeiter weltanschauliche Fragen zu lösen. Zum Beispiel: Ein Kollege war voll und ganz der Meinung: „Klar, 8 Prozent ist viel zu wenig. Wir bräuchten 20 Prozent.“ Er regte sich berechtigt über die bürgerlichen Politiker auf, dass diese „alles zulassen“. Er hat aber auch die Meinung: „Ich kann die [er meinte Mercedes-Benz] auch verstehen, wenn die hier nur 2 bis 3 Prozent Rendite bekommen und woanders 8 Prozent, dass die dann dahin gehen, das würde ich ja auch so machen“. „Hallo, bist du denn für die kapitalistische Ausbeutung. Du kannst doch kein Verständnis dafür aufbringen“, war meine erste Antwort. Er schaut mich an: „Häh, wenn du eine Firma hättest, würdest du das doch auch so machen.“ Ich entgegnete: „Das ist doch opportunistisch, sich auf so eine Rechtfertigung der Ausbeutungsverhältnisse einzulassen. Als Arbeiterklasse haben wir den wissenschaftlichen Sozialismus, diese Klassenverhältnisse sind doch nicht das Beste für die Menschheit“. Er darauf: „Ja, aber die haben die Macht, das könnt ihr nicht ändern“. Ich wieder: „Die bürgerlichen Politiker bzw. der Staat steht auch nicht über den gesellschaftlichen Verhältnissen, sondern die Organe der Monopole sind mit denen des Staats verschmolzen und haben sich ihn damit vollständig untergeordnet“.

 

 

Restlos überzeugen konnten wir ihn nicht, er wollte sich dann das Buch auch nicht kaufen, aber das Interesse für die weitere Auseinandersetzung war geweckt und wir vereinbarten, dass wir uns wieder sehen bzw. treffen und tauschten Telefonnummern aus.

 

 

Hier geht es zu einem Rote-Fahne-TV-Interview mit Paul Straif - ehemaliger Arbeiter bei Mercedes-Benz Düsseldorf und IG-Metall-Mitglied