Vor 90 Jahren
Thälmann spricht in Paris gegen den imperialistischen Krieg
In der 1929 ausgebrochenen Weltwirtschaftskrise nahm auch in Deutschland der Klassenkampf bis 1932 schärfste Formen an. Um die fortschreitende Revolutionierung der Arbeiterklasse zu unterdrücken, schlug das Monopolkapital den Kurs auf die Errichtung einer faschistischen Diktatur ein.
Das mit Notverordnungen regierende Kabinett des Reichskanzlers Brüning wurde durch die noch reaktionärere Papen-Regierung ersetzt, die zum direkten Wegbereiter des Faschismus wurde. Die deutschen Militaristen forderten immer lauter die Remilitarisierung Deutschlands und arbeiteten daran, die nach dem Ersten Weltkrieg erlassenen Bestimmungen der Entwaffnung des deutschen Imperialismus zu beseitigen. Vor allem vonseiten der Nazis wurde die nationalistische und chauvinistische Hetze gegen den „Erbfeind“ Frankreich immer lauter. Die von Ernst Thälmann geführte KPD warnte daher: „Wer Hitler wählt, wählt den Krieg!“
Kampf gegen den Faschismus war auch Kampf gegen imperialistischen Krieg
Ihr Kampf gegen den drohenden Faschismus war auch ein Kampf gegen den imperialistischen Krieg. In einem 1937 verfassten Artikel Wilhelm Piecks, des Nachfolgers Thälmanns an der Parteispitze, wurde berichtet: „Als vor fünf Jahren, am 31. Oktober 1932, die Pariser Arbeiterschaft zur 15. Jahresfeier der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution in einem von der Kommunistischen Partei einberufenen Massenmeeting versammelt war, erschien in dieser Versammlung plötzlich illegal – das Einreisevisum war ihm von der damaligen Regierung verweigert worden – der Genosse Ernst Thälmann, was eine riesige Begeisterung der Massen auslöste. Ernst Thälmann kam während eines heißen Reichstagswahlkampfes in Deutschland, der damals besonders zwischen Kommunisten und Faschisten ausgefochten wurde. Dabei ging es neben vielen anderen wichtigen Lebensfragen des deutschen Volkes auch um die fürchterlichen Auswirkungen des Versailler Vertrags. Die Faschisten suchten mit einer unerhörten chauvinistischen Hetze die Massen für sich einzufangen, indem sie eine gewaltsame Liquidierung des Versailler Vertrags durch einen Krieg gegen Frankreich propagierten. Demgegenüber erklärten die Kommunisten, dass dadurch das Elend der werktätigen Massen und ihre Knechtschaft nur noch vergrößert würden, dass das Versailler Vertragssystem nur durch eine internationale Aktion der werktätigen Massen beseitigt werden kann.“ 1
Damals wie heute: Internationale Solidarität!
Unter der jubelnden Zustimmung der 15 000 Anwesenden rief Thälmann aus: „Wir Kommunisten sagen euch französischen Arbeitern und werktätigen Volksmassen: Euer Leidensgefährte in Deutschland, der dortige Arbeiter und Bauer, ist nicht euer Feind, sondern euer natürlicher Bundesgenosse. Ebenso sagen wir den deutschen Werktätigen, daß der französische Arbeiter und Werktätige niemals ihr Feind, sondern ihr Klassengenosse und Kamerad ist!“ Er schloss seine Rede mit den Worten: „Wir wollen uns für Gegenwart und Zukunft, angesichts der erneut stärker denn je anwachsenden Gefahr eines imperialistischen Krieges, auf den sich die Imperialisten Frankreichs und Deutschlands vorbereiten, immer wieder das große Wort Karl Liebknechts vor Augen führen: Der Feind steht im eigenen Land! Marx und Engels riefen im Kommunistischen Manifest aus: Proletarier aller Länder, vereinigt euch! Und von hier aus soll in dieser historischen Stunde der Ruf durch Deutschland und Frankreich gehen: Proletarier Deutschlands und Frankreichs, vereinigt euch!“ (2) Zwei Monate später, unmittelbar vor der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler im Januar 1933, trat Maurice Thorez, der Vorsitzende der KP Frankreichs, mit diesem Ziel in Berlin auf.
Für heute daraus lernen
Für die heutige Situation, in der die imperialistischen Mächte die Vorbereitung eines Dritten Weltkrieg betreiben, ist diese revolutionäre Politik Vorbild und Ansporn. „Im Unterschied zu wachsenden Spannungen zwischen den Imperialisten Frankreich und Deutschland ist unter den Arbeitern und den ICOR-Parteien Frankreichs und Deutschlands die Einheit und der Zusammenhalt in der letzten Woche beim Streiktag in Paris einen weiteren Schritt vorangekommen“, hieß es dazu erst vor wenigen Tagen in Rote Fahne News vom 22. Oktober!