Scherbenhaufen bürgerliche politische Ökonomie
Wofür wurde der Wirtschaftsnobelpreis verliehen?
Dem Preisträger Ben Bernanke, 2006 bis 2014 Präsident der amerikanischen Notenbank Federal Reserve, wird das Verdienst zugeschrieben, 2008 die Finanzkrise im letzten Moment eingedämmt zu haben und die Welt vor einer katastrophalen Depression ähnlich der Weltwirtschaftskrise 1929 bewahrt zu haben.
Weiter wurden Douglas W. Diamond und Philip H. Dybing ausgezeichnet. Sie erhalten die Auszeichnung "für ihre Erforschung von Banken und Finanzkrisen", wie Hans Ellegren, Generalsekretär der Schwedischen Akademie der Wissenschaften, sagte.
Weltfinanzkrise 2008 unmittelbarer Auslöser einer neuen Weltwirtschaftskrise
"Ein wichtiges Ergebnis ihrer Forschung war es, zu zeigen, weshalb die Vermeidung eines Bankenzusammenbruchs von entscheidender Bedeutung ist", so die Mitteilung der Akademie zur Verleihung des Wirtschaftsnobelpreises. Tatsächlich wurde im Oktober 2008 die bisher in der Geschichte des Kapitalismus an Umfang und Tiefe einmalige Weltfinanzkrise zum unmittelbaren Auslöser einer neuen Weltwirtschaftskrise. Deren Dimension suchte ebenfalls ihresgleichen. Die gesamte Weltwirtschaft geriet ins Trudeln. Die Herrschenden der wichtigsten imperialistischen Staaten steckten gigantische Summen an Steuergeldern in Schutzschirme für Banken, um einen Zusammenbruch des Weltfinanzsystems zu verhindern. Bis zu 20 US-Billionen haben es sich die Herrschenden kosten lassen, die Wirkungen dieser größten Weltwirtschafts- und Finanzkrise mit international abgestimmten Krisenprogrammen abzumildern, um einer Entwicklung zu einem revolutionären Klassenkampf entgegen zu wirken. Die MLPD hat damals die Losung aufgestellt: "Banken und Konzerne sollen die Krisenlasten selber zahlen!" Weder die Forschungen der Wirtschaftsnobelpreisträger noch Schutzschirme und Krisenmanagement konnten jedoch die kapitalistischen Krisen beseitigen.
2018 brach erneut eine Weltwirtschafts- und Finanzkrise aus. Die Welt wurde erschüttert durch eine Wechselwirkung wirtschaftlicher, politischer, ökologischer, ideologischer, gesundheitlicher und sozialer Krisen, die jetzt mit dem Ukraine-Krieg in eine offene Weltkrise und beschleunigte Destabilisierung des imperialistischen Weltsystems mündeten. Den Ausweg, den das allein herrschende internationale Finanzkapital aus der Krise sucht, besteht in der Abwälzung der Krisenlasten auf die Massen. Sein Krisenmanagement ist menschenverachtend. Es bewirkte Massenarmut, Arbeitslosigkeit, Hunger und die rasante Verbreitung von Covid 19. Es treibt ganze Staaten in den Bankrott.
Ansturm der Sparer Ursache von Wirtschafts- und Finanzkrisen?
Mit der Behauptung, der Ansturm der Sparer auf die Banken sei die Ursache der Wirtschafts- und Finanzkrisen, verdecken unsere Herren Wirtschaftsnobelpreisträger deren gesetzmäßige Ursache im Kapitalismus. Ihr Rezept: Man braucht nur die Sparer in den Griff zu kriegen, und alles ist in Butter: "Alle drei Ausgezeichneten haben sich mit der Rolle der Banken in der Gesamtwirtschaft auseinandergesetzt und ganz speziell mit den Auswirkungen eines sogenannten Bank-Runs, also einer Panik der Sparer, die plötzlich alle fast gleichzeitig ihr Geld abheben wollen. Der frühere US-Notenbankpräsident Ben Bernanke hat ... festgestellt, dass Bank-Runs nicht eine Folge einer Krise sind, sondern eher die Ursache."
Das ist Unsinn. Natürlich kommt es zum massenhaften Ansturm auf Sparguthaben, wenn sie von der Vernichtung bedroht sind, also in einer krisenhaften Zuspitzung. Tatsächlich beruhen die Krisen auf dem der kapitalistischen Produktion innewohnenden Grundwiderspruch zwischen gesellschaftlicher Produktion und privater Aneignung.
„Dieser Widerspruch zwischen den gesellschaftlichen Produktivkräften und den kapitalistischen Produktionsverhältnissen macht sich gesetzmäßig in periodisch auftretenden Krisen Luft, deren vorübergehende Überwindung durch die Bourgeoisie nur darin bestehen kann, neue tiefere und umfangreichere Krisen vorzubereiten. Objektiv kann die Abschaffung der kapitalistischen Krisen nur durch eine sozialistische Revolution erreicht werden.“ ("Bürgerliche politische Ökonomie vor dem Scherbenhaufen", Seite 15f).
Auch wenn 2008 die Weltfinanzkrise Auslöser der Weltwirtschaftskrise war, liegen die Ursachen in obiger Gesetzmäßigkeit. Im Revolutionären Weg 23 "Krisen und Klassenkampf" aus dem Jahr 1984 heißt es: "Die Industriekrisen werden vielfach begleitet von Geld- und Kreditkrisen, Spekulations- und Börsenkrisen, Bank-und Finanzkrisen, Währungs- und Valuta-(Inflations-)krisen sowie Handelskrisen. Alle diese Krisen sind jedoch nicht die Ursache der Überproduktionskrisen, und nicht ihre wesentliche Seite. Sie sind Begleiterscheinungen der Überproduktionskrisen, die sie dann mehr oder weniger vertiefen und verschärfen.“ (Seite 35). Inzwischen sind neue Krisen dazugekommen wie die im Bereich der Logistik und Lieferketten. Die überbordende Spekulation ist zu einem Hauptproblem des kapitalistischen Finanzwesens geworden und hat sich von einer Begleiterscheinung zu einer Gesetzmäßigkeit entwickelt.
Die sogenannte Fristentransformation
Zur "theoretischen Untermauerung" der Erkenntnisse von Ben Bernanke ziehen die beiden anderen Preisträger, Douglas Diamond und Philip Dybvig, die sogenannte Fristentransformation heran. "Fristentransformation bedeutet: Sparer wollen ihr Geld in der Regel jederzeit wieder abheben können, stellen es ihrer Bank also nur kurzfristig zur Verfügung. Die Bank selbst verleiht dieses Geld aber langfristig für Investitionen an Unternehmen. Kommen nun Gerüchte auf, dass die Bank zahlungsunfähig sein könnte, wollen die Sparer ihr Geld so schnell wie möglich abziehen. Die Bank kann es aber nicht so schnell von den Unternehmen zurückbekommen und geht dann tatsächlich pleite.“
(Quelle: BR 24). Zur Lösung dieses Problems empfehlen die Wirtschaftsnobelpreisträger staatliche Einlagensicherung und dass die Notenbanken ihrerseits großzügige Kredite bekommen. Alle diese Maßnahmen lösen die Probleme nur kurzfristig und blähen die Staatsverschuldung auf, die die Massen so wie jetzt mit der galoppierenden Inflation bezahlen.
Kapitalistisches Bankenwesen kein bescheidener Vermittler
Das kapitalistische Bankwesen ist kein bescheidener Vermittler zwischen Sparern und Kreditnehmern. Lenin schrieb in "Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus": "In dem Maße, wie sich das Bankwesen und seine Konzentration in wenigen Institutionen entwickeln, wachsen die Banken aus bescheidenen Vermittlern zu allmächtigen Monopolinhabern an, die fast über das gesamte Geldkapital aller Kapitalisten und Kleinunternehmer sowie über den größten Teil der Produktionsmittel und Rohstoffquellen des betreffenden Landes oder einer ganzen Reihe von Ländern verfügen." (Lenin Werke Bd. 22, Seite 214). Die Verschmelzung des Bankkapitals mit dem Industriekapital brachte das Finanzkapital hervor. Die international operierenden Großbanken entwickelten sich zu entscheidenden Machtzentren des Imperialismus.
Dieses Finanzkapital übt die Alleinherrschaft über die Welt aus und offenbart täglich sein mörderisches Wesen. Tore Ellingsen, Vorsitzender des Komitees für den Preis für Wirtschaftswissenschaften, meint: "Die Erkenntnisse der Preisträger haben unsere Fähigkeit verbessert, sowohl schwere Krisen als auch teure Rettungsaktionen zu vermeiden". Was unsere Preisträger sich vorgenommen haben, ist eine unlösbare Aufgabe. Dass die offene Krise des imperialistischen Weltsystems der Vergangenheit angehört, kann das einige weltweite Proletariat mit der internationalen sozialistischen Revolution bewerkstelligen. Den drei bürgerlichen amerikanischen Ökonomen wurde der Nobelpreis für Fake News und Dienstbarkeit gegenüber dem Finanzkapital verliehen.