Argument
Billigerer Strom durch AKW-Laufzeitverlängerung?
Laut einer Berechnung des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung würde bei Weiterbetrieb der drei verbliebenen deutschen Atomkraftwerke bis 2030 mit neuen Brennstäben angeblich der Strompreis in Deutschland in 2023 um 4 Prozent sinken.
Ein Jahr später läge der Preiseffekt nur bei minus 1,2 Prozent. Dies wurde in der Tagesschau völlig unkritisch verbreitet, um die Massen für den Weiterbetrieb von AKWs zu gewinnen. Alles wird gut, suggerieren die Atom-Fans.
Die Tagesschau verlieh der Veröffentlichung die Weihe einer Studie. Sie ist aber nichts anderes als Glaskugelguckerei und hat mit Wissenschaft nichts zu tun. Wieso Atomstrom mit neuen Brennstäben billiger werden soll, wo doch der Uranpreis inzwischen mehr als doppelt so hoch ist, bleibt das Geheimnis des Autors. Auch dass die Kraftwerke mehr oder weniger ohne größere Unterbrechungen laufen, ist fern der Realität. Allein die notwendigen technischen Überprüfungen und Abschaltungen wegen technischer Probleme („Spannungsrisskorrosion“) in den Schrottreaktoren begrenzt deren Kapazitäten. Frankreich lässt grüßen!
Die drei Modellszenarien beruhen auf völlig spekulativen Annahmen, wie sich die Rohstoffpreise entwickeln. Eine schnelle Anpassung der Brennstoffpreise an ein niedriges Niveau bis 2025 („Referenzszenario“) ist genauso naiv wie ein Rückgang bis „Normalisierung“ erst zum Ende des Jahrzehnts („Hochpreisszenario“). Preise sind im Imperialismus laut Lenin Raubpreise. Die Energiekonzerne werden nicht im Traum ohne Not ihre Maximalprofite senken. So stieg der Strompreis vom 2. September von 50,7 Cent pro kWh Strom auf 56,2 Cent pro kWh bis zum 14. Oktober kontinuierlich an, obwohl der Gaspreis, der angeblich die Preise treibt, von 39,9 Cent pro kWh auf 24,1 Cent pro kWh gesunken ist (Zahlen aus Frankfurter Allgemeine Zeitung – FAZ.Net).
Die Kosten des Atomstroms für die Massen ergibt sich nicht nur über den Strompreis. In den Jahren 2007 bis 2019 betrugen die Kosten der Stromerzeugung aus Atomenergie zwischen 25 und 39 Cent pro kWh. 21 bis 34 Cent pro kWh sind aber noch gar nicht im Preis enthalten. Diese versteckten Kosten von 348 bis 533 Milliarden Euro werden auf die Masse der Bevölkerung abgewälzt.
Es bleibt dabei: Atomstrom ist teuer und lebensgefährlich! Atom-Comeback verhindern – Demonstration am 6.11. in Neckarwestheim!
Siehe auch "Statt Verlängerung der AKW-Laufzeiten sofortige Abschaltung aller Atomanlagen"