Tarifrunde Thüringen

Tarifrunde Thüringen

Warum fordert die IG Metall eigentlich nicht 18 Prozent?

Die Tarifverhandlungen der IG Metall in Thüringen wurden heute begleitet von einer kämpferischen Kundgebung der IG Metall in Erfurt.

Von einem Korrespondenten aus Erfurt
Warum fordert die IG Metall eigentlich nicht 18 Prozent?
Bild von der Kundgebung in Erfurt (rf-foto)

Beteiligt waren Kolleginnen und Kollegen aus ca. 20 Thüringer Betrieben. Viel Applaus gab es für kämpferische Redebeiträge, die die Durchsetzung der vollen 8 Prozent forderten. Ein Vertrauensmann von Schuler-Pressen sagte am Mikrophon, dass Kollegen ihn gefragt hätten, warum die IG Metall nicht 18 Prozent fordert.

 

Wir von der MLPD sprachen mit vielen Kollegen und überbrachten ihnen unsere volle Solidarität in ihrem Tarifkampf. Wir brachten auch den Gedanken des Kampfes für einen Lohnnachschlag von 20 Prozent ein. Viele entgegneten darauf, dass es ja kein Streikrecht dafür gibt. Das stimmt, ein solcher Kampf kann nur selbstständig geführt werden. Aber der Kampf darum profitiert von einer kämpferischen Tarifrunde - und umgekehrt.

 

Eine Tarifrunde, mit echten Kampfmaßnahmen und Streiks für die volle Durchsetzung der 8 Prozent stärkt das Vertrauen in die eigene Kraft, vermittelt Organisationserfahrungen, bringt kämpferische Kollegen zusammen. Der selbständige Streik für Lohnnachschlag stärkt wiederum die Haltung, keine Halbheiten oder faulen Kompromisse zuzulassen. Auch der  gewachsene Zusammenhalt kommt gewerkschaftlichen Kämpfen zugute.

 

Spürbar war der Optimismus zur Durchsetzung der Forderung, aber es kamen auch Bedenken auf, ob man die Kollegen mobilisieren könne - angesichts eines teilweise sehr niedrigen Organisationsgrads in den Betrieben. Aber: Gerade wenn die Gewerkschaften kämpfen, gewinnen sie neue Mitglieder. Das zeigen alle kämpferischen Tarifrunden der letzten Zeit - sei es bei den Unikliniken, den Hafenbetrieben oder im Erziehungsbereich.

 

Viele Exemplare der Broschüre "Wir sind der Fortschritt" wechselten den Besitzer. Öfters mit dem Argument, dass die Arbeiterklasse die entscheidende gesellschaftliche Kraft ist, um Veränderungen durchzusetzen, aktuell konkret um gegen den Krieg zu kämpfen.

 

Fast jedes Gespräch endete mit einer grundsätzlichen Debatte über die gesellschaftliche Perspektive des echten Sozialismus. Die meisten stimmten zu, dass das Kapitalismus keine Zukunft hat. Bei Sozialismus dachten die meisten sofort an "DDR", waren aber offen für die Diskussion, dass man aus den Errungenschaften, Fehlern und dem Verrat am Sozialismus lernen muss für einen neuen Anlauf.