Schwedischer Forscher

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Svante Pääbo mit Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet

Am 3. Oktober wurde dem in Leipzig forschenden schwedischen Wissenschaftler Svante Pääbo der Nobelpreis für Medizin zugesprochen. Er erhielt ihn, weil er als Pionier die Steinzeitgenetik begründet und seit 1984 entscheidend vorangetrieben hat.

Von rd
Svante Pääbo mit Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet

Die Paläogenetik untersucht das Erbgut (Genom) ausgestorbener Arten, um den Verlauf der Evolution zu studieren. Pääbo wurde anfangs belächelt, als er die DNA (Träger der Erbinformationen von Lebewesen) von ägyptischen Mumien untersuchte. 1997 gelang Pääbo die Entschlüsselung des Neandertaler-Genoms. 2010 dann die bahnbrechende Veröffentlichung von Pääbos Team: „Wir haben gefunden, dass sich die Neandertaler mit den modernen Menschen gemischt haben, so dass in den Genen von jetzt lebenden Leuten außerhalb von Afrika 1-2 Prozent der DNA von Neandertalern vorkommen“, so Pääbo.

 

Damit wurde auf dem Gebiet der menschlichen Evolution eines der Grundgesetze der Dialektik glänzend bestätigt: Die Entwicklung durch die Negation der Negation (spiralförmige, qualitative Höherentwicklung unter Beibehaltung älterer Merkmale). So schätzt Pääbo, dass in der heutigen Menschheit noch etwa 50 Prozent des Neandertaler-Genoms erhalten sind (Thüringer Landeszeitung, 18.11.2014). Rassisten und Faschisten haben Unrecht, die Menschen haben sich seit frühesten Zeiten vermischt. Schon gar nicht war die gewaltsame Auslöschung „niederer“ Menschenformen charakteristisch. Pääbo begründete seinen antirassistischen Standpunkt: „Man sieht schon in der älteren Zeit, dass sich Neandertaler mit modernen Menschen gemischt haben, Denisovaner mit modernen Menschen, Neandertaler mit Denisovanern, Denisovaner mit noch etwas Älterem“. Mit den genetischen Analysen erhielt man ein neues wissenschaftliches Fenster in die ferne Vergangenheit, so dass die dialektischen Beziehungen zwischen verschiedenen Menschenformen teils mehr enthüllt werden konnten als durch die bisherige Archäologie. Allerdings wird aufgrund des Einfluss der bürgerlichen Ideologie die internationale Urgeschichtsforschung meist in getrennten Spezialdisziplinen nebeneinander durchgeführt.

 

Es ist Pääbo anzurechnen, dass er 2010 von seinem früheren rückschrittlichen Standpunkt abrückte, dass sich moderne Menschen und Neandertaler niemals vermischt hätten. Allerdings bleibt er bis heute ein Anhänger der reaktionären Out-of-Africa-Theorie, wonach sich die entscheidende Evolution des Menschen nur in Afrika abgespielt habe. Pääbo spricht in seiner Autobiografie sogar von den modernen Menschen als einer „Verdrängungshorde“ gegenüber anderen menschlichen Frühformen (Die Neandertaler und wir, Kap. 19). Das ist angesichts der zahlreichen Fossilienfunde in Asien nicht mehr haltbar. Dennoch überwiegen die Verdienste und Erkenntnisfortschritte über die menschliche Evolution durch den Pionier Svante Pääbo.