Dokumentiert

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Naturführer und Waldpädagoge Michael Zobel erklärt seinen Austritt bei den Grünen

Michael Zobel, Naturführer und Waldpädagoge, der unter anderem wegen seines beherzten Engagements für den Hambacher Wald und das Dorf Lützerath überregional bekannt geworden ist, hat in einem Offenen Brief seinen Austritt bei den Grünen erklärt.

Naturführer und Waldpädagoge Michael Zobel erklärt seinen Austritt bei den Grünen
Waldpädagoge Michael Zobel (Foto von seiner Webseite)

Rote Fahne News dokumentiert Auszüge:

 

Jetzt habe ich die berühmte „Nacht drüber geschlafen“, manchmal hilft das bekanntlich. Aber jetzt geht es nicht anders, die Entscheidung ist gefallen. Hiermit erkläre ich meinen Austritt aus der Partei Bündnis90 / Die Grünen. Der Tropfen, der das Fass endgültig zum Überlaufen gebracht hat, war die Pressekonferenz Anfang der Woche im Wirtschaftsministerium mit Mona Neubauer, Robert Habeck und dem CEO von RWE. Offener und schamloser kann man nicht nach außen manifestieren, wer eigentlich die wichtigen Zukunftsentscheidungen in unserem Land trifft. Der Chef eines unsäglichen Konzerns und Klimazerstörers auf Augenhöhe mit den Ministerinnen und Ministern? Das kann ich nicht aushalten.

 

Zum Inhalt der Pressekonferenz: „Vorgezogener Kohleausstieg 2030“, die Ministerinnen, Minister und RWE feiern sich als Klimaretter. Lützerath soll vernichtet werden. Könnt Ihr Euch erinnern, zum Beispiel an vergangene Wahlkämpfe? Da haben sich viele grüne Politikerinnen und Politiker in Lützerath ablichten lassen, ALLE Dörfer sollten bleiben. Und nun, in Regierungsverantwortung? Da wird Eckardt Heukamp im Schulterschluss mit RWE zum Bauernopfer gemacht, die Menschen, die in Lützerath für unsere Klimaziele kämpfen, werden allein gelassen. Und statt die Parteibasis mitzunehmen, mit der Partei über die Zukunft unserer Energieversorgung zu debattieren, fällt plötzlich eine unterirdische Pressekonferenz vom Himmel, wo der interessierten Öffentlichkeit der Sinneswandel der grünen Regierungsmitglieder schmackhaft gemacht werden soll.

 

Abgesehen von den inhaltlichen Schlüssen, die nun umgesetzt werden sollen, widert mich das Verfahren an. Seid Ihr Euch eigentlich im Klaren darüber, dass große Teile der Klimagerechtigkeitsbewegung mitgeholfen haben, dass Ihr dahin kommen konntet, wo Ihr jetzt seid? Die angekündigte Zerstörung von Lützerath und das Abbaggern der dortigen Kohle ist ein Schlag in die Magengrube vieler Menschen aus allen Generationen. Menschen, die seit Jahren für das Ende der wahnwitzigen Kohleverbrennung kämpfen.

 

Rund um die Dörfer am Tagebau Garzweiler höre ich: „Jetzt werden wir von dieser Partei zum zweiten Mal betrogen“. Das tut weh. Im Herbst also die Räumung und Zerstörung von Lützerath. Vier Jahre nach dem Tod von Steffen Meyn im Hambi. (Mehr dazu hier). Wacht bitte auf, denkt um, riskiert nicht noch einmal schwerste Verletzungen von Menschen, die mit ihren Körpern Lützerath retten wollen. Ich werde übrigens dabei sein. Allerdings nicht mehr als Parteimitglied.