Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen

Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen

Workshop: „Jeder Krieg ist ein Krieg gegen Frauen“

"Rote Fahne News" dokumentiert in loser Folge weitere Berichte aus den Workshops, in denen sich die Basisfrauen aus aller Welt (und einige Männer) auf der 3. Weltfrauenkonferenz in Tunis ausgetauscht haben.

Von Ulrike Held
Workshop: „Jeder Krieg ist ein Krieg gegen Frauen“
Weltfrauen protestieren gegen imperialistischen Krieg (rf-foto)

Einig waren wir uns: Wir müssen unterscheiden zwischen imperialistischen und Befreiungskriegen. Die Geschichte des Kampfes um Befreiung von Ausbeutung und Unterdrückung war stets mit dem Kampf um die Befreiung der Frau verbunden. Wir verurteilen beide Seiten in dem Krieg in der Ukraine.

 

Erschüttert hörten wir die Berichte über die gezielten Massenvergewaltigungen von Frauen in den letzten Kriegen, angefangen vom Krieg in Bosnien 1992, über Kriege in Afrika im Kongo bis hin zu den Massenvergewaltigungen der êzidischen Mädchen und Frauen durch den faschistischen IS 2014 und den Krieg der türkischen Regierung gegen kurdische Kämpferinnen. Massenvergewaltigung im Krieg hat eine neue Qualität in der Strategie und Taktik von Kriegsführung der Imperialisten und Faschisten. So erklärt Godula Kosack von Terre des Femmes: „ Es geht um Landraub (landgrabbing): Da wo im Boden wertvolle Bodenschätze liegen, wird die Zivilbevölkerung so lange terrorisiert, bis alle fliehen und das Land 'frei' wird für diejenigen, die das Land ausbeuten wollen. Das ist im Kongo der Fall.“ Und „Die Frauen, die im ländlichen Afrika mehr als anderswo in der Welt die Ernährerinnen der Familie sind, sind zur Kriegsbeute geworden. Wenn sie vergewaltigt, verstümmelt oder verschleppt werden, ist die gesamte Gesellschaft des Gegners zerstört.“

 

Nicht einig waren wir uns in der Einschätzung, eine Frauenrevolution stünde an, und die Situation dafür sei reif. Eine grundsätzliche gesellschaftliche Veränderung kann nur im gemeinsamen Kampf mit den Männern durchgesetzt werden. Über Weg und Ziel der Befreiung der Frau müssen wir in der Weltfrauenbewegung noch weiter diskutieren.

 

Betroffene Frauen aus Bosnien und die aus Vergewaltigung entstandenen Kinder haben sich organisiert. Sie berichteten von ihrem immer noch währenden Kampf gegen die Kriegsverbrecher und für die Anerkennung als Kriegsopfer und entsprechende finanzielle Entschädigung. Ein beeindruckendes Beispiel für Solidarität: Die bosnischen betroffenen Frauen beraten betroffene ukrainische Frauen, was hilft, mit der Vergewaltigung fertig zu werden und auch wie sie Beweise sammeln müssen, um die Täter vor Gericht zu bringen. Bakira aus Bosnien sagt: Das ist meine Rache!

 

Der Stolz der Frauen, ihre Kraft und Entschlossenheit zeigte sich in der lebhaften Diskussion der Frauen und in unserer Abschlussresolution: „Wir Frauen sind 51 % der Menschheit. Wir Frauen tragen die Hälfte des Himmels. Selbstbewusst müssen wir das Schweigen brechen, so wie es die Frauen in Bosnien und im Kongo getan haben. Wir müssen uns lösen von der bürgerlichen Familienordnung, die den Frauen die Familienarbeit aufdrückt und sie entwertet. Schon kleinen Mädchen wird z.B. in Afrika beigebracht, sie seien weniger Wert als Jungen. Sprengen wir diese Fesseln, die oft noch mit religiösen Begründungen ideologisch verbrämt werden. Wir Weltfrauen sind solidarisch miteinander und mit den Frauen der Welt, die unterdrückt werden. Wir lassen uns nicht trennen durch Hautfarbe, Ethnie, Herkunft und Beruf.“

 

Jasmina Prpic (Anwältin ohne Grenzen) war es besonders wichtig, dass wir die Frauen der „anderen“ ansprechen, so sollen sich die russischen Frauen für die ukrainischen einsetzen, die serbischen für die bosnischen usw. und so die gegenseitige Solidarität gegen Vergewaltigung als Kriegswaffe entwickeln. „Organisiert kämpfen wir gemeinsam gegen Vergewaltigung als Kriegswaffe. Gemeinsam mit den Männern kämpfen wir gegen jegliche Kriegstreiberei für eine Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung  für den Frieden.“

 

Konsequent für uns Couragefrauen ist nun, uns im Kampf gegen die Abwälzung der Krisen- und Kriegslasten, gegen die Gasumlage, gegen die Gefahr eines Dritten Weltkriegs an der zentralen Demonstration am 1. Oktober in Berlin zu beteiligen und unsere Forderung „Ächtung von Massenvergewaltigung als Kriegswaffe“ mitzutragen. Mit unserer Forderung nach Ächtung von Massenvergewaltigung als Kriegswaffe wollen wir eine Petition starten und sind Teil der notwendigen neuen Friedensbewegung.

 

Abschlussresolution des Workshops

 

Weitere Workshop-Berichte