Glasnost und Perestroika

Glasnost und Perestroika

Zum Tod von Michail Gorbatschow

Gestern starb in Moskau der ehemalige sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow im Alter von 91 Jahren. Die Massenmedien überschlagen sich voll des Lobes für diesen angeblichen "Friedensengel" oder "Visionär".

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Worin seine "Visionen" bestanden, was seine wirkliche Lebensbilanz angeht - dazu veröffentlicht Rote Fahne News hier nochmals einen Artikel, der erstmals am 3. März 2021 anlässlich von Gorbatschows 90. Geburtstag hier erschienen ist.

 

Selten ist ein Staatschef in der Heimat so verhasst, im Ausland so gefeiert worden. Michail Gorbatschow ... wird im Westen als Friedensbringer und Reformer verehrt.

 

Gorbatschow, geboren 1931, absolvierte ab Ende der 1950er-Jahre eine steile Parteikarriere. Sie fiel zusammen mit dem Prozess der Restauration des Kapitalismus, der ausgehend vom XX. Parteitag der KPdSU 1956 und der Machtergreifung Chrustschows eingeleitet worden war.

 

Als Gorbatschow 1985 Generalsekretär der KPdSU wurde, hatte dieser Verrat am Sozialismus schon seine traurigen Blüten getrieben. Willi Dickhut, Vordenker der MLPD und Redaktionsleiter des REVOLUTIONÄREN WEG, schrieb 1988: “Die Sowjetunion wurde trotz äußerster wirtschaftlicher Anstrengung nur militärisch eine Supermacht, im Gegensatz zu den USA, die auch wirtschaftlich eine Supermacht waren. Inzwischen ist der bürokratische Kapitalismus der Sowjetunion und der anderen revisionistischen Länder in eine Sackgasse geraten. … Während die großen westlichen Industriestaaten durch die Einführung von Automation und Elektronik ihre Wirtschaft auf modernster Grundlage umstellten, geriet die sowjetische Wirtschaft immer mehr ins Hintertreffen.“ (Revolutionärer Weg 24, Seite 347/348).

Sozialismus am Ende?

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In einem mehr als drei Jahrzehnte dauernden Prozess wurde die Restauration des Kapitalismus schrittweise weitergetrieben und fand mit der Umwandlung des bürokratischen Kapitalismus in privat-staatsmonopolistisches Kapital ihre Vollendung.

 

Gorbatschows „Neues Politisches Denken“, auch bekannt als „Glasnost und Perestroika“ zielte auf eine Annäherung von westlichem Kapitalismus und „östlichem“ bürokratischem Kapitalismus sowie auf eine Begrenzung des atomaren und allgemeinen Wettrüstens mit den USA, die die ökonomische Kraft der UdSSR zunehmend überforderte. Ideologische Begleitmusik war wieder einmal die sogenannte „Entstalinisierung.“ Allerdings hatten die Vorgänger von Gorbatschow schon seit 1956 die sozialistische Sowjetunion unter Stalin zerstört und Schritt für Schritt deren Errungenschaften abgebaut. Gorbatschow und seine Getreuen schoben also erneut alle Übel ihres wiederhergestellten Kapitalismus Stalin in die Schuhe.

 

"Der Hauptinhalt von Glasnost war jedoch der Angriff auf die sozialistische Vergangenheit, die im Bewußtsein vieler Menschen noch lebendig war und dieser Jagd nach Profit entgegenstand", schrieb Willi Dickhut in seinem Buch "Sozialismus am Ende?" "Eine ungeheure Welle des 'Anti-Stalinismus' ergoß sich über das Land. Antikommunisten aller Schattierungen wurden publiziert und gefördert: von den pseudolinken Anschauungen Trotzkis und Bucharins bis zu den offenfaschistischen Ausbrüchen der antisemitischen 'Pamjat'-Bewegung oder den zutiefst antidemokratischen Anschauungen Alexander Solschenyzins." (Seite 132).

 

Die demokratischen Rechte für die Massen, die in der vormaligen Sowjetunion oder auch der DDR erkämpft wurden, oder auch die Wiedervereinigung Deutschlands geht in erster Linie auf die kämpfenden Massen der Bevölkerung zurück – wie auch die Zurückschlagung des Militärputschversuchs vom August 1991 in der Sowjetunion.