Umweltkatastrophe

Umweltkatastrophe

Verschleierung statt gemeinsamer Aufklärung des Fischsterbens in der Oder durch Regierungsbehörden

Weil staatliche Behörden wie die polnische Wasserbehörde, aber auch Ministerien in Polen und Deutschland es nicht verhindern können, dass jeden Tag neue Details zu der Umweltkatastrophe in der Oder durch Umweltschützer, Labore und die nicht vermeidbaren offiziellen Verlautbarungen ans Tageslicht kommen, wird bewusst der Eindruck erweckt, den wirklichen Ursachen auf den Grund zu kommen läge noch in weiter Ferne. So musste die polnische Regierung inzwischen einräumen, dass Informationen zu der Umweltkatastrophe auch innerhalb Polens nicht weitergegeben worden waren.

Korrespondenz aus Berlin

So musste die polnische Regierung inzwischen einräumen, dass Informationen zu der Umweltkatastrophe auch innerhalb Polens nicht weitergegeben worden waren. Bereits Ende Juli hatten polnische Behörden nach Angaben der Regierung Hinweise, dass in der Oder massenweise verendete Fische treiben würden. Inzwischen sprechen die Behörden offiziell von 160 Tonnen verendetem Fisch im polnischen Teil der Oder und über 36 Tonnen im deutschen Teil. Es gibt Spekulationen darüber, dass eine bisher unbekannte giftige Algenart entscheidender Faktor für das Fischsterben sein könnte. Nachgewiesen wurde auch ein zehnfach erhöhter Wert eines Pestizides mit dem Wirkstoff 2,4-Dichlorphenoxyessigsäure in den Tagen vom 7. bis 9. August. Genau in diesen Tagen schoss eine Flutwelle mit einem 30 cm erhöhten Wasserstandspegel durch die Oder.

 

Und diese Flutwelle sollte laut polnischen Angaben rein zufällig die Folge eines regionalen Unwetters in Tschechien gewesen sein - kaum vorstellbar! Die anfangs noch spekulative These, dass auf polnischer Seite Staustufen oder Rückhaltebecken geöffnet wurden, um eine durch Industrieabwasser verursachte Verunreinigung des Flusses schneller Richtung Ostsee zu spülen, wird dem entgegen durch die täglich neuen Untersuchungen und Fakten immer wahrscheinlicher: U.a durch das Dementi durch die polnische Wasserbehörde vom Sonntag den 14. August, setzt sich die Vertuschung, aber auch die gegenseitige Schuldzuweisung als Methode der Herrschenden von ihrer eigenen Verantwortung abzulenken, fort.

 

So bemängelt Deutschland immer wieder, dass die polnischen Behörden die international vereinbarten Informationsketten nicht einhalten würden. Im Gegenzug wirft die polnische Umweltministerin Anna Moskwa den deutschen Medien und Behörden vor, dass sie Fake News verbreiten würden, indem sie behaupten würden, Pestizide und Herbizide wären mitverantwortlich für das Fischsterben.

 

Auf der Hand liegende Zusammenhänge, dass das Niedrigwasser der Oder als eine Folge des beschleunigten Übergangs in eine globale Umweltkatastrophe eine bewusst verursachte Schadstoffkonzentration vervielfacht, werden ausgeblendet und ignoriert. Es hat im Kapitalismus bereits eine lange Tradition, dass Flüsse, Seen und Meere von Industrieunternehmen als Müllkippen missbraucht werden und das durch die kapitalistische Gesetzmäßigkeit der Unterordnung des Umweltschutzes unter die Profitinteressen der Konzerne gebilligt und geschützt ist.

 

Mehreren Berichten zufolge leitet der größte Teil der Unternehmen die im Produktionsprozess auf Wasser angewiesen sind, dieses gebrauchte und daher auch verschmutzte Wasser in angrenzende Seen oder Flüsse - aus Gründen der Kostenersparnis. Das ist weder für die Regierungen und ihre Umweltämter, noch für die Konzernchefs selbst ein Problem, da sie alle damit argumentieren, dass sich durch die allmähliche Verteilung von Chemikalien die Schädlichkeit bis zur Unbedenklichkeit verringern würde. Ganz in dem Sinn wird jetzt die vor kurzem noch als Jahrhundertkatastrophe bezeichnete Umweltzerstörung gefährlich relativiert, da aktuell wieder lebende Fische und Krebse in der Oder entdeckt wurden, wo noch vor wenigen Tagen tonnenweise toter Fisch das Bild prägten. Der Kampf gegen die systematische Verunreinigung von Flüssen, Seen und Meeren durch landwirtschaftliche Pestizide, Industrieabfälle und andere chemische Stoffe gehört heute mehr denn je auf die Tagesordnung der Arbeiter und Umweltbewegung – entgegen der Auffassung die weitere Aufklärung der Umweltkatastrophe einseitig den Umweltbehörden zu überlassen. Die MLPD wird sich aktiv in der Oder-Region dafür einsetzen.