Atomkraft
Statt Verlängerung der AKW-Laufzeiten sofortige Abschaltung aller Atomanlagen
Immer mehr Stimmen aus dem Regierungslager und auch aus der Opposition verlangen eine Verlängerung der Laufzeiten der deutschen Atomkraftwerke.
Dazu gehören der Finanzminister Christian Lindner (FDP) ebenso wie der Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck (Grüne). Inzwischen hält sogar die Klimaaktivistin Luisa Neubauer (Grüne) einen sogenannten „Streckbetrieb“ der AKWs für sinnvoll. Manche Politiker, vor allem aus der AfD, meinen sogar, stillgelegte AKWs müssten wegen Mangels an Gas wieder ans Netz. Es wird sogar behauptet, dass man Atomstrom aus Frankreich importieren müsse, wenn die deutschen Atomkraftwerke abgeschaltet werden.
Die Tatsachen sprechen eine andere Sprache: In Frankreich, das bisher 70 Prozent seiner elektrischen Energie mit Atomkraftwerken erzeugte, liegen derzeit 29 von insgesamt 56 Atomkraftwerken still. Der Grund: Ein Teil ist wegen Regelwartung abgeschaltet. Ein anderer Teil, nämlich zwölf Meiler einer jüngeren Baureihe, mussten wegen Korrosionsproblemen, konkret wegen Rissen in den Kühlrohren, abgeschaltet werden. Unklar ist, wann sie wieder ans Netz gehen. Ein dritter Teil musste wegen mangelnder Kühlmöglichkeiten aufgrund der Niedrigwasserstände der Flüsse abgeschaltet werden.
Ein Teil der französischen AKW ist stillgelegt, weil diese den sogenannte Stresstest nicht bestanden haben. Also dieser Stresstest, PSI-Test genannt (periodische Sicherheitstests der AKWs auf Herz und Nieren), die in Deutschland ergänzend zu den laufenden Tests alle zehn Jahre durchgeführt werden müssen. Das erfolgte bei den drei verbliebenen AKWs zuletzt 2009. Auf die letzte Prüfung wurde nach der verbindlichen Erklärung der AKW-Betreiber, die Anlagen 2022 stillzulegen, verzichtet. Kurz: Die deutschen AKW sind über die Zeitspanne, in denen diese Tests durchgeführt hätten werden müssen, längst drüber. Sie dürften so gar nicht mehr betrieben werden.
Hierbei zeigt sich, wie „sicher“ Atomkraftwerke sind. Der Mangel an AKW-Strom in Frankreich wurde großenteils durch Stromlieferungen aus Deutschland ausgeglichen. Diese Energie wird mit Gas erzeugt, das angeblich so knapp ist. Im zweiten Quartal 2022 hat sich der Stromexport aus Deutschland nach Frankreich gegenüber dem Vorjahr fast versechsfacht.¹ So viel also zum angeblich so sauberen und problemlosen Atomstrom, der – nebenher erwähnt – auch noch der teuerste Strom überhaupt ist, da er hoch subventioniert wird. Von der Gefährlichkeit und Unberechenbarkeit dieser Technologie, wie sie die Unfälle und Super-GAUS von Harrisburg, Tschernobyl, Fukushima und die gefährliche Situation aktuell in Saporischschja zeigen, einmal ganz abgesehen. Ein rascher Ausbau der erneuerbaren Energien kann ohne Probleme die Energie der AKWs in Deutschland ersetzen.