Montagsdemo Köln

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Auf den Spuren von Karl Marx in Trier

Am letzten Samstag nutzte die Montagsdemo Köln das Neun-Euro-Ticket, um Trier zu erkunden - auf den Spuren des großen Philosophen Karl Marx, der das Kommunistische Manifest und das Kapital verfasst hat, und der seine Kindheit und Jugend in Trier verbracht hat.

Korrespondenz
Auf den Spuren von Karl Marx in Trier
Marx sorgt - übrigens nicht nur bei Kindern - für Begeisterung (rf-foto)

Einer unserer Montagsdemonstranten hatte sich äußerst sachkundig vorbereitet. Er führte uns in die interessante und vielseitige Geschichte der Stadt Trier ein, die sowohl von den Römern als auch von kirchlichen Kurfürsten geprägt wurde und schließlich unter preußischer Herrschaft stand.

 

Unsere erste Station führte uns zum Kurfürstlichen Palais aus dem 17. / 18. Jahrhundert, der Residenz der Fürstbischöfe mit barocker Gartenanlage. Fast verdeckt von der Palastanlage findet sich in unmittelbare Nähe die große Konstantin-Basilika. Sie fungierte im 4. Jahrhundert als römische Palastaula und Audienzhalle römischer Kaiser. Nach der Besetzung durch die Preußen ist sie im katholischen Trier in evangelischen Besitzstand übergegangen.

 

In unmittelbarer Nähe stoßen wir auf das alte Jesuitenkolleg (1773) und heutige Priesterseminar. Eine Gedenktafel erinnert an Friedrich Spee von Langenfeld (1591-1635), ein Jesuit und Lyriker, der unter einem Pseudonym die damaligen Hexenprozesse anprangerte.

 

Auf dem Weg durch die Innenstadt erreichen wir das Wohnhaus von Jenny von Westphalen. Nicht weit entfernt befindet sich das Wohnhaus von Karl Marx. Die Eltern von Jenny von Westphalen und Karl Marx verband bereits eine enge Freundschaft, ebenso wie später ihre Kinder, die gemeinsam eine Schule besuchten.

 

Im Geburtshaus von Karl Marx, wo er im Mai 1818 geboren wurde, befindet sich heute ein Museum, das von der Friedrich-Ebert-Stiftung 1968 gegründet wurde. Die Ausstellung gibt Einblicke in die Person Marx, seine philosophischen, journalistische, gesellschaftskritischen und ökonomischen Werke sowie die Wirkung in die zeitgenössischen Anschauungen. Aber schon im Vorraum wird deutlich, dass die Ebert-Stiftung den Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus antikommunistisch verfälscht: Der glühende Revolutionär wird auf einen „Kapitalismuskritiker“ zurecht gestutzt, und seine „politische Instrumentalisierung“ im 20. Jahrhundert wird beklagt. Ob da die Friedrich-Ebert-Stiftung von sich auf andere schließt?

 

Hier entwickelte sich eine interessante Diskussion zwischen dem Museumspersonal und einigen Montagsdemonstranten. 

 

Unsere letzte Station führt uns als abschließender Höhepunkt zur Karl-Marx-Statue. Zum Gedenken an den 200. Geburtstag von Marx hat der Bildhauer Wu Weihan diese eindrucksvolle Statue geschaffen. Sie wurde von der Volksrepublik China gestiftet und für unser Empfinden in einer unrepräsentativen Ecke „deponiert“.

 

Bei einem tollen Mosel-Riesling bei einem Winzer in Bullay ließen wir den Tag ausklingen. Wir alle freuen uns auf den Karl Marx in Gelsenkirchen – wo er in Gesellschaft Lenins stehen wird – anders als auf dem Wandbild im Marx-Museum Trier!