Dialektisches von der Bergwanderung

Dialektisches von der Bergwanderung

Urlaubseindrücke: Almwirtschaft und Bergbau

Wer in den Bergen der Nordalpen zwischen Salzburg und dem Bodensee wandert, trifft immer wieder auf Almen. Deren Zahl (in Bayern rund 1300) hat in den letzten 30 Jahren nicht abgenommen, berichteten uns Almbäuerinnen und -bauern. Oft findet man auch Hinweise auf ehemals betriebenen Erzabbau (Kupfer, Silber, Blei und andere).

Von wr
Urlaubseindrücke: Almwirtschaft und Bergbau
Kühe auf der Almweide im Zillertal (rf-foto)

Die Almwirtschaft entstand vor einigen tausend Jahren im Gefolge des Bergbaus. Sie diente der Lebensmittelversorgung der Menschen, die die Stollen in den Berg trieben und dessen wertvolle Schätze aus dem Inneren zutage förderten. Später, als der Bergbau in den Alpen - etwa ab dem 17. Jahrhundert - weitgehend eingestellt wurde, bekamen die Almen eine andere Funktion. Der Begriff Alm stammt vermutlich von dem Wort Allmende. Das bezeichnet einen Gemeinbesitz an Grund und Vieh.

 

Alle Bauern einer Gemeinde brachten im Sommer ihr Vieh auf die Almen, wo es von Sennerinnen und Sennern betreut wurde. Wir erfuhren, dass die Almwirtschaft nicht vom Tal aus nach oben - in die höchsten alpinen Regionen - entwickelt wurde. Die Almwirtschaft breitete sich ausgehend von weit hoch oben nach unten bis in niedere Höhen aus. Über der Baumgrenze (etwa ab 1800 Meter über Meereshöhe) gab es natürlich entstandenes Grünland als Weidefläche. Die Täler waren zunächst noch überschwemmt, sumpfig und bewaldet. Nach und nach schufen die Menschen durch Rodung auch dort große Weideflächen, um Heuvorrat für den Winter zu ernten. Rinder, Schafe und Ziegen wurden in der Zeit auf die Almen gebracht.

 

Heute ist die Zahl der Klein- und Mittelbauern im Voralpenland und in den Talregionen erheblich dezimiert. Bei den niedrigen Erzeugerpreisen kann ein Familienbetrieb nicht mehr nur von der Landwirtschaft leben. Weideflächen werden infolge der Spekulation in Bauland verwandelt. Die Ausbreitung von Gewerbe- und Industriegebieten versiegeln die Böden und vernichten wertvolles Grünland. Kühe sieht man immer weniger im Freien. Große Laufställe verdrängen die traditionelle Anbindehaltung mit Weidegang. Auf Almen werden nur noch vorwiegend Jungrinder geschickt.

 

Eine herausragende Rolle für die Almwirtschaft spielten schon immer die Frauen. Es waren oft Bauernmädchen, die als Sennerinnen die Almwirtschaft betrieben und oft alleine die ganze harte Arbeit, wie Melken, Buttern, Käsen, die Gesundheitsversorgung der Tiere, Holz machen und den baulichen Erhalt der Gebäude verrichteten. Viele empfanden das Leben dort als eine Art Befreiung von der Unterdrückung durch die Zwänge der Familienordnung in den Dörfern.

 

In dem Sinne hatte der Spruch: „Auf den Bergen wohnt die Freiheit“ eine gewisse Berechtigung. Das hat aber nichts mit der idyllischen Verklärung des Almlebens zu tun, wie sie in Romanen, Heimatfilmen oder der Werbung vorgetäuscht wird. Die Einheit von Landwirtschaft und Industrie wird erst in einer sozialistischen Gesellschaft wieder bewusst auf einer höheren Stufe hergestellt werden.