Flüssiggas
LNG-Pläne nur "überdimensioniert"?
Greenpeace kritisiert die Bundesregierung, dass der geplante Ausbau der LNG-Infrastruktur - bisher in Wilhelmshaven, Stade, Brunsbüttel und Lubmin mit bis zu insgesamt bisher zwölf Standorten - überdimensioniert und klimaschädlich sei. Grundsätzlich akzeptiert die Organisation jedoch die LNG-Flüssiggasimporte, wenn sie „auf die unmittelbare Krisenabwehr beschränkt“ bleibe.
Der BUND hält sogar den temporären Einsatz von schwimmenden LNG-Terminals für die „Versorgungssicherheit“ mit Gas gegenwärtig für vertretbar - so beschrieben in einer Erklärung vom 1.Juli 2022.
Es ist allgemein bekannt, dass LNG die teuerste und klimaschädlichste Form des Gasimportes ist. Tatsächlich ist Deutschland bereits an ein leistungsstarkes europäisches Gasverteilsystem angeschlossen. EU-weit gibt es 36 LNG-Terminals, die 2020 nur zu 40 Prozent ausgelastet waren. Warum werden diese nicht ausgebaut, um die gegenwärtigen vermeindlichen Engpässe auszugleichen?
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kritisiert deshalb, dass die Bundesregierung keine Berechnungen vorlegt, warum aus ihrer Sicht diese Terminals so notwendig sind. Am Beispiel des geplanten LNG-Terminals in Stade hat die DUH in einem „Steckbrief“ bereits 2021 analysiert: „Im Dezember 2020 kündigte die Hanseatic Energy Hub GmbH an, dass die Partners Group, ein Unternehmen, welches laut eigenen Aussagen hauptsächlich mit privatem Eigenkapital, Immobilien, Schulden und Infrastruktur Einnahmen erzielt, den Bau und Betrieb des LNG-Terminals unterstützen möchte. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage nach Investments in LNG-Terminals als reine Renditeobjekte...“. Die Regierung lässt die Infrastruktur und Belieferung über die Steuerzahler finanzieren, sodass die beteiligten Energiekonzerne wie Uniper und RWE ungehindert Profitmaximierung betreiben können.
Der Energie-Experte Hans-Josef Fell warnt vor möglichen „politischen Verwerfungen“. So wurde bereits in Pakistan eine verheerende Energiekrise ausgelöst, weil bestehende Gas-Lieferverträge von Energiekonzernen einfach gebrochen wurden, um sie in das zahlungskräftigere Europa umzuleiten.
Die DUH kritisiert weiterhin, dass die geplanten LNG-Standorte alle ungeeignet sind, weil sie in der Nähe von Wohngebieten, chemischen Anlagen, wichtigen Wasser- und Verkehrswegen sowie atomaren Anlagen entstehen sollen. Das LNG-Terminal in Stade soll auf dem Gelände der DOW Chemical in Stade-Bützfleth gebaut werden. Die DUH hält es nicht für genehmigungsfähig (Januar 2021). Sowohl die LNG-Terminals als auch die Dow Chemical oder die stillgelegten Atomkraftwerke Stade und Brunsbüttel mit Atommülllagern gelten als Störfallbetriebe. Sollte in einem dieser Betriebe ein Störfall wie eine Explosion auftreten, dann wird es eine Kettenreaktion von verheerender Wirkung auslösen.
Für Stade und Brunsbüttel müsste die Elbe weiter vertieft werden, damit die schweren LNG-Tanker überhaupt einfahren könnten. Ganz zu schweigen von diversen Naturschutzgebieten, die an den geplanten Standorten gefährdet sind.
Die DUH hat in einem Rechtsgutachten zu Stade errechnet, dass bei jährlich 12 Milliarden Kubikmetern Flüssiggas ein CO2-Ausstoß von zusätzlich 21 Millionen Tonnen entstehen würde. Dabei sind die Methangas-Emissionen noch gar nicht berücksichtigt. Hinzu kommt die zutiefst umweltzerstörerische Fracking-Gasförderung in den USA (siehe auch www.duh.de/lng/).
Umweltschützer und Friedenskämpfer müssen den aktiven Widerstand zur Rettung der Umwelt und gegen den Dritten Weltkrieg verbinden und einen gemeinsamen kämpfen.