Internationalismus Live

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Hochinteressante Veranstaltung »Griechenlands Arbeiter im Aufbruch«

Der Bericht einer MLPD-Delegation, die unter Leitung von Monika Gärtner-Engel im Juni 2022 nach Griechenland gereist war, stieß auf großes Interesse (130 Teilnehmer in Person und fast 800 im Livestream).

Von Internationalismusabteilung der MLPD
Hochinteressante Veranstaltung »Griechenlands Arbeiter im Aufbruch«
Dem Vortrag von Monika Gärtner-Engel folgte eine lebendige Diskussion um Perspektiven des proletarischen Internationalismus; rechts die MLPD-Vorsitzende Gabi Fechtner bei ihrem Beitrag (rf-foto)

Eröffnet wurde der Abend mit einem Lied des griechischen Sängers Nikos Xylouris, in dessen Refrain es heißt: „Steh auf, steh auf, du, der unterdrückt wird, der ausgebeutet wird. Denn wenn du erwachst, dann stellt sich die ganze Welt zu Kopf.“

Hohes internationalistisches Bewusstsein

Es folgte ein Grußwort von Panagiotis Politis, dem Streikführer der Larko-Arbeiter, in deren Namen er sich herzlich für die Solidarität bedankte. Es zeugte von einem hohen internationalistischen Bewusstsein, dass das Grußwort betonte, sich mit „dem Bruder, dessen Namen wir nicht kennen“ zu solidarisieren. In der Solidarität der Arbeiterinnen und Arbeitern aus dem Ausland zeige sich „die Hoffnung, dass sich diese Welt ändern muss, kann und wird. Daher bedanken wir uns besonders bei den Arbeitern von Opel Bochum und werden wie sie die Fackel weitertragen.“ Diese Grüße gingen zurück auf die Begegnung der Delegation mit den Larko-Arbeitern, bei der auch Spenden in Höhe von 2.000 € von der Solidaritätskasse der Bochumer Opelaner übergeben wurden.

Besonders wichtig: den Niedergang von Syriza aufarbeiten

Es folgte eine kleine Einführung in die Geschichte des Landes, insbesondere den Widerstand der Volksmassen gegen deutsche und italienische Faschisten, gegen britische und US-amerikanische Besatzer und die Militärdiktatur der Obristen. Diese kämpferische und kommunistische Tradition ist bis heute unter den griechischen Massen sehr lebendig. In der jüngeren Geschichte ist die Aufarbeitung des Niedergangs von Syriza sehr wichtig, der in einem Teil der Linken eine Niederlagenstimmung ausgelöst hat. Mit einem verbalen Bekenntnis zum Marxismus erzeugte Syirza unter Premierminister Tsipras und Finanzminister Varoufakis Sympathie und Vertrauen bei den Massen. Nur auf Grundlage dieses Vertrauensvorschusses war es ihnen möglich das EU-Diktat durchzusetzen. In den Sog des bürgerlichen Parlamentarismus wurde als Teil von Syriza auch die ICOR-Organisation KOE gezogen, die dies inzwischen auch selbstkritisch bewertet, aber im Land kaum noch eine Arbeit macht und auch in der ICOR praktisch nicht mehr mitarbeitet. Der Livestream des Vortrags und der Diskussion kann hier angesehen werden: https://www.youtube.com/watch?v=aI4hOuHJ6cQ

Gemeinsame Solidarität von Hamburger und griechischen Hafenarbeitern

In der Diskussion zog ein Teilnehmer die Verbindung der Hamburger Hafenarbeiter zu den griechischen Hafenarbeitern von Piräus und ihrer gemeinsamen Solidarität mit den kürzlich verhafteten italienischen Streikführern der kämpferischen Gewerkschaften SI Cobas und USB, die in den Logistikbetrieben der Industriestadt Piacenza zahlreiche Kämpfe angeführt haben. Noch während der Diskussion erreichte die Veranstaltung die Nachricht, dass die Larko-Kollegen den Hafen von Larymna besetzt haben, um den Abtransport von Brennstoff für die Schmelzöfen zu verhindern. Rote Fahne News berichtet laufend über den Kampf bei Larko; die Belegschaft zieht mit ihren Unterstützerinnen und Unterstützern die am morgigen Freitag, dem 29. Juli, zu einer großen Demonstration nach Athen ziehen.

Zur praktischen Zusammenarbeit und Koordinierung der Kämpfe höherentwickeln

Gabi Fechtner, Parteivorsitzende der MLPD brachte die Perspektive ein, dass eine richtige Koordinierung und Kooperation der Arbeiterkämpfe über Ländergrenzen hinweg nötig ist. Auch in Deutschland werden die Kriegs- und Krisenlasten auf die Arbeiterklasse und die Massen abgewälzt. Solche Reisen und Besuche erhöhen das gegenseitige Verständnis, um die Arbeit von Solidaritätserklärungen und -aktionen zur wirklichen praktischen Zusammenarbeit und Koordinierung der Kämpfe höher zu entwickeln, was es erst in Ansätzen gibt.

Die Widersprüchlichkeit der KKE

Ein Wermutstropfen der Reise war, dass es nicht gelang, wie beabsichtigt, ein Gespräch mit der neorevisionistischen KKE zu führen. Dazu ging Stefan Engel, Leiter der Redaktion Revolutionärer Weg, auf die Widersprüchlichkeit dieser Partei ein. Sie führen das revisionistische Lager an, grenzen aber jeden aus, der sich nicht ihrem Führungsanspruch unterordnet und behindern die internationale Solidarität der Arbeiter. Gleichzeitig vertreten sie im Gegensatz zum Großteil des revisionistischen Lagers in vielen Fragen eine fortschrittliche Position, so bezeichnen sie den Ukrainekrieg als von beiden Seiten reaktionär. Überheblich lehnen sie aber jede Selbstkritik und Zusammenarbeit auf Augenhöhe ab. Ganz im Gegensatz zu den Kolleginnen und Kollegen bei Larko, Cosco und anderen Betrieben, die oft in der KKE-nahen Gewerkschaft PAME organisiert sind.

Der toten Flüchtlinge gedacht und neue Projekte auf den Weg gebracht

Natürlich durften griechische Kultur, griechisches Essen und Gastfreundschaft nicht fehlen. Der letzte Abschnitt der Reise berichtete über die Selbstorganisation der Flüchtlinge auf Lesbos, wo die Flüchtlingslager Moria und Kara Tepe waren bzw. sind und wo auch Zeit war, der toten Flüchtlinge zu gedenken. Es wurden Anregungen für neue Projekte wie zum Recycling von Plastikflaschendeckeln und für „würdige Unterwäsche“ mitgebracht und für den Urlaub in einem wunderbaren Hotel am Meer geworben.