Temperaturen über 40 Grad im Schatten

Temperaturen über 40 Grad im Schatten

Hitzewelle über weiten Teilen Europas

Die schon seit Wochen über Südeuropa liegende Hitzewelle mit Temperaturen teils über 40 Grad im Schatten dehnt sich momentan über viele andere europäische Länder aus. Zum ersten mal überhaupt wurde in Großbritannien die Temperatur von 40° erreicht bzw. überschritten. Im Großraum London kam es zu Wiesen- und Buschbränden, zahlreiche Häuser wurden Opfer der Flammen.

Von gb/dr
Hitzewelle über weiten Teilen Europas
Foto: shutterstock_1935063914

Die länderübergreifende Hitzewelle entwickelt sich also zu einer kontinentalen Hitzewelle, was eine neue Qualität bedeutet. In Verbindung mit der anhaltenden Trockenheit und Dürre verschärft sie Artensterben und Zerstörung von Ökosystemen. Durch zahlreiche Wald- und Buschbrände werden Rückkopplungsschleifen in Gang gesetzt oder verstärkt: Wälder können durch die Verschattung großer Flächen teils die Temperaturen bei Hitzewellen um bis zu 15 Grad senken, sie reduzieren das CO2 in der Atmosphäre, sie halten Feuchtigkeit fest. Allein in Spanien wurde durch Brände in den letzten Wochen eine Waldfläche von 60 000 Hektar vernichtet!

Schmelzwasser der Gletscher fehlt

Die Austrocknung der Flüsse, die aus den Alpen oder den Pyrenäen kommen, ist nicht nur ein Ergebnis der Hitze und des fehlenden Regens, sondern auch der voranschreitenden Gletscherschmelze: Bisher hatten die Gletscher im Sommer durch Schmelzwasser die Flüsse gespeist, was nun wegfällt. Durch das Auftauen des alpinen Permafrosts kommt es zu Erdrutschen und ganzen Bergabbrüchen wie vor kurzem bei der Katastrophe am Marmolata-Gletscher mit mehreren Toten. Durch die kapitalistische Forstwirtschaft mit massivem Abholzen, Waldsterben durch Umweltvergiftung und Schädlinge, Flächenversiegelung und Begradigung von Flüssen sowie extensivem Grundwasserverbrauch lassen sich erst die Wechselwirkungen insgesamt erklären. Verlust von Bäumen und Freiflächen sowie von Frischluftschneisen in den Städten sorgen dort auch nachts für unerträgliche Temperaturen. Auch die kapitalistische Städteplanung muss als Mitverursacher der Hitzewelle an den Pranger!

Neue Qualität einer länderübergreifenden Umweltkatastrophe

Die jetzige neue Qualität der Ausweitung regionaler Umweltkatastrophen zu einer länderübergreifenden Umweltkatastrophe wird also durch den Begriff „Hitzewelle“ überhaupt nicht in ihrem ganzen Wesen erfasst. Unter einem globalen Blickwinkel muss erfasst werden, dass z.B. auf der anderen Seite des Globus, wo jetzt Winter herrscht, z.B. in Australien verheerende Fluten nach Starkregen auftraten und Anfang Juli bis nach Sidney vordrangen. Im Mai stöhnten Indien und Nachbarländer unter einer Rekordhitze mit Werten bis zu 50°, die zu zahlreichen Todesfällen führte.

Verschiedene Erklärungen der Hitzewellen und die Krise der bürgerlichen Klimawissenschaft

In einem Spiegel-online-Artikel vom 19.7. wird richtigerweise darauf hingewiesen, dass die globale Erderhitzung sich natürlich auch auf die Spitzentemperaturen auswirken muss und dass die Störung des Jetwind-Systems, ebenfalls eine Folge der besonders an den Polen extremen Erwärmung, ebenfalls einen Beitrag leistet, dass Extremwetter über Wochen bestehen bleiben. Es heißt dort: „Einer aktuellen Studie zufolge wird eine Hitzewelle, die im vorindustriellen Klima mit einer Wahrscheinlichkeit von eins zu zehn in einem bestimmten Jahr aufgetreten wäre, nun im Durchschnitt fast dreimal häufiger auftreten und 1,2 °C heißer seien. … Hitzewellen werden im Allgemeinen durch Hochdruckgebiete ausgelöst. In diesem Fall ist es das Azorenhoch - ein Hochdrucksystem, das normalerweise vor Spanien im Nordatlantik liegt - das sich nach Norden ausbreitet und die Bedingungen schafft, die wir heute spüren. ... 'Ich denke, wir können mit großer Sicherheit sagen, dass jede Hitzewelle, die heute auftritt, durch den Klimawandel intensiver und wahrscheinlicher geworden ist', sagt Mitautorin Dr. Friederike Otto, Dozentin für Klimawissenschaften am britischen Grantham Institute for Climate Change and the Environment.“

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Gesundheitliche Schäden und Hitzetote

Spanien und Portugal meldeten allein in der letzten Woche ca. 1000 Hitzetote. Für die Hitzesommer 2018 und 2020 wurden alleine für Deutschland jeweils ca. 8700 Hitzetote berechnet. Das droht jetzt erneut. Wenn die Außentemperaturen die Körpertemperatur von 37° überschreiten, kann sich der Körper nur noch durch Schwitzen wehren, ab 50° Außentemperatur ist ein Überleben nicht möglich. Solche Bedingungen werden teilweise auf der arabischen Halbinsel schon erreicht, somit haben wir inzwischen unbewohnbare Gebiete auf der Erde, die sich ausdehnen.

 

Durch das Schwitzen kommt es zu einem erheblichen Flüssigkeits- und Salzverlust. Wird dieser nicht durch ausreichend Trinken ausgeglichen, kommt es zu einem Kreislaufkollaps, Nierenversagen und dem Tod. Besonders gefährdet sind ältere Menschen, bei im Alter nachlassenden Durstgefühl. Doch auch junge Menschen und vor allem Arbeiter unter Hitzebedingungen, die womöglich auch noch ohne Schatten arbeiten müssen, werden durch direkte Sonneneinstrahlung auf den Kopf mit Hitzestau extrem gefährdet. Das Nachrichtenmagazin Tagesthemen berichtete am 19.7. von Arbeitern im Straßenbau, die 12-Stundenschichten in der glühenden Sonne leisten müssen, beim Asphaltieren werden dann Temperaturen von ca. 70° erreicht! Das ist menschenverachtend und folgt dem Diktat der internationalen Monopole, den chronischen Verkehrsinfarkt nicht noch weiter ausufern zu lassen.

 

Wir fordern deshalb Hitzepausen, Trinkpausen, umfangreiche Versorgung der Belegschaften mit Trinkwasser, Kühlungsaggregate sollten mit regenerativer Energie betrieben werden (solare Energie könnte gerade unter den jetzigen Bedingungen ein Mehrfaches des Energiebedarfs abdecken). Industrielle Abwärme muss unbedingt aufgefangen und in Energie umgewandelt werden, in der kalten Jahreszeit auch in Fernwärme, anstatt dass sie aus Profitgründen einfach Flüsse und Umgebungsluft unnötig erhitzen.

 

In Hitzebetrieben von Straßenbau oder Stahlindustrie fordern wir Produktionsstopp bei vollem Lohnausgleich und ohne Anrechnung auf Urlaubstage während der Hitzewelle!

 

Durch die Abgasbelastung vor allem in Ballungsgebieten entsteht der sogenannte Sommersmog, die bodennahen Ozonwerte erreichen zusammen mit anderen Abgasen kritische Werte, wo sie zu starken Reizungen der Schleimhäute, Asthma, Kopfschmerzen und Verschlimmerung chronischer Krankheiten führen. Die klimaschädlichen Emissionen aus Industrie und Straßenverkehr sind also auch eine Bedrohung der menschlichen Gesundheit, die in Hitzeperioden eskaliert.