Wirtschaft

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Börsen äußerst nervös – offene Krise in Sicht?

Zu den zahlreichen Krisen bahnt sich eine offene Börsenkrise an. Die Börsen sind in diesem Jahr weltweit gefallen. Der Dax lag Ende Juni um 20 Prozent unter seinem diesjährigen Höchststand, der Dow Jones (USA) um 13,5 Prozent, der japanische Nikkei 225 um 13,9 Prozent und der Shanghai Composite um 8,5 Prozent.

Von dg

Besonders stark hat es die Technologiewerte getroffen. Der Technologieindex Nasdaq 100 aus den USA verzeichnete mit -26,8 Prozent gegenüber seinem diesjährigen Höchststand den stärksten Fall. Das trifft Unternehmen wie Apple, Amazon, Alphabet, Tesla usw. am stärksten. Dadurch ist der Börsenwert der 100 größten aktiennotierten Unternehmen der Welt im ersten Halbjahr 2022 um 17 Prozent oder 6,1 Billionen US-Dollar gesunken – eine gewaltige Kapitalvernichtung.¹

 

Einen ersten Einbruch erlebten die Börsen in diesem Jahr nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs am 25. Februar, erholten sich danach aber wieder. Der erneute Einbruch hat seine Ursache in den immer größeren Risiken und negativen Erwartungen des Finanzkapitals in die weitere Wirtschaftsentwicklung, auch aufgrund der Gaskrise.

 

Der von der US-Notenbank Fed vollzogene Anstieg der Zinsen in den USA um 0,75 Prozentpunkte lenkt Kapital von der EU in die USA, da die Zinsen dort niedriger sind und von der EZB bisher nicht angehoben wurden. Dadurch sinkt auch der Kurs des Euro gegenüber dem US-Dollar auf den tiefsten Stand seit 20 Jahren und nähert sich erstmals der Parität zum Dollar an. Das verteuert die Einfuhren in die EU noch weiter, weil die Energierohstoffe weltweit in US-Dollar abgerechnet werden. Ein größerer Anstieg der Zinsen in der Eurozone birgt jedoch hohe Risiken, denn er verschärft die Schuldenkrise, insbesondere die der südeuropäischen Staaten. Schon macht das Schlagwort einer erneuten Eurokrise die Runde.

 

Die hohe Inflationsrate macht die Lebenshaltung für viele Menschen zu einem großen Problem und birgt für das Monopolkapital einen gewaltigen „sozialen Sprengstoff“, wie Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) feststellte. Denn die Menschen lassen sich das nicht einfach gefallen. Im Gegensatz zu den verharmlosenden Meldungen vom letzten Jahr, von einem „nur kurzen Anstieg der Inflation“, sagte er dazu: „Die aktuelle Krise wird nicht in wenigen Monaten vorübergehen.“²

 

Die Ursachen der Inflation liegen keineswegs in Lieferschwierigkeiten wegen der Corona-Krise oder dem Ukraine-Krieg. Ein wesentlicher Faktor, der die Inflation antreibt, ist die Finanzspekulation. Rohstoffe oder Lebensmittel werden gehortet oder zurückgehalten, bis die Preise noch höher gestiegen sind und die Profite durch die Decke gehen.

 

Güter, die überhaupt nichts mit der Corona-Krise oder dem Ukraine-Krieg zu tun haben, wie Obst oder Butter aus Deutschland, vollbringen die reinsten Preissprünge. Besonders die Arbeiterinnen und Arbeiter wehren sich dagegen mit energischen Tarifkämpfen und Streiks für deutliche Lohnerhöhungen zum Ausgleich der Preissteigerungen. Wer ein niedriges Einkommen hat, das so schon kaum zum Leben reicht, kann sich angesichts der explodierenden Energiekosten und der Preissprünge bei Lebensmitteln des alltäglichen Bedarfs keinen Urlaub leisten oder spart beim Essen und Neuanschaffungen. Das drückt die Konsumausgaben, ein wichtiger Faktor der Binnennachfrage.

 

Hier eine Tabelle mit den Börsenkursen im entsprechenden Zeitraum