Bangladesch

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Verheerendste Überschwemmungen seit 100 Jahren

Überflutungen in Indien und Bangladesch haben 2022 eine neue Qualität bekommen. Schon im Mai – vor der offiziellen Monsunzeit – gab es große Überschwemmungen.

Von hb
Verheerendste Überschwemmungen seit 100 Jahren
(foto: Chowdhury Sanjoy (CC BY-Sa 4.0))

Die Überflutungen 2022 in den nördlichen Bundesstaaten Bangladeschs werden schon jetzt als bisher so nie gekannt qualifiziert. Im Buch von Stefan Engel, „Katastrophenalarm! Was tun gegen die mutwillige Zerstörung der Einheit von Mensch und Natur?“, auf S. 124 wurde die treffende Voraussage getroffen: „Deutlich angestiegen ist vor allem die Zahl klimabedingter regionaler Umweltkatastrophen. Diese sind zwar regional begrenzt, wirken sich aber verschärfend auf die globale Umweltkrise aus. Jede regionale Umweltkatastrophe erinnert von Neuem daran, wie dringlich der weltweite aktive Widerstand gegen die globale Umweltkatastrophe ist.“

 

Die Süddeutsche Zeitung berichtet am 22. Juni zu der Flutkatastrophe¹: „Die Niederschläge der vergangenen Tage sind ohne Beispiel, seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. … Die Monsunmuster haben sich in den letzten Jahrzehnten verändert, da die Durchschnittstemperatur in Bangladesh seit 1976 um mindestens 0,5 Grad Celsius gestiegen ist.“ Es sind die verheerendsten Überschwemmungen seit 100 Jahren: 9,5 Millionen Menschen in Indien und Bangladesch sind noch immer von der Außenwelt abgeschlossen, brauchen Strom, Nahrungsmittel und vor allem Trinkwasser. Die Wiederherstellung von Straßen und Zugverbindungen wird Monate dauern. Die Betroffenen haben ihre Häuser verloren, alles, was darin war, ihr Vieh und das Futter für die Tiere. Es wird ihnen jegliche Existenzgrundlage fehlen, wenn das Wasser wieder weg ist. Es droht eine schwere Ernährungskrise, weil rund 48.000 Hektar Felder mit «Aush» (eine Art Reis) bereits zerstört wurden und die Ernte weiterer Getreidesorten sich verzögern könnte.

 

Angesichts der Milliardenausgaben der EU-Länder für den Krieg in der Ukraine ist es mehr als zynisch und eine Verhöhnung der Flutopfer, wenn der für das Krisenmanagement in der EU zuständige Kommissar Janez Lenarčič in einer Pressemitteilung der EU verkünden ließ: "Für Bangladesh hat die EU 1,2 Millionen Euro an humanitärer Hilfe für die von den Überschwemmungen im Nordosten und Norden des Landes betroffenen Menschen bereitgestellt. Die Überschwemmungen in diesem Jahr gelten als schlimmer als die in den Jahren 1998 und 2004. Für Indien stellt die EU 800.000 Euro an Soforthilfe bereit. Damit soll vor allem den Menschen in den am stärksten von den Überschwemmungen betroffenen Gebieten im Bundesstaat Assam geholfen werden.“²

 

Eine weitere Verschärfung bei Überschwemmungen wird eintreten, wenn das erste Kernkraftwerk in Bangladesch 2023 ans Netz geht. In Ruppur, rund 180 Kilometer westlich der Hauptstadt Dhaka, wird seit 2013 ein Atomkraftwerk gebaut, projektiert und finanziert von Rossatom / Russland. Seit 2017 beteiligt sich auch Indien an diesem Bauprojekt, ausdrücklich um, „ zu gewährleisten, dass Kernenergie in Bangladesch in keiner Weise für militärische Zwecke verwendet wird“. Das deutsche Übermonopol ThyssenKrupp rühmt sich: "Mit insgesamt drei Vibrationseinheiten und über 2600 Tonnen ASF-Ankerpfählen mit einem Durchmesser von 64 cm und 90 Millimeter Dicke trug die ThyssenKrupp Infrastructure maßgeblich dazu bei, dass das Fundament gebaut werden konnte."³ Der Hauptgrund für die Wahl Ruppurs ist die Lage am Fluss Padma, der das Kühlwasser für das geplante Kraftwerk liefern soll. Da es sich um eine Schwemmebene handelt, besteht jederzeit die Gefahr, dass es zu einem verheerenden Atomunglück kommt.

 

Gegen dieses Atomkraftwerk, das von der Awami-League und ihrer Vorgänger-Regierung vorangetrieben wurde, gab es von der Umweltbewegung, der Communist Party Bangladesh, verschiedenen linken Organisationen und Parteien und dem Bündnis „Linke Demokratische Allianz“ jahrelang Proteste und Widerstand. Die bengalischen Regierungen unterdrückten diese Proteste brutal. Die Billigung der „westlichen Demokratien“, wie jetzt beim G7-Gipfel als besondere Auszeichnung ausgelobt, war ihnen gewiss.

 

In Bangladesch kulminiert der Übergang in eine globale Umweltkatastrophe in Einheit mit der Kriegsvorbereitung besonders und bedroht eine Bevölkerung von 160 Millionen Menschen. Im Rahmen der US-amerikanischen Indo-Pazifik-Strategie gegen den Einfluss Chinas in Bangladesch stimmte die bengalische Regierung auch Vereinbarungen zur militärischen Überwachung und Geheimdienstzusammenarbeit mit den USA zu. In einer Erklärung der Kommunistischen Partei Bangladeshs (CPB) vom 9. April 2022 heißt es: „Die Menschen dieses Landes führen seit langem eine Bewegung der Blockfreiheitspolitik, die durch den großen Befreiungskrieg als grundlegende Politik dieses Landes anerkannt wurde. Dadurch besteht die Gefahr, dass das Land in internationale Spannungen und Konflikte hineingezogen wird, um die Absichten des Imperialismus zu erfüllen.“

 

Der Aufbau der weltweiten Front gegen Faschismus und gegen die Vorbereitung eines Dritten Weltkriegs muss intensiviert werden und auch die durch die imperialistische Kriegsvorbereitung verstärkte mutwillige Zerstörung der Lebensgrundlagen beinhalten.