Leverkusen
Anwohner kritisieren Currentas Giftmüllverbrennung
Die Giftmüll-Verbrennungsanlage von Currenta in Leverkusen, ehem. Bayer, verbrennt wieder. Die Ursache der Explosion vor elf Monaten mit sieben Toten und über dreißig Verletzten ist noch nicht aufgeklärt.
Jetzt stellte ein Gutachterteam das Gutachten vor, auf dessen Grundlage die Bezirksregierung das Anfahren des Ofens gestattet hatte. 70 Anwohner waren zu der Veranstaltung gekommen. Zwei Dutzend meldeten sich zu Wort – und kein einziger unterstützte das Gutachten, alle kritisierten vor allem die beiden anwesenden Chefs von Currenta. Die aber schwiegen feige.
Über den ersten Diskussionsbeitrag berichtet der Kölner Stadtanzeiger: „Gottfried Schweitzer, ein traditionell harter Bayer-Kritiker, verurteilte Currentas Umgang mit Menschenleben, er sagte gar, dass der Chempark-Chef Lars Friedrich ins Gefängnis gehöre, er solle nicht nur die Gewinne verantworten, sondern auch die Fehler. Schweitzer behauptete, dass bulgarische Arbeiter an den Aufräumarbeiten beteiligt gewesen seien. Im Gegensatz zu eigenen Mitarbeitern ohne ordentliche Schutzausrüstung: ‚Nur mit Corona-Masken.‘“
Es gab noch viele weitere geharnischte Argumente und Fragen. Sie blieben aber alle unbeantwortet. Im Lauf der Diskussion stellte sich Folgendes heraus: Die Bezirksregierung ist zuständig für alle Genehmigungen von chemischen Verfahren. Sie hat aber keine eigenen Fachleute und gibt selber keine Gutachten in Auftrag. Will ein Chemiebetrieb ein neues Verfahren in Gang setzen, oder wie jetzt die Giftmüllverbrennung wieder starten, muss das Unternehmen der Bezirksregierung ein Gutachten vorlegen, das die Unbedenklichkeit usw. bescheinigt. Diese Gutachter werden von den Unternehmen ausgesucht und bezahlt – wie jetzt auch dieser Gutachter, Herr Jochum, ehemaliger Sicherheitschef von Hoechst. Die zuständigen Mitarbeiter der Bezirksregierung, die alle eine Verwaltungsausbildung haben, können die Gutachten natürlich nicht inhaltlich beurteilen – aber, wie auch in diesem Fall, geflissentlich abhaken. In der Praxis ist also die staatliche Kontrolle ausgehebelt und die Chemiemonopole entscheiden allein, was und wie sie produzieren. Sie haben sich den Staat untergeordnet.
Wie Currenta-hörig auch das jetzige Gutachten ist, zeigt ein kleines Beispiel. Gebetsmühlenartig wird hier die Sorgfalt und strengste Vorsicht, bis hin zu Ablehnung gefährlicher Stoffe, gepriesen, um eine erneute Explosion zu vermeiden. Aber ein Anwohner zitierte aus der aktuellen Homepage von Currenta, wo sie um Kunden für ihre Öfen wirbt: „Weil wir in der Chemie zuhause sind, ist uns kein Stoffgemisch zu extrem.“
Ein Schlag ins Gesicht auch der Angehörigen der beim Unglück verstorbenen Menschen, fand der Mann. Auch hierzu schwiegen die CEOs von Currenta. Jetzt kommt alles darauf an, dass sich die Anwohner zusammenschließen. Nur gemeinsam können sie gegen Currenta und für ihre eigene und die Sicherheit der Kollegen etwas erreichen.
Rettet Menschen und Umwelt vor der Profitwirtschaft!