Mord an Umweltaktivistin
22 Jahre Haft für früheren Chef der Elektrizitätsgesellschaft von Honduras
Roberto David Castillo war schon im Juli 2021 wegen Beteiligung an der Ermordung der Umweltaktivistin und Indigenenführerin Berta Carceres schuldig gesprochen worden.
Jetzt wurde er zu einer Gefängnisstrafe von 22 Jahren und sechs Monaten verurteilt. Carceres hatte führend die Proteste gegen den Plan der Elektrizitätsgesellschaft (Desa) zum Bau des Wasserkraftwerks Agua Zarca am Rio Gualarque organisiert. Dieser ist für das Volk der Lenca wesentliche Lebensgrundlage und gilt als heilig. Die massiven Proteste hatten die chinesischen Investoren zum Rückzug von dem Projekt gezwungen.
Das Gericht kam zu der Überzeugung, dass Castillo, der früher Geheimdienstoffizier des Militärs war, das Killerkommando koordinierte, das Carceres in der Nacht von 2. auf 3. März 2016 in ihrem Haus in La Esperanza ermordete. Er hatte sie jahrelang überwacht und ihr Geld angeboten, wenn sie die Proteste stoppt. Als sie sich nicht bestechen ließ, wurden die Mordpläne geschmiedet. Sieben Mitglieder des Killerkommandos wurden 2019 zu Strafen zwischen 30 und 50 Jahren verurteilt.
Der Indigenenrat Copinh, der 1993 mit von Carceres gegründet wurde, kritisiert in einer Pressemitteilung, dass nicht gegen die wahren Hintermänner vorgegangen wird. Castillo sei nur ein Glied in der Befehlskette gewesen. Als wirkliche Hintermänner werden die Mitglieder des Atalas-Clans angeklagt. Mit ihren Banken und Unternehmungen zählt die Familie zu den mächtigsten des Landes. Sie steht auch hinter dem Staudammprojekt.
Nach der Urteilsverkündung kam es zu Protesten vor Filialen der BAC-Bank. Auf Transparenten wurde die Festnahme des Präsidenten der Bank, der zur Atala-Familie gehört, gefordert. Er wird verantwortlich gemacht für gefälschte Genehmigungsverfahren und Angriffe auf Demonstranten. Ein anderes für die Finanzen der DESA verantwortliches Familienmitglied habe die Überwachung der Protestierenden, das Killerkommando und die Bestechung von Politikern und Mitgliedern der Justiz finanziert.
Für die Profitinteressen dieser Konzerne wurden zwischen 2004 und 2018 über 250 000 Menschen von ihrem Grund und Boden mit Zwang vertrieben - bei einer geschätzten Bevölkerung von 9,7 Millionen 2019. Diese Vertreibungen sind inzwischen die Hauptursache für die Migrationsströme von Honduras in Richtung USA. Sie offenbaren die ganze Verkommenheit und das verbrecherische Wesen des Finanzkapitals. Alleine 2016 wurden außer Carceres in Hondurals noch mindestens 13 weitere Umweltaktivisten ermordet.