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Hafenarbeiter haben jetzt die „Faxen dicke“

3000 Hafenarbeiterinnen und Hafenarbeiter demonstrierten heute, ab 9 Uhr, vom Sitz des Zentralverbands der Seehafenbetriebe in Hamburg (Speicherstadt) durch die Hamburger Innenstadt und machten klar, dass sie nicht mehr bereit sind, sich die Provokation des Zentralverbands der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) gefallen zu lassen. ver.di fordert 1,20 Euro pro Stunde und eine Einmalzahlung von 1200 Euro für Vollcontainerbetriebe (600 Euro für die anderen), dagegen bot der ZDS lächerliche 3,2 Prozent (2022) und 2,8 Prozent (2023) und 600 Euro Einmalzahlung. Das ist weniger als 50 Prozent der geforderten Summe und weit unter der Inflationsrate.

Von jb
Hafenarbeiter haben jetzt die „Faxen dicke“
So wie hier gestern in Bremen zeigten auch die Hamburger Docker Wut und Entschlossenheit (rf-foto)

Vielmals machte in der Presse die Geschichte von einem Hochlohnbereich die Runde. Aber warum sollen sich die Kolleginnen und Kollegen dafür entschuldigen, dass sie mit einer Vielzahl von Überstunden etc. dafür sorgen, dass rund 90 Prozent unserer Waren überhaupt in Deutschland (bzw. Europa) ankommen bzw. exportiert werden können. Eine weitere Spaltung liegt darin, dass den Kolleginnen und Kollegen der Autoverladung vom ZDS nur 0,90 Euro Erhöhung auf den Stundenlohn zugesprochen werden. Und das obwohl sie sowieso schon in den niedrigen Lohngruppen liegen. Die sogenannten „Hochlöhner“ sind ohnehin nur die Großgerätefahrer (VanCarrier, Containerbrücken und meistens auch damit Vorarbeiter / Meister). Lascher, die die gefährliche und schwere Arbeit der Sicherung und des Lösens der Container auf den Schiffen machen, haben inzwischen maximal Lohngruppe III – 21,50 Euro / Stunde. Allerdings nur, wenn sie in einem tarifgebundenen Betrieb arbeiten!

 

44 Jahre lang führten die Hafenarbeiterinnen und Hafenarbeiter keinen Tarifkampf. Die letzte größere Auseinandersetzung war der politische Streik gegen PortPackage II. Aber was sie nicht abkönnen, wenn man ihre Geduld überstrapaziert. Wenn das Hamburger Abendblatt heute die Spaltung zwischen den Kolleginnen und Kollegen, die kämpferisch und mit für deutsche Verhältnisse ungewöhnliche Kampfmethoden wie „Bengalos“ ihre Forderung betonen, und den gemäßigten versucht, müssen alle Aufmerksam werden. Und besonders wenn die ZDS-Verhandlungsführerin reklamiert: „ver.di hat die Kontrolle verloren!“ Also die Gewerkschaften sind nur gut, wenn sie faule Kompromisse verhandeln??

Wir sind uns sicher: Die Kollegen wollen Gewerkschaften als Kampforganisationen und nicht als bessere Co-Manager!

Natürlich hilft keine blinde Rebellion wie das Einschmeißen der Fensterscheiben des Gebäudes der Bremer Lagerhaus Gesellschaft(BLG) in der Nacht in Bremen. Aber kann man den Kolleginnen und Kollegen die Wut verdenken, denen gerade 15 Tage Arbeitszeit und die bezahlten Umkleidezeiten geklaut wurden? Ihnen wurde ab dem 1. Juni 2022 ein sog. Beschäftigungssicherungsvertrag übergestülpt, der diese und div. andere Verschlechterungen enthielt. Angeblich weil die BLG in Existenznot sei. Anschließend wurden dann blendende Zahlen verkündet! Die HHLA kündigte ebenfalls ein hervorragendes Betriebsergebnis für 2021 an (Konzern-EBIT 228,2 Mio. Euro +84 Prozent zum Vorjahr!) - eine andere Frage, was nicht das Problem der Arbeiter ist – wenn die Aktie trotz dieser hervorragenden Ergebnisse 4 Prozent schlechter gehandelt wird.

 

Darum: Volle Solidarität für die berechtigten Lohnforderungen und voller Einsatz der gewerkschaftlichen Kampfkraft!