Skandal in Leverkusen
Giftmüll-Ofen brennt wieder
Wir erinnern: Im Juli letzten Jahres explodierte ein 500 Kubikmeter fassender Tank in der Giftmüll-Verbrennungsanlage der Firma Currenta am Rand des Werksgeländes von Bayer im Leverkusener Stadtteil Bürrig. Weitere Tanks folgten.
Es gab sieben verbrannte Leichen, und mehr als 30 teils schwerverbrannte Kollegen leiden noch heute. Giftiger Ruß regnete vom Himmel bis nach Dortmund. Jetzt brennt der erste Ofen wieder!
Was sagt die Bezirksregierung in Köln dazu?
Eine gesonderte Genehmigung für das Anfahren der Anlage braucht es ihren Angaben zufolge nicht: „Die Immissionsschutzrechtliche Genehmigung aus den 1970er-Jahren ist dafür ausreichend!“ Dieses Papier ist aber total überholt – es hat das Unglück nicht verhindern können! Ein winziges Beispiel: Über den Brennöfen verläuft eine Hochspannnungsleitung. Bei der Explosion riss sie, und wegen des Starkstromkabels am Boden konnte die Feuerwehr zwei Stunden lang nicht löschen!!! Nach heutigem Stand der Technik gäbe es deshalb keine Genehmigung… .
Monopole beherrschen den Staat
Das bestätigt wieder, dass und wie die Monopole sich den Staatsapparat untergeordnet haben. Auch die Umweltministerin hatte nach der Katastrophe oft erklärt: Erst wenn die Ursachen restlos aufgeklärt seien, könne Currenta – die ehemalige Tochter von Bayer – wieder Giftmüll verbrennen. Aber die Staatsanwälte haben ihre Untersuchungen noch gar nicht abgeschlossenen – sie ermitteln noch gegen vier Verdächtige!
Jetzt brennt es wieder -
– obwohl die Ursachen noch nicht aufgeklärt sind. Es gibt zwar ein Gutachten von einem Professor Jochum (mehr dazu hier). In einer geheim tagenden Gruppe mit ausgewählten Bürgern legte er einen 100 Seiten starken geheimen Bericht vor – zu dem sich zu äußern die Mitglieder sechs Tage Zeit hatten. Darin befürwortet er die Wiederinbetriebnahme – natürlich! Denn er wird von Currenta bezahlt und war früher „Sicherheits“-Chef des ehemaligen Chemie-Giganten Hoechst.
Täuschen und lügen – töten und verletzen
- Direkt nach dem Brand erklärte Currenta, man habe das ganze mit den Giften aus den Tanks vermischte Löschwasser - 5000 Tonnen - sicher in anderen Tanks aufgefangen; tatsächlich aber waren es 30.000 Tonnen.
- Schon 34 Stunden nach dem Brand ließ Currenta 10.000 Tonnen dieser Brühe in den Rhein einleiten – geheim.
- Als das ruchbar wurde, Monate später, erklärte Currenta: Es habe keine Tanks mehr gegeben – wieder eine glatte Lüge: Es gab noch Kapazitäten für 34.000 Tonnen auf dem Werksgelände;
- Das in Deutschland verbotene tödliche Insektengift Clothianidin und das extrem gewässerschädliche PFOS befanden sich unter den in den Rhein eingeleiteten Giften, in einer Menge von bis zu 60.000fach über dem erlaubten Mengenwert. Monatelang schwor Currenta, man habe ehrlich keine Ahnung, woher das Insektengift komme – im Dezember gab Currenta dem WDR gegenüber zu, dass das Gift aus dem explodierten Tank stammt.
- Ebenfalls im Dezember konnte Currenta nicht länger verheimlichen, dass durch eine angeblich undichte Klappe aus einem der Giftwassertanks täglich fünf Monate lang jeweils 10 bis 20 Tonnen Gift direkt in den Rhein gelangt seien; am Anfang sprach Currenta von 180 Tonnen insgesamt; ein paar Tage später waren es dann schon 1300 Tonnen. Das will keiner bemerkt haben?!
- Und die dauernde Missachtung von Menschenleben: Im Dezember gab es ein weiteres Unglück mit Natronlauge bei Currenta in Dormagen: Ein Toter, fünf Schwerverletzte. Den hochkontaminierten Explosionsort in Leverkusen ließ Currenta reinigen von einem Subunternehmen. Currenta-Mitarbeiter durften den Ort nur mit Ganzkörper-Schutzanzug und Sauerstoffgerät betreten. Aber die nicht Deutsch oder Englisch sprechenden bulgarischen Arbeiter trugen nur FFP2-Masken – und fuhren nach vier Wochen wieder nach Hause – Gesundheitszustand unbekannt. Auch für den australischen Fond, an den Bayer vor einiger Zeit Currenta verkauft hat, gilt: Für Profite gehen sie über Leichen.
Currenta will sich am 23. Juni der Diskussion mit Bürgern stellen. Die Rote Fahne Redaktion wird darüber berichten!