Wilhelmshaven
Der Bau der Flüssiggas-Terminals ist Teil der weltweiten Vorbereitung auf einen Weltkrieg
„Fahrradfahren ärgerte Putin – fünf Tipps zum Energiesparen.“¹ Mit solchen kernigen Sprüchen werden wir gegenwärtig auf allen Kanälen auf die vom Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) angekündigten schweren Zeiten eingestimmt. Im krassen Gegensatz zur Reduzierung des Energieverbrauchs steht der geplante und bereits stattfindende gigantische Ausbau von Flüssiggasterminals in ganz Europa.
Der Wirtschafts- und Umweltminister Habeck hat eine Kampagne zum Energiesparen gestartet. "Wer Energie spart, schützt das Klima, stärkt das Land und schont den Geldbeutel", behauptet er.
So richtig der sparsame Umgang mit Energie ist, zielt diese Kampagne doch vor allem darauf ab, die Menschen auf härtere Zeiten einzuschwören. Das ist psychologische Kriegsvorbereitung; alle imperialistischen Länder bereiten einen Dritten Weltkrieg vor.
Und wer sich mit den geplanten und schon im Bau befindlichen Anlagen zum Gasimport beschäftigt, merkt bald, dass es weder um Energieeinsparung noch um Klimaschutz geht.
In Europa sind derzeit 28 Gas-Import-Terminals in Betrieb, ein Drittel davon sollen erweitert werden. Weitere drei sind im Bau und dazu dreizehn geplant. Allein der von der Firma Gasunie geplante Umschlagplatz in Eemshaven (Niederlande) soll Ende des Jahres zwei Milliarden Kubikmeter Gas umschlagen. Zusammen mit einer Ertüchtigung der Anlage in Rotterdam würde damit die niederländische LNG-Kapazität² verdoppelt!
In Wilhelmshaven gibt es vier Projekte, die bereits vor Beginn des Ukraine-Krieges geplant waren: Der Kraftwerksbetreiber Uniper plant im Zusammenhang mit der Stilllegung des Wilhelmshavener Kohlekraftwerks einen schwimmenden Gasterminal und baut dazu eine 26 km lange Pipeline zum Anschluss an das bundesdeutsche Gasnetz für eine Milliarde Kubikmeter Gas jährlich. Die Nord West Ölleitung (NWO), hauptsächlich im Besitz von BP und Shell und bisher im Ölimport tätig, plant ebenfalls einen LNG-Terminal in Wilhelmshaven.
Zu was für aberwitzigen Plänen die Aussicht von hohen „Wertschöpfungen“ im Erdgas- und Wasserstoffgeschäft führt, zeigt der Plan von Tree Energy Solutions (TES). Sie will den „in sonnenreichen Ländern“ produzierten Wasserstoff dort in Methan umwandeln, diesen verflüssigt nach Wilhelmshaven verschiffen, dort das Methan wieder in Wasserstoff umwandeln, um dann das dadurch entstehende Kohlendioxid wieder zur Methanherstellung in die „sonnenreichen Länder“ zurückzuverschiffen. Das alles, weil Wasserstoff sich „wirtschaftlich“ nicht verflüssigt verschiffen lässt. Offenbar ist die Produktion von Wasserstoff und Strom in umweltfreundlichen dezentralen Anlagen mit Hilfe von Wind und Sonne vor Ort nicht profitabel.
Und auch Wintershall treibt die Gier nach maximalem Profit: Aus norwegischem Erdgas, das nach Wilhelmshaven geschafft wird, soll Wasserstoffgas hergestellt werden. Auch hierbei entsteht Kohlendioxid, was zurück nach Dänemark und Norwegen soll, um es in „Lagerstätten“ „unterirdisch einzulagern“, wie es in der Presse hieß.³ Diese Einlagerung ist hoch riskant. Ein unkontrollierter Austritt von Kohlendioxid kann tödlich enden. Zudem ist es ein umweltpolitischer Unsinn, erst den Kohlenstoff mit dem Erdgas aus der Erde zu holen und dann in Form von Kohlendioxid wieder dort einzulagern.
Ein umweltpolitischer Skandal ist außerdem, dass über die Terminals Frackinggas aus der USA importiert werden soll. Fracking vergiftet die Böden und das Grundwasser und das dabei frei gesetzte Methan heizt 20 mal stärker die Klimakatastrophe an als Kohlendioxid.
Der Bau der Flüssiggas-Terminals ist Teil der weltweiten Vorbereitung auf einen Weltkrieg. Mit der Unterordnung der Umweltpolitik unter die Kriegspolitik bekommt die Zerstörung der Einheit von Mensch und Natur eine neue Qualität. Statt Milliarden in Erdgasprojekt zu stecken, muss die nicht fossile Energiegewinnung massiv und beschleunigt ausgebaut werden.