Ford Saarlouis

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Belegschaft will kämpfen – aber wie?

Auf der gestrigen Betriebsversammlung musste der Konzernvertreter seine Rede abbrechen, weil sie in tumultartigen Szenen unterging, wie berichtet wurde. Eine Aussprache gab es auf der Versammlung nicht. Stattdessen eine Demo mit Kundgebung zu einer Straßenkreuzung etwa 2 Kilometer vom Werk. Die Azubis vom nahegelegenen Saarstahl hatten ihre Jugendversammlung abgebrochen und waren zur Demo gekommen, Delegationen aus verschiedenen Stahlbetrieben, wie ZF - insgesamt von mindestens zehn Betrieben waren da. Ver-di-Fahnen sowie Fahnen von Linkspartei und MLPD waren zu sehen. Bei ZF selbst waren die Kollegen betroffen und empört, als sie von der Entscheidung von Ford hörten. Unter den Kolleginnen und Kollegen gab es einhellig Wut, Entsetzen oder Enttäuschung über den Beschluss gegen Saarlouis. Aber auch eine enorme Kampfbereitschaft.

Von rt
Belegschaft will kämpfen – aber wie?
Ein langer Demonstrationszug aus Arbeiterinnen und Arbeitern von Ford, ZF, Saarstahl etc. und Gewerkschaftsmitgliedern zog durch Saarlouis (rf-foto)

Die Mehrheit der Angesprochenen waren unserem Vorschlag, zu streiken, gegenüber aufgeschlossen. Dabei waren die Fragen: „Machen die anderen mit?“; „Ist das Ford egal, haben die bereits einen Streik „eingepreist?“.

Zum Teil machte sich eine Enttäuschung über den Betriebsrat breit. Die Äußerung eines Kollegen, mit dem Beschluss sei der Standort tot und „Tote können nicht mehr kämpfen“, war sicher eine Minderheitenmeinung. Ein ehemaliger Bergmann berichtete vom Streik 1997. Und das Beispiel von Opel-Bochum, wo durch den selbständigen Kampf die Stilllegung des Werks um zehn Jahre verschoben werden konnte, kannten einige. Die Einschätzung der MLPD, dass das zynischen Ausspielen der Arbeiter von Valencia und Saarlouis die gleiche Ursache hat, wie der Krieg in der Ukraine, wo die Herrschenden Arbeiter Russlands und der Ukraine aufeinander schießen lassen, nämlich Jagd nach Höchstprofiten bzw. die Weltherrschaft, teilten etliche Kollegen.

 

Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD), wie auch CDU-Chef Stephan Toscani warteten mit lautstarken Reden auf, die vertuschen sollten, dass das refomistische Krisenmanagement krachend gescheitert ist. Inhaltlich enthielten sie keinerlei Perspektive für den Kampf.

 

Tatsächlich war es ein von vornherein abgekartetes Spiel von Ford, die Löhne zu senken, Antreiberei zu erhöhen und Steuergelder aufzusaugen – aber anstatt das selbstkritisch einzugestehen beschwor der Betriebsratsvorsitzende, Markus Thal, die „Ford-Familie“ zu der „wir alle gehören“.

 

Heute früh stand die MLPD mit einem Flugblatt vor dem Tor, in dem sie die Notwendigkeit eines selbständigen Streiks begründete. Die überwiegende Mehrheit der Angesprochenen befürwortete einen Streik. Die Betriebsversammlung wurde heute fortgesetzt. Entgegen der Zustimmung zu einem Streik warnte die IG-Metall-Führung heute, ein Streik sei verboten, man werde aber „hart“ um das Werk kämpfen. „Nicht nur Ford-Mitarbeiter müssten mit einbezogen werden, sondern auch die Zulieferer und die ganze Region.“ (Saarländischer Rundfunk). Wir treten für einen selbständigen Streik ein. Die Auseinandersetzung um den Weg des Kampfes gehen also weiter!