documenta 15

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Austausch, Solidarität? Ja bitte, aber wir brauchen auch Offensive!

Auf Initiative vor allem indonesischer Künstler trafen sich am Montagabend ca. 30 Künstler, Aktivisten und documenta-Besucher zu einem offenen Austauschs über die documenta 15 und die bisherigen Vorkommnisse - vor allem rund um die Antisemitismus-Vorwürfe.

Korrespondenz
Austausch, Solidarität? Ja bitte, aber wir brauchen auch Offensive!
Bild von der Diskussion (rf-foto)

Am Rande der documenta-Halle eröffnete ein indonesischer Künstler die Diskussion mit einem Bericht von ähnlichen Foren, die sie regelmäßig in Dörfern und Städten mit Bauern, Arbeitern und der Bevölkerung in Java / Indonesien durchführen und dadurch eine Möglichkeit des lebendigen Austausch unter den Massen schaffen.Vorher wussten viele gar nicht was z. B. in den kleineren Dörfern passiert, welche Fragen und Sorgen die Menschen dort haben. Die aktuelle „Kontroverse“ wäre einseitig nur aus europäischer Sicht geführt und jetzt wolle man diese Erfahrungen aus Indonesien nach Deutschland bringen und hier nutzen, um miteinander ins Gespräch zu kommen.

 

Eine Aktivistin der Palästina-Solidarität dankte herzlich den Künstlern und wies die Antisemitismus-Vorwürfe zurück, ein Genosse der MLPD stellte klar, dass diese Medienhetze nicht die Meinung der Mehrheit der Kassler Bevölkerung widerspiegeln. Leider waren die Beiträge der Künstler und internationalen Gäste vor allem aus neokolonial ausgebeuteten Ländern sehr zurückhaltend. Man hatte oft den Eindruck, hier solle nicht noch mehr Öl ins Feuer gegossen werden und man setzt auf Versöhnung. Zu Recht wurde deshalb fehlender Offensivgeist kritisiert: „Die Künstler müssten hier viel kämpferischer auftreten und diese Hetze entschieden zurückweisen“, so ein Teilnehmer.

 

„Was hier passiert, ist eine Form von Klassenkampf, die herrschende Klasse will ihre Deutungshoheit behalten und verhindern, dass ihre neokolonialen Machenschaften so deutlich dargestellt werden. Den Leuten, die hier ‚Antisemitismus‘ schreien, geht es gar nicht um Antisemitismus. Sie haben schon lange vorher bewiesen, dass sie selbst die schlimmsten Rassisten sind und den Neokolonialismus leidenschaftlich verteidigen“, so die Antwort eines Teilnehmers auf den Beitrag einer „Antideutschen“, die vorher die Kritik am Kapitalismus in Form von „die Arbeiter und Bauern als die Guten und die Kapitalisten als die Bösen darzustellen“ als tendenziell antisemitisch bezeichnete. So einfach wäre das angeblich nicht. Die tagtäglichen Erfahrungen der Menschen in neokolonial ausgebeuteten Ländern beweisen aber: So einfach ist es manchmal eben doch!