Nachlese
Wichtige Auseinandersetzungen beim Parteieinsatz zum Warnstreik bei TKSE
Wir sprachen die Stahlarbeiter und Azubis in etwa so an: „Volle Solidarität für die Forderung 8,2 Prozent. Die heutige Situation erfordert darüber hinaus selbständige Streiks gegen die Weltkriegsgefahr und für Lohnnachschlag. Was meinst du dazu?“
Auf die Frage, ob ihrer Meinung nach eine Weltkriegsgefahr besteht, kam eine ganze Bandbreite von Zustimmung über Unentschieden bis „Nein“. Einige meinten: „In Syrien war und ist doch auch Krieg“ oder: „Krieg ist heute in 23 Ländern“. Darauf sagte einer von uns: „Ja - Imperialismus bedeutet Krieg, aber das direkte Aufeinandertreffen imperialistischer Länder ist eine andere Qualität.“ Teilweise gab es auch kleinbürgerlich-agnostizistische Ansichten: „Ich kenne mich da nicht mehr aus“ oder: „Ich kann dazu nichts sagen“. Wir forderten den Arbeiterstandpunkt heraus und griffen die Medien an, die Verwirrung stiften. Sie tun das in dem Sinne: Man solle das Stellvertretern überlassen. Es gelang, die Mehrheit der Kollegen zu überzeugen, die anfangs nicht die Gefahr des III. Weltkriegs sahen.
Dann forderten wir die Kollegen heraus: „Wer soll denen in die Arme fallen? Das können nur wir Arbeiter machen. In Italien gab es einen Generalstreik gegen den Krieg, in Griechenland Blockaden von Hafenarbeitern. Auch wir hier müssen gegen den Krieg selbständig streiken. Und auch wenn 8,2 Prozent erreicht sind, dann gleicht das noch nicht die letzten Monate aus. Also müssen wir selbständig für Lohnnachschlag streiken.“ Um das zu organisieren, forderten wir sie auf, sich in der Liste für den aktiven Widerstand einzutragen. Viele nickten und sahen, dass wir Arbeiter Verantwortung übernehmen müssen, die Angriffe nicht mehr so hinnehmen können. Das Hauptgegenargument war skeptizistisch: „Da können wir aber auch nichts machen“.
Ich argumentierte, dass wenige immer einen Anfang machen müssen, jede richtige Idee und jeder Fortschritt am Anfang in der Minderheit waren. Es kam auch Stellvertreterdenken: „Die da oben interessiert das gar nicht, ob wir auf die Straße gehen“. Dazu sagte ich: „Die italienischen und griechischen Arbeiter haben auch gar nicht an die da oben appelliert, sondern mit ihren Taten Zeichen gesetzt“ und: „Keine Regierung kann dauerhaft gegen den Willen der Bevölkerung Krieg führen“. Allein unser Trupp hatte 17 Unterschriften, einen RW 36, einige Rote Fahne Magazine REBELL Extra verkauft und viele Kampfprogramme abgegeben. Es ist noch viel zu klären, aber die Kollegen waren und sind offen, ernsthaft selbständige Streiks vorzubereiten und durchzuführen.