Welternährungskrise
Eine einzige Anklage gegen das imperialistische System
Schon jetzt leiden über 811 Millionen Menschen an Unterernährung. 285 Millionen Menschen gehen dem Hungertod entgegen. Der Welthunger-Index 2021 zeigt, dass in 47 Ländern hohe Hungerwerte herrschen. Die UN-Welternährungsorganisation befürchtet, dass es viele Millionen mehr werden. Eine regelrechte Explosion des Hungers in der Welt. Es ist erschreckend, Bilder von ausgemergelten und sterbenden Kindern zu sehen. Und das trotz genügender Lebensmittel, modernster Agrartechnik und hoher landwirtschaftlicher Produktivität.
Schon mit 14 Milliarden Dollar könnte der Hunger auf der Welt weitgehend überwunden werden. Doch die finanziellen Mittel wurden von den „reichen“ imperialistischen Ländern gekürzt. Aber 100 Milliarden Euro stehen allein in Deutschland zusätzlich für die Aufrüstung der Bundeswehr zur Verfügung, damit der deutsche Imperialismus seine Interessen in der Welt „durchsetzen“ kann.
Das Vermögen der zehn reichsten Menschen der Welt hat sich während den letzten Jahren verdoppelt: Auf 1,5 Billionen US-Dollar! Ein schreiender Widerspruch. Was ist die Ursache für den explodierenden Hunger? Landwirtschaftsminister Cem Özdemir von den Grünen scheint es zu wissen: „Putins Krieg gefährdet die Ernährung von Menschen weltweit“. So so, jetzt ist es also Putin. Nicht, dass der Präsident des neuimperialistischen Russland nicht auch seinen Anteil daran hätte.
Natürlich verschärfen imperialistische Kriege, wie in der Ukraine, im Jemen oder in Syrien die Situation. 30 Prozent der Weizenlieferungen, 20 Prozent des Maises und 76 Prozent der Sonnenblumenkerne stammen aus der Ukraine und aus Russland. Länder wie Somalia, mit mehr als 90 Prozent, die Demokratische Republik Kongo zu 80 Prozent und Madagaskar zu 70 Prozent sind davon abhängig. Das World Food Programm bezieht 50 Prozent seiner Lebensmittel aus der Ukraine. Aber der Welthunger ist nicht einfach die Auswirkung des Krieges.
Seit Jahren werden uns Märchen, wie z. B. die Überbevölkerung, aufgetischt, um die wahren Ursachen zu verschleiern. In Wirklichkeit sind es verschiedene Faktoren und ihre Wechselwirkung, alles Auswirkungen des imperialistischen Weltsystems, das im wahrsten Sinne über Leichen geht.
Ein Faktor sind horrende Preissteigerungen auf dem Weltmarkt. Bereits vor dem Krieg stiegen Lebensmittelpreise, Düngemittel- und Energiepreise an. Seit Ausbruch des Krieges hat sich der Weizenpreis mehr als verdoppelt. Für viele Länder besteht überhaupt keine Chance mehr, diese Weltmarktpreise zu bezahlen. Schuld ist keine Verknappung, sondern die Raubgier nach Maximalprofiten von Agrarmonopolen, Mineralölmonopolen Bank- und Industriemonopolen, verschmolzen zum internationalen Finanzkapital.
Monopolpreise, Börsenspekulation und Hortung von Getreide schüren den Hunger in der Welt. In vielen Ländern, insbesondere in Afrika und im Nahen Osten, wurde die heimische Agrarproduktion durch neokoloniale Methoden ruiniert, um sie vom Imperialismus abhängig zu machen. Mit überteuerten Düngemitteln, Pestiziden und Saatgut wurde eine Abhängigkeit erzwungen. Mit der Einfuhr subventionierter Überschüsse aus den imperialistischen Ländern konnte die heimische Landwirtschaft nicht mehr mithalten. Das führte zu einer noch stärkeren Abhängigkeit von Importen. Der afrikanische Kontinent, der sich bis 1960 selbst ernähren konnte, wurde zunehmend in Abhängigkeit von Nahrungsmittelimporten gebracht.
Katastrophale Auswirkungen auf die Welternährung hat die Entwicklung zu einer Umweltkatastrophe. Die jüngsten Berichte des Weltklimarates (IPCC) schlagen Alarm: „Es ist eine Zukunft der Hitzewellen, Waldbrände, Überschwemmungen, zunehmender Dürren, Ernährungsunsicherheiten und Hungersnöte, die jeden Winkel der Welt erfassen werden.“ Die Hitzewelle in Indien führte zu einem Ausfall großer Teile der Ernte. Aktuell droht Somalia, Kenia und Äthiopien erneut ein Ausbleiben der Regenzeit. Das wäre dann für die Region die schwerste Dürre seit mehr als 40 Jahren. Die Auswirkungen sind weitere Versteppung, Unfruchtbarkeit von Böden, Austrocknung von Wasserstellen, massenhafter Hunger und Tausende Tote bei Mensch und Vieh. Das hat nichts mit dem Ukraine-Krieg zu tun. Es ist die Jagd nach Maximalprofit, die auf die Umweltkatastrophe zusteuert und die Einheit von Mensch und Natur zerstört. Diese verschiedenen Faktoren und ihre Wechselwirkung verschärfen die Welternährungskrise. Das lässt auch die bürgerlichen Politiker aufschrecken. Fürchten sie doch erneut den Ausbruch von „Hungeraufständen“ wie 2008 in elf Ländern Asiens, Lateinamerikas und Afrikas. Oder 2011, als sich in Algerien, Jordanien, Ägypten, Jemen und Tunesien aus Massendemonstrationen und Streiks gegen die Regierung ein länderübergreifender demokratischer Volksaufstand entwickelte, der in Tunesien, Ägypten und Jordanien zum Sturz der Regierung führte.¹
Daraus können sich gesamtgesellschaftliche Krisen bis hin zu einer revolutionären Weltkrise entwickeln. Diese Entwicklung versuchen die Herrschenden zu verhindern. Dabei ist auch das Welternährungsprogramm der UN Augenwischerei. Es zielt auf eine Vertiefung der neokolonialen Abhängigkeit. So unterstützenswert praktische Hilfe und Spenden durch verschiedene Hilfsorganisationen sind, sie bleiben ein Tropfen auf dem heißen Stein. Notwendig sind zwar Forderungen wie Enteignung der Plantagenbesitzer und Lebensmittelkonzerne, Anbau und preiswerte Verteilung von Lebensmitteln etc. aber vor allem die Bekämpfung der Ursachen. Notwendig ist die revolutionäre Überwindung des Imperialismus. Erst in den vereinigten sozialistischen Staaten können Armut und Hunger aus der Welt verschwinden.