Internationales Pfingstjugendtreffen
Zwei Tage im Zeichen von Klarheit, Solidarität und Rebellion für den Weltfrieden - jetzt mit Bildreport
Das Programm des 20. Internationalen Pfingstjugendtreffens in Gelsenkirchen hatte es auch am zweiten Tag in sich. In dem vielfältigen Angebot an Aktivitäten, Kultur, Essensspezialitäten, Informations- und Diskussionsmöglichkeiten war für Jede und Jeden etwas dabei.
Der Samstag war mit einem tollen internationalen Solidaritätsfest zur Verschwisterung und Verbrüderung zu Ende gegangen. Es dauerte noch bis zum frühen Morgen an. Die Auftritte der Bands begeisterten Jung und Alt - vom Krabbelalter bis Ü-70 -, meist aber Jugendliche. Fürsorglich waren Schlaflager für Kinder vorbereitet, die sich müde getobt hatten. Typisch Internationales Pfingstjugendtreffen!
Jetzt ist die Bildergalerie zu den beiden Tagen online
Die Musik von Umuda Haykırış, einem „Urgestein“ seit dem ersten Treffen, verknüpfte die Würdigung der Proteste auf dem Taksim-Platz mit der Solidarität mit dem kurdischen Befreiungskampf sowie Halay-Tanz. Skaboum aus Wuppertal füllten mit Power und Posaune ebenso die Tanzfläche wie der richtig gute Punkrock von Anastasis aus Duisburg. Bevor es zur „Aftershow-Party“ ins REBELL-Zelt ging, bildete das Duo Treptow aus Berlin einen fetzigen Abschluss des Bühnenprogramms.
Gänsehaut bei Beiträgen zwischen den Bands
Gänsehaut erzeugend waren auch die Beiträge zwischen den Bands: die Internationale Bergarbeiterkonferenz 2023 wurde vorgestellt und mit dem Lied „Santa Barbara“ begrüßt; Teilnehmende aus zwölf Ländern gaben Statements zum internationalen Zusammenhalt; eine große Gruppe „Syrische Freiwillige in Deutschland“ berichteten, wie sie fünf Monate lang selbstlos Einsätze im Flutgebiet Ahrweiler organisierten und jetzt Hilfstransporte in die Ukraine bringen sowie Flüchtlinge nach Deutschland und einiges mehr.
Sehr bewegend war die Grußbotschaft des Zentralen Koordinierungsausschusses an sein schwer erkranktes Mitglied Toni Lenz. Er bildete über Jahrzehnte Jugendliche in der Organisierung solcher Pfingstjugendtreffen aus – die nächste Generation setzt sein Werk fort und die REBELL-Songgruppe grüßte mit einem von Toni Lenz geschriebenen Lied.
Mit der dialektischen Methode "hinter die Kulissen" leuchten
Ein Höhepunkt des heutigen Tags war die Jugendbildungsveranstaltung mit Stefan Engel, dem Leiter des theoretischen Organs der MLPD REVOLUTIONÄRER WEG, zum brennenden Thema des Ukrainekriegs. Der rote Faden war, wie man mit der systemischen Anwendung der dialektischen Methode so „hinter die Kulissen“ leuchten kann, dass man den Dingen auf den Grund geht und zu richtigen Einschätzungen kommt.
Anhand von zwölf Faustregeln der dialektischen Methode machte Stefan Engel dies deutlich. Wer klar sehen will, muss sich zunächst einen klaren Klassenstandpunkt verschaffen. Dazu gehört, grundsätzlich kritisch an die bürgerliche Medienberichterstattung heranzugehen, die seit Kriegsbeginn regelrecht gleichgeschaltet ist.
Objektivität der Betrachtung contra Missbrauch der Gefühle
Man braucht zweitens eine wissenschaftliche Methode, die aus der Wirklichkeit abgeleitet ist und sich nicht irgendjemand ausgedacht hat. Die bürgerlichen Politiker drücken derzeit stark auf die Gefühlsdrüse, malen die schrecklichen Folgen des russischen Angriffskrieg an die Wand und appellieren demagogisch an die "Solidarität mit dem ukrainischen Volk".
Angesichts dessen ist die dritte wesentliche Anforderung, die strikte Objektivität der Betrachtung zu wahren, statt sich davon beeinflussen zu lassen. Bereits Lenin wies darauf hin, dass für die Einschätzung eines imperialistischen Kriegs völlig ohne Bedeutung ist, wer ihn konkret angefangen hat. Es ist vielmehr die Ungleichmäßigkeit der Entwicklung der imperialistischen Länder, die die Hauptursache solcher Kriege ist. In der Ukraine herrschen genauso wie in Russland monopolistische Oligarchen, die ebenfalls zu einer neuimperialistischen Macht aufstreben. Das können sie nur durch Mitgliedschaft in der EU und NATO erreichen. Die Marxisten-Leninisten dürfen nicht zulassen, dass Arbeiter in einem solchen Krieg auf Arbeiter schießen.
Ohne Selbstveränderung geht es nicht
Das Training zum systemischen dialektischen Herangehen an die komplizierte Wirklichkeit endete mit der zwölften Maßgabe des Übergangs zum praktischen planmäßigen Handeln. Stefan Engel setzte sich in seinem Vortrag auch damit auseinander, welche Selbstveränderung der Jugend der Kampf gegen die akute Weltkriegsgefahr und für die internationale sozialistische Revolution erfordert. Um mit einem stärkeren Feind fertig zu werden, braucht es vor allem Klassendisziplin. Dazu muss man antiautoritäre Einflüsse überwinden und sich auf das Wesentliche im Leben konzentrieren, statt sich stundenlang mit dem Handy zu beschäftigen, nur auf die eigene Karriere zu starren oder Drogen zu konsumieren.
In der lebhaften Diskussion meldeten sich so viele Redner zu Wort, dass gar nicht mehr alle drankommen konnten. Es ging es unter anderem darum, dass man sich gerade nicht davon leiten lassen darf, was man sich heute „vorstellen“ kann, sondern von den realen strategischen Optionen in der offenen Weltkrise: Entweder es kommt zum dritten Weltkrieg oder er wird durch die sozialistische Revolution verhindert. Systemisches dialektisches Herangehen kann man nur erlernen, wenn man sich auch eine entsprechende Lebensweise erkämpft. Wer gelernt hat, ein selbst organisiertes Pfingsjugendtreffen auf die Beine zu stellen, der kann zukünftig auch Streiks organisieren. Stefan Engel schlug dem Jugendverband REBELL als Option vor, seinen Vortrag in der Broschürenreihe „Durchblick“ herauszugeben.
Reporter-Workshop mit interessanten Ergebnissen
Der heutige Tag begann unter anderem mit einem Workshop für Jugendliche und Kinder, bei dem sie lernen konnten, wie man Leute interviewt, fotografiert und filmt. Emma und Max interviewten Lenny (7 Jahre), dem das Yaku-Spiel am Rote-Fahne-Stand am besten gefällt. Für Matthias (63 Jahre) war die Podiumsdiskussion am Samstag ein Highlight. Chris (20 Jahre) hörte gespannt die Lesung „Kunst ist Waffe“ mit Renate Voß an und Markus (48 Jahre) fand es bisher am Besten, dass so viele junge Leute hier zusammenkommen. Liban (20 Jahre), ein somalischer Jugendlicher aus Wuppertal: „Mir gefällt das Tanzen, die Musik, das Fußballturnier. Meine Mannschaft nimmt den Sieg mit nach Hause und ich selbst nehme mit, dass viele Menschen aus verschiedenen Ländern zusammen leben, zusammen was tun und zusammen glücklich sein können.“
Man konnte „Lieder für den aktiven Widerstand“ lernen, an einem Rap-Workshop mit der Hamburger Band „Albino & Master Al“, einem Trommelworkshop und einem Schnupperkurs für Gitarre teilnehmen. Bei „Kampfsport International“ gab es eine Einführung in effektive Selbstverteidigung.
Interessante Gesprächsrunden
Bei den insgesamt sieben „Treffpunkten“ des Pfingstjugendtreffs fanden heute mehrere Gesprächsrunden statt: Eine zum Thema „Widerstand gegen LNG-Terminals“ beim Treffpunkt „Rettet die Umwelt“ und eine zur Fragestellung „Krieg – Wie rede ich mit meinen Kindern?“ beim Treffpunkt „Frauen- und Mädchenpower“. Am Treffpunkt „Hoch die internationale Solidarität“ wurde der Freundeskreis Flüchtlingssolidarität vorgestellt. Eine rebellische Berufsberatung lief beim Treffpunkt „Schule, Ausbildung, Bildung“.
Über die bis Redaktionsschluss laufende Gesprächsrunde mit Gabi Fechtner „Was ich die Parteivorsitzende der MLPD schon immer fragen wollte“ wird Rote Fahne News in den nächsten Tagen berichten.
Leidenschaftliche "Spiele ohne Grenzen"
Ein weiteres Highlight waren heute die schon traditionellen „Spiele ohne Grenzen“. Die aus Kindern und Jugendlichen zusammengestellten 14 Mannschaften aus ganz Deutschland kämpften leidenschaftlich, angefeuert durch ihre Fanclubs. Bei Disziplinen wie Bierkisten- und Schwamm-Wettlauf, Seifenbahn-Rutschen und Wagenrennen waren Zusammenhalt, Geschicklichkeit, Disziplin, Mut und Selbstvertrauen gefragt. Die Spielregeln waren dieses Mal so geändert, dass auch Kinder und Jugendliche mit Einschränkungen gleichberechtigt teilnehmen konnten. Es gewannen „Il Primo“ aus Bayern und Düsseldorf auf Platz 1, „Blitzkids“ aus Bochum, Recklinghausen und Herne auf Platz 2 sowie „Ruhrfüchse“ aus Witten auf Platz 3. Die Titelverteidiger „Thüringer Bratwürste“ wurden sechste.
Besucherinnen und Besucher aus Gelsenkirchen konnten beim Schlendern über den Platz aber noch viel mehr erleben. Beim Stand der Bergarbeiterbewegung „Kumpel für AUF“ konnte man zahlreiche Utensilien und Andenken aus dem Bergbau erwerben, aber auch ein Buch zum großen Bergarbeiterstreik von 1997.
Informatives, Nützliches, Schönes und Leckeres
Informieren konnte man sich an den Infoständen von MLPD, REBELL, Redaktion REVOLUTIONÄRER WEG, People-to-People-Reisen, Mediengruppe Neuer Weg, Musikverlag JumpUp, Solidarität International, Umweltgewerkschaft, Frauenverband Courage, Deutsch-Philippinischer Freundschaftsgesellschaft, Marikana und Internationalistischem Bündnis.
Es gab auch viel Nützliches, Schönes und Leckeres zu erwerben: unter anderem bei einem Kleiderflohmarkt, einem Hofladen mit gesunden Lebensmitteln direkt von Bauern, Ständen mit Kunsthandwerk aus verschiedenen Ländern. Die Essens- und Getränkespezialitäten reichten von Thüringer Bratwürsten über thailändische Nudelpfanne, Crepes, vegane Linsensuppe bis zum bayerischen Bierzelt.
Open-Air-Konzert beginnt
Überall traf man Möglichkeiten zum gemütlichen Verweilen, Kennenlernen und Diskutieren. Die gute Stimmung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten auch einige Regenschauer nicht trüben, zumal es am Vortag Sonne pur gab.
Aktuell beginnt auf dem Platz das Open-Air-Konzert „Organisiert Euch!“ mit „Albino & Master Al“, „Los Pueblos“ und „Gehörwäsche“. Mehr darüber morgen auf Rote Fahne News!