Zeitgleiche Tarifstreiks in der Kontraktlogistik in Sachsen

Zeitgleiche Tarifstreiks in der Kontraktlogistik in Sachsen

Ohne uns läuft hier kein Auto vom Band

Während am 2. Juni die bei VW Zwickau eingesetzten Schnellecke-Kollegen in der Früh- und Spätschicht gewerkschaftliche „Frühschluss“-Aktionen mit rund 100 Beteiligten pro Schicht unter dem solidarischen Applaus von rd. 50 VW-Vertrauensleuten durchführten, fanden auch in Leipzig Warnstreiks statt.

Korrespondenz aus Ostdeutschland
Ohne uns läuft hier kein Auto vom Band
Warnstreik der Schnellecke-Kollegen und von VW-Kollegen bei VW Zwickau (Foto: IG Metall)

Dazu schreibt die IG Metall Leipzig auf ihrer Homepage: „Rund 100 Beschäftigte von Schnellecke Sachsen und Rudolph Automotive bei BMW sowie weitere 250 Beschäftige von Imperial Logistics bei Porsche folgten den Warnstreikaufrufen zum Ende der Frühschicht. Ihnen schlossen sich am Abend in der Spätschicht weitere 60 Beschäftigte der Rudolph Automotive bei Porsche und 90 Beschäftigte von Schnellecke bei BMW an.“

 

Stimmen am Tor Süd bei VW: „Seit Monaten immer wieder Kurzarbeit. Bei unseren Einkommen kommst Du trotz Aufzahlung auf 80 Prozent an Grenzen. Lass mal Kühlschrank und Waschmaschine gleichzeitig kaputt gehen, dann ist Katastrophe. Deshalb machen wir das hier.“ „Auch wenn bei uns nicht VW drauf steht: Ohne uns läuft kein Auto vom Band. Gut, dass VW-Kollegen uns unterstützen – auch wenn dieser tolle Konzern uns wie Sch... behandelt.“ „Wenn die nicht nachgeben, erwarte ich Urabstimmung und Streik, statt rumeiern.“

 

Die Entfaltung der vollen gewerkschaftlichen Kampfkraft und Vorbereitung ggf. nötiger selbständiger Streiks müssen jetzt ins Zentrum. Auffallend wird von der zuständigen Gewerkschaftsführung, offensichtlich aus Rücksicht auf die Automonopole, auf richtige Streiks verzichtet und stattdessen wird seit sechs (!) Monaten verhandelt! Die Arbeiter können aber nicht erfolgreich kämpfen und gleichzeitig „Rücksicht“ auf die Autokonzerne und ihre Gewinnmargen nehmen!

 

Oder hat man Sorge, ein Vollstreik könnte Schule machen - und das gerade in diesen hochpolitisierten Zeiten eines Ukraine-Kriegs, eines 100-Mrd.-Euro-Aufrüstungsprogramms der Bundesregierung und offiziell 7,8 Prozent Inflation? Zum Hintergrund der Tarifauseinandersetzung: Die IG Metall fordert eine Anhebung der monatlichen Grundentgelte von durchschnittlich 2200 Euro auf 2450 Euro in der Logistikbranche und die schrittweise Angleichung der Wochenarbeitszeit - analog zu den Herstellern in der Automobilindustrie - auf 35 Stunden. Völlig zu Recht und längst überfällig!

 

Weiter heißt es bei der IG Metall: „Volkswagen, BMW und Porsche in Sachsen tragen eine erhebliche Verantwortung für den Verlauf des Tarifkonfliktes. Sie nutzen ihre Standortvorteile, erwarten zugleich von Dienstleistern eine hohe Flexibilität, stellen aber deren Geschäftsmodelle durch eine rigide Einkaufspolitik in Frage“, erklärte Bernd Kruppa. Die betrieblichen Tarifkommissionen der IG Metall bei insgesamt zehn Kontraktlogistikern mit rund 3200 Beschäftigten im Umfeld von BMW und Porsche in Leipzig haben sich auf eine gemeinsame Strategie zur Durchsetzung ihrer Forderungen verständigt.“

 

Am 3. Juni fanden weitere Warnstreiks und Aktionen bei Schnellecke in seinem Glauchauer Werk (rd. 1000 Beschäftigte) in Früh- und Spätschicht statt.