Kolumbien
Gustavo Petro und Francia Márquez - auch eine Widerspiegelung der multidimensionalen Krise
"Rote Fahne News" dokumentiert einen Gastbeitrag von Alejandro Tapia, ICOR-Koordinator für den amerikanischen Kontinent, der den Linkstrend in Kolumbien beleuchtet. Dieser äußerte und äußert sich in den Massenkämpfen in dem lateinamerikanischen Land und jetzt auch in den Wahlerfolgen des Linksbündnisses Pacto Histórico. Die Arbeiter und die Massen Kolumbiens sind herausgefordert, sich in dieser Situation einen kämpferischen Wahlkampf damit zu verbinden, sich keinerlei parlamentarische Illusionen zu machen. Auch in Peru sind die Wahlerfolge des Linksreformisten Pedro Castillo ein deutlicher Ausdruck eines fortschrittlichen Stimmungsumschwungs. Die peruanischen Massen erkennen jetzt ernüchtert, dass sich ihre Lage keineswegs grundlegend geändert hat. Der Klassenkampf wird durch linke Wahlerfolge keineswegs unnötig!
Gustavo Petro und Francia Márquez führen den Kampf um die Präsidentschaft und die Vizepräsidentschaft Kolumbiens in der zweiten Runde an, nachdem sie in der ersten Runde einen großen Triumph errungen und das beste Ergebnis der Linken und Progressiven in ihrer Geschichte erzielt haben. Petro und Marquez erhielten 8.527.768 Stimmen oder 40,3 Prozent, womit sie ihren Konkurrenten um zwölf Punkte, oder mehr oder weniger 2.500.000 Stimmen übertrafen. Man ging davon aus, dass der Kandidat der Regierung Duque und des faschistischen Uribismus¹, Federico Gutiérrez, in die zweite Runde einziehen würde, was jedoch nicht der Fall war. Ein anderer Kandidat, Rodolfo Hernández, trat an und erreichte die zweite Runde mit 5.953.209,0 Stimmen oder 28,1 Prozent, während Gutiérrez 5.058.010 Stimmen oder 23,9 Prozent erhielt. Die Koalition namens Centro Esperanza mit Sergio Fajardo erhielt 888,585 Stimmen oder 4,2 Prozent und war damit der große Verlierer; zu ihr gehört die Partei Dignidad, ehemals Moir.
Der Kampf findet nach wie vor zwischen Faschismus und Demokratie statt, in einem Land, das von einer kriminellen Bande unter der Führung von Präsident Iván Duque regiert wird: Mit paramilitärischen Drogenhändlern in den staatlichen Institutionen; mit bewaffneten Kräften, die zu einem Staatsstreich aufgerufen haben; in einem Land, das sich im Krieg befindet, und einem fragilen Friedensprozess, der von dieser Regierung torpediert wird. Und angesichts der Ermordung sozialer Führer und der Massaker an Menschen, die ihre Rechte verteidigen; angesichts der Attentate auf die Kandidaten Petro und Márquez; angesichts der Versuche, die Wahlen auszusetzen; angesichts des aufgedeckten und angeprangerten Wahlbetrugs bei den Wahlen im März ist es ein sehr wichtiger Erfolg, dass diese Wahlbeteiligung erreicht wurde. denn sie zeigt, dass das kolumbianische Volk nicht gewillt ist, sich seinen Henkern zu unterwerfen.
Der Volksaufstand vom 28. April 2021, auch "Paro Nacional" (nationaler Streik) genannt, brachte alle sozialen Kräfte in Wallung. Die multidimensionale Krise, zu der auch die Covid-19-Pandemie gehörte, und die das kolumbianische Volk mit Hunger, Elend, Arbeitslosigkeit und dem verzweifelten Wunsch nach einem notwendigen Wandel zu diesem gewaltigen Kampf gegen die etablierten Mächte veranlasste, spiegelt sich - auf die eine oder andere Weise - in den Stimmen für das Bündnis Pacto Histórico mit den Kandidaten Gustavo Petro und Francia Márquez wider.
Dies hat aber auch dazu geführt, dass sich weite Teile der Gesellschaft in konservativen, rückständigen und sozial-traditionellen Positionen verschanzt haben, die dem faschistischen Uribismus und der Kampagne von Rodolfo Hernandez dienen. Dieser ist auch Ausdruck neuer Formen des Faschismus mit Fremdenfeindlichkeit, Machismo, Frauenfeindlichkeit und Patriarchalismus in seinen Ansichten und Überzeugungen in patriarchalisch-paternalistische Institutionen.
Im Wahlkampf hat sich der Antikommunismus darin manifestiert, dass für die Faschisten und Rechten all das als Kommunismus gilt: Die Verteidiger der Menschenrechte; von Land und Umwelt; des Rechts auf Leben; die Verteidigung der Frauenrechte. Nicht zu vergessen die, die sich zudem auch damit identifizieren, Guerillakämpfer zu sein. Und Kandidaten wie Rodolfo Hernández sind geeignet für diese Vorstellungen.
Es gibt diejenigen, die glauben, dass Hernández der Wandel ist, während er in Wirklichkeit ein Versuch ist, die kolumbianische Gesellschaft mit Konservatismus zu kontrollieren - angesichts des Vormarschs der Kämpfe von Frauen und jungen Menschen für eine neue Gesellschaft: Die Volksdemokratie. Um ihre Wähler zu beruhigen, sprechen sie heute von zwanzig Punkten Unterschied zwischen dem Uribismus und Rodolfo Hernandez, der von der bei der Wahl am letzten Sonntag unterlegenen Uribe-Richtung große Unterstützung erhält.
Der Wahlkampf um die Präsidentschaft in Kolumbien ist eingebettet in die Auseinandersetzung in Lateinamerika und der Karibik zwischen den Imperialisten der USA, Russland, China und auch der EU. Und die Polarisierungen, die in Chile, Uruguay, Peru, Bolivien und Kolumbien zu beobachten waren, sind der Kampf der Völker, die versuchen, die Stellungen zu besiegen, die im Dienste der Imperialisten, der großen Monopole und der Bourgeoisie stehen.
Mit Optimismus und trotz der Gerüchte über Wahlbetrug bei den letzten Wahlen wird die Wahlkampagne fortgesetzt, damit es zum ersten Mal in der Geschichte Kolumbiens eine Präsidentschaft mit fortschrittlichen Standpunkten gibt und das kolumbianische Volk in seinen grundlegenden Forderungen vorankommt.