"Internationalistisches Jugendfestival" unterbindet Werbung fürs Pfingstjugendtreffen
Von wegen "Kapitalismus überwinden"!
Der Jugendverband REBELL wendet sich in einem Offenen Brief an die Organisatoren des „Internationalistischen Jugendfestivals“ am 28. Mai in Lützerath:
… am 28. Mai sind wir mit einer Delegation des Jugendverbands REBELL nach Lützerath angereist, um uns am „Internationalistischen Jugendfestival“ zu beteiligen. Das wurde von den Initiativen „Lützerath lebt“ und „Make Rojava Green Again“ organisiert („Lützerath lebt“ ist die Initiative für die Verteidigung des Dorfes Lützerath, die die Proteste und Besetzung des Dorfes organisiert. „Make Rojava Green Again“ ist eine Initiative für den ökologischen Wiederaufbau in Rojava, in deren Rahmen u. a. Abwassersysteme aufgebaut oder die Landwirtschaft gestaltet wird. Anm. d. Red.) Das Motto lautete „Kämpfe verbinden - Kapitalismus überwinden“.
Im grundsätzlichen Widerspruch dazu steht aber euer Verhalten an diesem Samstag uns gegenüber. Als wir mit unserer Delegation auf das Festivalgelände gingen, wurden wir nach kürzester Zeit noch am Einlass von einem aggressiven Ordner attackiert. Wir sollten sofort aufhören, unsere Flyer zu verteilen. Mehrmals versuchte er, uns die Flyer aus der Hand zu reißen, schrie uns an und drohte uns. Er wurde dabei von einigen weiteren Aktivisten unterstützt.
Ein „Organisationskomitee“, das uns gegenüber nur in Form einer Person namens Flo auftrat, sorgte letztlich mit Berufung auf das „Hausrecht“ dafür, dass wir von dem Festival ausgeschlossen wurden und daran gehindert wurden, weitere Flyer zu verteilen.
Was waren das für Flyer, die euch so in Aufregung versetzten? Es ging um Einladungen zum 20. Internationalen Pfingstjugendtreffen. In diesem Jahr steht es unter dem Motto „Generation Krise? Generation Rebellion! Aktiv für den Weltfrieden!“. Das Pfingstjugendtreffen steht gerade dafür, unterschiedliche Bewegungen und Jugendliche zusammenzubringen: Gewerkschafter, Umweltaktivisten, Antifaschisten, Flüchtlingsaktivisten, Schüler und Studierende, Revolutionäre, usw. Dabei verfolgt es den Grundsatz wirklicher Überparteilichkeit auf antifaschistischer Grundlage – was die Mitarbeit von MLPD und REBELL einschließt.
Hier wird gemeinsam demonstriert, diskutiert, gefeiert, Sport gemacht, das ganze Programm gemeinsam organisiert. Gerade heute, angesichts einer akuten Weltkriegsgefahr, brauchen wir solche Plattformen, um uns auszutauschen und den Zusammenhalt zu stärken. Wie sollen wir sonst zu einer starken Friedensbewegung kommen, die einen III. Weltkrieg verhindern kann? Euer Verhalten ist doch eine Karikatur auf die Losung: "Kämpfe verbinden, Kapitalismus überwinden", wenn ihr kämpferische und kapitalismuskritische Kräfte für den echten Sozialismus vom Gelände werft.
Ihr argumentiert, dass "die kurdische Bewegung" keine „Parteipolitik“ an diesem Tag wollte. Meint Ihr, dass Ihr für die kurdische Bewegung sprecht? Wieso meldete an diesem Tag kein einziger kurdischer Jugendlicher Widerspruch zu uns an – sondern lediglich Leute, die offenbar aus dem anarchistischen Spektrum kommen? Die kurdische Bewegung kämpft seit Jahrzehnten gegen das Verbot der PKK in Deutschland und für die Freilassung von Abdullah Öcalan. Wollt ihr uns ernsthaft weißmachen, dass die kurdische Bewegung die Unterdrückung einer revolutionären Arbeiterpartei in Deutschland fordert? Zumal die MLPD seit Jahrzehnten für diese Forderungen der kurdischen Bewegung kämpft und diese Solidarität niemals davon abhängig gemacht hat, dass es ideologisch-politische Widersprüche zur Theorie und Praxis der PKK gibt.
Und von wegen: Keine Parteien: Regelmäßig posieren Vertreter der Grünen medienwirksam am Rand des Braunkohletagebaus. Im jetzigen Sondierungspapier von Grünen und CDU für eine künftige Landesregierung in NRW stimmen die Grünen zu, dass Lützerath abgebaggert wird – während der Erhalt des Dorfes noch im Wahlkampf ein Versprechen war! Der Grünen-Vorsitzende in NRW, Felix Banaszak sagt: „Die 1,5-Grad-Grenze verläuft nicht durch Lützerath“.
Auf unsere Ansprache hin, dass ihr gegen jahrzehntelang erkämpfte demokratische Rechte und Freiheiten vorgeht, sagtet Ihr: „Das hier ist nicht Deutschland, sondern anarchistisch besetztes Gebiet“. Was für ein Armutszeugnis: Offensichtlich fällt euer anarchistisches Weltbild sogar noch hinter die hart erkämpften und eingeschränkten demokratischen Rechte und Freiheiten der Bundesrepublik Deutschland zurück!
Das Internationale Pfingstjugendtreffen hingegen ist überparteilich, selbstorganisiert, finanziell unabhängig und es kann von jedem auf antifaschistischer Grundlage besucht werden.
Revolutionäre Grüße
Anna Vöhringer für den Jugendverband REBELL